Schlosswil - Geschichten von früher und heute

Zwei neue Bücher aus dem Langnauer Landverlag wurden im Schloss Wyl der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Autorin Barbara Traber las aus ihrem neuesten Werk.

Gertrud Lehmann, Berner Zeitung
Die beiden Bücher ähneln sich in der Erscheinung. Doch kommen im Buch «Auf dem Lande» 20 verschiedene Autoren – mehrheitlich aus der Schweiz – zu Wort. «Vo naachem u wytem» mit zwölf Erzählungen ist ein Werk Barbara Trabers. Während die Kurzgeschichten von «Auf dem Lande» in Schriftsprache abgefasst sind, erzählt Traber in anheimelndem Berndeutsch. Gemeinsam ist beiden Büchern der «ländliche» Inhalt und dass, statt eines schwerverdaulichen Romans, die Anzahl Kurzgeschichten quasi als «Bettmümpfeli» länger werdende Abende versüssen. Sie sollten – gleich kostbaren Pralinen – Stück um Stück genossen werden, sie auf einen Schlag zu verschlingen, wäre schade.

Gewohntes und Neues

Barbara Traber wohnt in Worb und ist natürlich in der Region keine Unbekannte. Doch nach über einem Dutzend herausgegebener Bücher, wechselweise in Schriftdeutsch und Dialekt, hat sie sich auch landesweit als Erzählerin einen Namen gemacht. Das neue Buch sei ein «Geschenk» zu ihrem 70. Geburtstag, sagt die Autorin. Wiederum widmete sie sich ihren Lieblingsthemen: Menschen, Landschaften, Stimmungen. Eigentlich haben alle Geschichten einen wahren Hintergrund, erzählen auf einer halben bis 66 Seiten von Beobachtetem und Erlebtem. Handlungsort ist nicht nur Trabers Heimat, sondern auch Reisen prägen ihre Erinnerungen. Daher der Titel «Vo naachem u wytem». Er sei jedoch auch als Perspektive zu verstehen, die sich je nach Abstand verändere, sagt Barbara Traber. Zudem hat sie in ihrem jüngsten Buch etwas Neues ausprobiert. Sie erwähnt es fast ein bisschen schüchtern: Sie habe eine Liebesnacht auf Berndeutsch beschrieben, was ihres Wissens bis jetzt noch kaum jemand gewagt habe. Für die Lesung in Schlosswil wählte die Autorin dann aber doch eine andere Geschichte aus. Die Leseprobe handelt von ihrem Ferienhaus in der Bresse.

Als wäre man dabei

Man lernt Barbara Trabers Nachbarn im kleinen Dörfchen an der Seille kennen, ihre liebenswerten und manchmal auch unerträglichen Eigenheiten. Man taucht mit ihr in eine nicht so weit entfernte und doch ganz andere Welt ein. Da spannt sich ein unendlicher, von keinen Hügeln begrenzter Sternenhimmel über das alte Haus im verwilderten Garten. Man riecht den Duft der Malven und hört das Zirpen der in die Nester zurückkehrenden Schwalben. Aber der Sommer vergeht, der Winter kommt feucht und kalt. Man muss sich warm anziehen. Das Häuschen gehört Traber nicht mehr, die Erinnerungen täten ihr weh, sagt die Autorin. Mit ihrer Geschichte lässt sie die Zuhörer an ihren Gefühlen teilhaben, berührend, aber ohne falsche Sentimentalität. Sie erfinde keine heile Welt, sagt sie, darum enden die Erzählungen, wie im richtigen Leben, nicht immer glücklich.

Gertrud Lehmann Barbara Traber: «Vo naachem u vo wytem», Landverlag. Preis: 22 Fr.

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Erstellt: 30.09.2013
Geändert: 30.09.2013
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