Schüsse in Konolfingen: Täter vor Gericht
Mitte Juli 2012 wurde im Bahnhof Konolfingen ein Mann durch Schüsse schwer verletzt. Jetzt steht der mutmassliche Täter vor Gericht.
Im Zentrum der verworrenen Geschichte steht der Kauf eines Geländewagens. Am vereinbarten Zahlungstermin blieb der Angeschuldigte dem Verkäufer, einem in der Schweiz lebenden Kosovo-Albaner, die vereinbarten 14'000 Franken schuldig.
Dadurch geriet ein Freund der beiden und Vermittler des Geschäfts in die Bredouille, da er für den Käufer garantiert hatte. Diesen hatte er eineinhalb Jahre zuvor in Albanerkreisen kennengelernt und war eng mit ihm befreundet. Der Verkäufer wiederum ist ein Jugendfreund aus dem Kosovo.
Massiv bedroht
Der Angeklagte schilderte am Montag vor dem Regionalgericht Bern-Mittelland, er sei vom Autoverkäufer und vom Vermittler massiv unter Druck gesetzt und bedroht worden. Dies wird von beiden vollumfänglich bestritten. Der Verkäufer räumte allerdings ein, er sei selber unter dem Druck von Gläubigern gestanden.
Der Beschuldigte erklärte, er habe weniger um sich selbst als um seine Frau und die drei Kinder Angst gehabt. Er habe schliesslich ohne Wissen seines Schwiegervaters dessen Revolver behändigt. Bei einem nächsten Treffen machte der Mann von der Waffe Gebrauch. Er habe keinen anderen Ausweg gesehen, rechtfertigte er sich.
Schwer verletzt
Durch einen Schuss wurde der 48-jährige Vermittler im Unterleib und an der Wirbelsäule schwer verletzt. Er ist heute auf den Rollstuhl angewiesen. Er verspürt noch starke Schmerzen, die er mit Medikamenten dämpfen muss.
Der mutmassliche Täter soll dem verletzt auf dem Bahnhofplatz von Konolfingen Liegenden auch Handy und Portemonnaie abgenommen haben. Das sei aus Versehen passiert, machte der Beschuldigte geltend, als er sich sein eigenes, ihm zuvor abgeknöpftes Mobiltelefon zurückgenommen habe.
Danach soll der Täter ein weiteres Mal auf das Opfer geschossen haben. Der Streifschuss verursachte Verletzungen am Kopf.
Auf beide Männer geschossen?
Der Beschuldigte bestreitet, bereits im Treppenhaus seines Wohnhauses auf die beiden vor ihm flüchtenden Männer geschossen zu haben. Auf den Vermittler habe er im Freien gefeuert. An die Schussabgabe könne er sich nicht mehr genau erinnern. Deshalb könne er auch nicht sagen, wohin er gezielt habe.
Der Angeklagte berichtete, er habe zuerst in seine Wohnung flüchten wollen - die Familie hatte er zu Verwandten geschickt. Deshalb habe er den beiden anderen vorgegaukelt, er habe dort 5000 Franken, die er als Teilzahlung übergeben könne. Es sei ihm jedoch nicht gelungen, die Tür rechtzeitig zu schliessen. Da habe er zum Revolver gegriffen.
Geld verspielt?
Der Vermittler erzählte, der Beschuldigte habe ihm am Vorabend gestanden, er habe das Geld für den Wagen im Casino verspielt. Das Auto hatte er inzwischen für 10'000 Franken an einen Onkel seines Schwagers verkauft. Das Geländefahrzeug war bereits unterwegs nach Mazedonien. Deshalb war eine Rückgabe nicht möglich.
Eine Sondereinheit der Polizei konnte den Schützen noch in der selben Nacht festnehmen. Das Urteil im mehrtägigen Prozess wird für Donnerstag erwartet.