Schlosswil - Ueli Zaugg verlässt das Schloss

Sieben Jahre lang hatte Regierungsstatthalter Ueli Zaugg seinen Sitz im Schloss Schlosswil. 2010 verschwindet der Amtsbezirk Konolfingen. Zaugg verzichtet auf einen Verwaltungsjob in Bern und geht vorzeitig in Pension.

Laura Fehlmann / Berner Zeitung BZ
Die ersten gelben Blätter liegen auf dem Rasen im Schlosspark. Wenn die Bäume wieder treiben, wird Regierungsstatthalter Ueli Zaugg sein Büro im Erdgeschoss des Schlosses Schlosswil geräumt haben. Ab 1.Januar 2010 gehören die 30 Gemeinden des Amtes Konolfingen zum Bezirk Bern-Mittelland. Bei Zauggs Wahl 2002 war dies noch kein Thema gewesen. «Im ersten Vorschlag des Grossen Rates war vorgesehen, dass der Amtsbezirk Konolfingen selbstständig bleibt», sagt Ueli Zaugg. Dann kam die Abstimmung. Obschon 22 der 30 Konolfinger Gemeinden gegen die Aufhebung ihres Bezirks stimmten, sagte die Mehrheit dazu Ja. «Das hat mich enttäuscht», gesteht Zaugg. Er ist überzeugt: «Die Nähe des Statthalters zur Bevölkerung hat mehr Vor- als Nachteile.» Offenbar sei diese Nähe heute nicht mehr erwünscht, die Menschen orientierten sich nach Bern, sinniert der 63-Jährige.

Der Bauer

Als einziger Sohn eines Bauernehepaars ist Ueli Zaugg in Münsingen aufgewachsen. Er wollte den elterlichen Hof übernehmen und absolvierte eine bäuerliche Ausbildung. Der Traum endete abrupt, als Zaugg mit 20 seinen Rücken operieren lassen musste. «Es war ein harter Schlag für meine Eltern und für mich», erinnert er sich. Der Landwirtschaft blieb er aber treu, holte die Matura nach und studierte Agronomie. In den Jahren danach unterrichtete er zuerst an der landwirtschaftlichen Schule Waldhof in Langenthal, dann am Inforama Schwand. Dort leitete er vor seiner Wahl zum Statthalter während zehn Jahren die Schule, zusammen mit Ehefrau Ruth.

Der Unpolitische

Politisch war der landwirtschaftliche Lehrer und Berater ein unbeschriebenes Blatt, bis ihm sein Vater mit 20 nahelegte, der SVP beizutreten. «Das gehöre sich für einen Bauern, sagte er», erinnert sich Zaugg. Sein politisches Engagement habe sich allerdings auf die Mitgliedschaft in der Tiefbaukommission Münsingen beschränkt. 2001 fragte ihn die Partei dann an, ob er für das Regierungsstatthalteramt kandidieren wolle. Zaugg sagte zu und wurde mit 60 Prozent der Stimmen gewählt. SP-Mann Roland Beeri unterlag. Heute ist Zaugg BDP-Mitglied.

Der Frontmann

«Nähe» ist ein Wort, das der Noch-Regierungsstatthalter oft verwendet. Etwa, dass die Nähe zu den Menschen ihm das Wichtigste gewesen sei, Probleme im persönlichen Gespräch gelöst wurden. «Das war besser, als einen trockenen Brief zu schicken.» Briefe seien trotzdem geschrieben worden, der guten Form halber, so Zaugg.

Manchmal ist ihm die Nähe zwar fast zu viel geworden. Etwa dann, wenn er einen Fürsorgerischen Freiheitsentzug (FFE) unterzeichnete. Oder wenn er wegen häuslicher Gewalt ausrücken musste. Zaugg hat immer «an der Front» agiert. Deshalb zieht er es vor, vorzeitig in Pension zu gehen. Lust auf einen Bürojob in der Verwaltung verspürt er nicht. Auf eine Kandidatur für das Regierungsstatthalteramt in Bern hat er verzichtet. «Ich wäre zu alt gewesen, um eine ganze Amtsperiode zu übernehmen.»

Der Wehmütige

Jetzt, kurz vor dem Abschied werde ihm bewusst, was für ein Privileg der Arbeitsplatz im «Schloss Wyl» sei. «Nicht ein Mal bin ich ungern zur Arbeit gekommen», so Zaugg. Eine Spur Wehmut schwingt in seiner Stimme. Auch wenn er davon erzählt, dass kürzlich Kaufinteressenten das Schloss besichtigt hätten, das der Kanton verkaufen will.

Der Kies knirscht, wie Ueli Zaugg vom Schlosseingang auf den Vorplatz tritt. Am Samstag wird er zum letzten Mal für die Öffentlichkeit die Schlosstüre öffnen.

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Erstellt: 22.10.2009
Geändert: 22.10.2009
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