Schlosswil - Ungewisse Zukunft für Schloss

Das Angebot von Matthias Steinmann und der Region Kiesental für das Schloss Wyl gilt nicht mehr. 5 der 19 Gemeinden versagten dem Projekt überraschend ihre Unterstützung.

Simon Wälti / Der Bund
Noch vor rund einem Monat hat Matthias Steinmann sein Angebot für das Schloss Wyl stark erhöht: Der Professor und Medienforscher wollte dem Kanton Bern 4 Millionen Franken als Kaufpreis für das Schloss zahlen. «Ich habe mich bemüht, noch einmal einen Riesenschritt zu machen», sagt Steinmann.

Nun hat die Steinmann-Stiftung ihr aufgebessertes Angebot zurückgezogen. Auslöser des Schrittes war ein Beschluss der Region Kiesental, sich aus dem Projekt zurückzuziehen. «Das Projekt macht keinen Sinn, wenn die Region nicht dahintersteht», so Steinmann. Der Stiftung sei der Hauptzweck entzogen worden. «Es wurde eine historische Chance verpasst, das Schloss mit den vorgesehenen gesellschaftlichen und kulturellen Aktivitäten in der Region zu verankern.»

Damit liegt dem Kanton noch das Angebot der Stiftung Archiv Arte vor, die im Schloss ein Zentrum für Künstlernachlässe einrichten will.

Zu wenig Unterstützung

Peter Moser, Präsident der Region Kiesental und Gemeindepräsident von Konolfingen (SVP), ist ernüchtert. «Das tut mir persönlich sehr weh, dass diese Chance vertan wurde.» Unter den gegebenen Umständen sei es aber schlicht nicht mehr möglich, das Projekt zu realisieren.

Eine Umfrage unter den neunzehn Mitgliedsgemeinden ergab folgendes (unvollständiges) Resultat: Zwölf Gemeinden unterstützten das Projekt, fünf lehnten es ab. Das Projekt sei damit in der Region zu wenig gut verankert. «Dabei ging es in dieser Umfrage nur um die moralische und ideelle Unterstützung und nicht einmal ums Geld.»

In einer ersten Runde fehlte teilweise aber auch die Bereitschaft, das Portemonnaie für eine Defizitgarantie von 75'000 Franken jährlich zu öffnen: Acht Gemeinden hiessen ihre Beiträge gut, sieben lehnten sie ab, vier sagten mit der Auflage zu, dass alle Gemeinden das Projekt unterstützen.

«Das ist bedenklich», findet Moser, der noch im Sommer von einer «120-prozentigen» Unterstützung der Region gesprochen hatte. Moser, der sich stark für das Schloss engagiert hatte, denkt nun an Rücktritt als Präsident der Region Kiesental: «Ich mache mir Gedanken, ob ich der richtige Mann in diesem Amt bin.»

Zwei Gemeinden, die Nein gesagt haben, sind Biglen und Grosshöchstetten: Das Konzept mit dem Gesundheitszentrum sei «nicht erfolgversprechend», begründet der Bigler Gemeinderatspräsident Jean-Paul Mange (FDP) den Entscheid. «Wir glaubten nicht an die Wohlfühloase.» Die Begeisterung in den Gemeinden und der «Support» seien zu wenig gross gewesen. Mange macht aber auch ein Fragezeichen hinter die Politik des Kantons, nicht mehr benötigte Schlösser abzustossen. Das Schloss gehöre eigentlich gar nicht dem Kanton, sondern den Gemeinden. «Es wurde mit viel Schweiss und Blut aus der Region aufgebaut.»

Esther Ammann, Präsidentin des Vereins Aktivgsund, der im Schloss ein Wohlfühlzentrum aufbauen wollte, bedauert das Aus. Die Räumlichkeiten wären aber für die Zwecke des Vereins nicht ideal gewesen, findet sie. Zudem sei die Anbindung an den öffentlichen Verkehr nicht besonders gut.

Doris Reber Dolder (parteilos), Gemeinderätin von Schlosswil, hofft, dass der Park des Schlosses auch in Zukunft öffentlich zugänglich bleibt. Sie vermutet, dass die Gemeinden Angst vor möglichen finanziellen Folgen hatten.

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Erstellt: 08.09.2010
Geändert: 08.09.2010
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