Schreinerei Kirchmann und Friederika Stiftung: "Der längere Arbeitsweg ist ein grosser Vorteil"

Die Schreinerei Kirchmann hat seit einige Wochen einen neuen Standort. Damit ist sie weg von der Friederika Stiftung in Walkringen, mit der die Schreinerei zusammenarbeitet und lernbeeinträchtigte Jugendliche ausbildet. Das bedeutet aber nicht, dass diese Kooperation mit dem Umzug beendet ist. Im Gegenteil: Durch die Aufteilung auf zwei Orte könnten die Lernenden noch mehr von ihrer Ausbildung profitieren, sagt Schreinereiinhaber Thomas Kirchmann.

Isabelle Berger, info@bern-ost.ch

"Die Friederika Stiftung wie auch die Schreinerei Kirchmann sind sehr erfolgreich unterwegs", sagt Thomas Kirchmann. Die Stiftung habe viele Lernende und die Schreinerei viele Aufträge. "Nach vierjähriger Zusammenarbeit hat das den Rahmen der Möglichkeiten gesprengt." Auch das Schreinerei-Team sei gewachsen. Unterdessen beschäftigt Kirchmann sieben Mitarbeiter:innen. Dazu kommen vier Lernende und ein Mitarbeiter der Friederika Stiftung. Ab Januar gibt es auch noch einen Praktikanten.

 

Bis jetzt war die Schreinerei auf dem Gelände der Stiftung in Walkringen untergebracht. Um mehr Platz zu haben, suchte die Schreinerei eine neue Lokalität. Gefunden hat sie diese auf der Wisle bei Worb. Das Büro bleibt wie bis anhin in Gysenstein.

 

Entflechtung bringt Ruhe

Neben mehr Raum hat der Umzug noch einen anderen Vorteil: "Die Lernenden können an zwei Orten besser ausgebildet werden", sagt Kirchmann. "Sie haben Konzentrationsschwierigkeiten, wenn viel um sie herum läuft. Durch die Entflechtung von Stiftung und Schreinerei haben sie ein ruhigeres Umfeld und können sich besser konzentrieren und die Ausbildungsinhalte besser aufnehmen."

 

Die Lernenden könnten so auch tageweise in einem Wirtschaftsbetrieb des ersten Arbeitsmarktes reinschnuppern, sich danach wieder in die Stiftung zurückziehen und die Eindrücke verarbeiten. Anders als bei einem externen Betrieb würden sie zudem bereits alle Leute der Schreinerei Kirchmann kennen. Neu seien dann nur der Weg und die Lokalität.

 

Arbeitsweg als Lernmöglichkeit

Dass die Jugendlichen von Walkringen nach Worb nun ein paar Kilometer zurücklegen müssen, sei auch ein grosser Vorteil. "Der Alltag stellt für sie eine grosse Hürde dar. Wenn sie an einen externen Arbeitsort müssen, gilt es für sie zum Beispiel zu überlegen, ob sie einen Regenschirm mitnehmen müssen oder das Zmittag dabei haben", so Kirchmann. Spiele sich alles auf dem Stiftungsgelände ab, falle dies weg, und sie könnten es auch nicht lernen.

 

Seit gut anderthalb Monaten ist die Schreinerei nun am neuen Standort. "Es läuft nicht so schlecht. Es ist ein gewisses Angewöhnen", sagt Kirchmann. Am alten Ort sei alles eingerichtet gewesen, am neuen Ort müssten sie wieder fast bei Null anfangen. Raum und Maschinen müssen ausgetestet, Arbeitsabläufe wieder eingespielt werden. "Wir sind auf gutem Weg, es braucht aber noch Zeit."

 

Viele Aufträge trotz Pandemie

Was die Auftragslage anbelangt, geht es der Schreinerei gut. In den letzten zwei Jahren hätte sich aber vieles verändert. Zuvor sei fast alles planbar gewesen, Offerten hätten lange gestimmt. "Heute sind wir teilweise fast tagespreisabhängig. Zudem ist die Termingerechtigkeit nicht mehr gewährleistet", sagt Kirchmann. Obschon er bei den Kund:innen die allgemeine Unsicherheit auch gemerkt habe, hätten Homeoffice und verschobene Ferien Betrieben wie seinem in die Hände gespielt. Denn die Leute hätten zuhause Ideen umgesetzt, sich mal der Küche oder der Terrasse gewidmet. "Aufträge von Privaten sind weniger terminabhängig. Sie haben mehr Verständis, wenn Materialien momentan nicht verfügbar sind und sind offener für Alterativen."


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Erstellt: 29.01.2022
Geändert: 29.01.2022
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