Schlosswil - Eine zweite Offerte für das Schloss
Für das Schloss der Gemeinde Schlosswil interessiert sich nicht nur die Stiftung von Matthias Steinmann, sondern auch der Verein ArchivArte aus Bern, der im historischen Gebäude ein nationales Zentrum für Künstlernachlässe einrichten will.
Simon Wälti / Der Bund
Die Matthias-Steinmann-Stiftung erhält Konkurrenz: Für das Schloss Wyl in der Gemeinde Schlosswil zwischen Worb und Grosshöchstetten liegt dem Kanton gemäss Recherchen des «Bund» eine zweite Offerte vor. Die noch zu gründende Stiftung ArchivArte möchte im historischen Gemäuer ein Zentrum für Nachlässe von Schweizer Künstlern und Künstlerinnen aufbauen. Initianten sind Inga Vatter-Jensen, Präsidentin von ArchivArte, der Architekt Manuel Vatter sowie der Kunsthistoriker Franz-Josef Sladeczek. Im Patronatskomitee sind bekannte Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Gesellschaft vertreten.
«Museen stossen an Grenzen»
Bisher gebe es noch keine überzeugenden und nachhaltigen Konzepte für den Erhalt von künstlerischen Werken, heisst es im Prospekt von ArchivArte. «Die Museen stossen an ihre Grenze, deshalb besteht ein Bedürfnis für eine gesamtschweizerische Nachlassverwaltung», sagt Inga Vatter-Jensen. «Es geht vor allem um die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.» Sie leitet seit über 12 Jahren den Verein ArchivArte, der sich für die Nachlässe von Künstlerinnen in der Schweiz engagiert. Von 1987 bis 1995 war sie Zentralpräsidentin der Gesellschaft Schweizerischer Bildender Künstlerinnen. Zudem führt sie eine Galerie im Breitenrainquartier. «Wir haben langjährige Erfahrungen in diesem Metier», sagt Inga Vatter-Jensen.
Kampf gegen das Vergessen
«Es gibt das Schweizer Literaturarchiv für Schriftsteller sowie die Paul-Sacher-Stiftung in Basel für Komponisten, aber kein Archiv für die bildende Kunst», sagt Franz-Josef Sladeczek. Man unternehme viel für die Förderung der Künstler, doch: «Irgendwann lassen wir sie fallen und tun nichts mehr für ihr Werk.» Häufig seien die Nachkommen auch überfordert. Trotz starkem persönlichem Engagement erweise sich die private Nachlassverwaltung letztlich als zu wenig nachhaltig. Natürlich könne man die Bilder und Skulpturen auch in einem Zivilschutzkeller oder in einer Industrieanlage unterbringen, sagt Sladeczek. Doch das Schloss sei als zentrale Institution mit landesweiter Ausstrahlung gedacht, nicht einfach als Lagerraum. Als Motto im Kampf gegen das Vergessen wurde das Zitat des Dichters Novalis «Alle Erinnerung ist Gegenwart» gewählt.
Laut Manuel Vatter eignet sich zum Beispiel der Gefängnisbau mit seinen dicken Mauern und dem geringen Lichteinfall «ideal» als Archiv. Es gebe zudem nur wenig Feuchtigkeit im Schloss, sagt der Architekt, der ein Nachdiplomstudium Denkmalpflege an der Fachhochschule Bern absolviert hat. «In einem zweiten Schritt könnte auch der grosse Dachboden als Reservevolumen genutzt werden.» Die Auswahl der Werke soll durch eine Fachkommission erfolgen.
Profitieren soll auch die Region
Das Schloss soll aber auch ein öffentlicher Ort des kulturellen Austausches sein. Das Gebäude, der Park und die Allee bieten sehr viele Möglichkeiten für Ausstellungen, Lesungen oder Seminare. Die Region und die Gemeinde Schlosswil sollen von einem sanften Tourismus profitieren. Der Kanton Bern könne landesweit eine kulturelle Führungsrolle übernehmen. Zudem trage das Nachlasszentrum auch zur Stärkung der Hauptstadtregion bei.
Für die Aufnahme der Werke muss eine einmalige Gebühr entrichtet werden. Für die Stiftung soll ein Förderverein gegründet werden, um weitere Mittel zu generieren. Zudem rechnet die Stiftung auch damit, dass sich die öffentliche Hand mittel- bis langfristig engagieren wird. Die Finanzierung für den Kauf des Schlosses sei gesichert, sagt Inga Vatter-Jensen. Das Schloss kaufen würde Manuel Vatter, der zudem beabsichtigt, mit seiner fünfköpfigen Familie in einer der beiden geplanten Wohnungen zu leben.
Entscheid nach Sommerferien
Beim Amt für Grundstücke und Gebäude des Kantons Bern sind nur allgemeine Aussagen erhältlich. «Wir geben über einzelne Bewerber keine Auskunft», sagt Doris Haldner, Leiterin Portfoliomanagement. «Der Entscheid ist noch nicht gefallen, die Verhandlungen laufen noch.» Haldner bestätigt, dass «mehrere Bewerber» im Rennen sind. Mit dem Entscheid ist voraussichtlich nach den Sommerferien zu rechnen.
Die Evaluation, welches Projekt den Zuschlag erhält, erfolgt nach mehreren Kriterien. Im Zentrum steht die Nachhaltigkeit. Die Nutzung des Schlosses soll für die Gesellschaft, also für die Gemeinden in der Region und die dort lebenden Menschen, einen Mehrwert bieten. Auch ins Gewicht fällt zudem die Wirtschaftlichkeit, das heisst der Preis, den die Interessenten zahlen, sowie die Finanzierung des Projekts. Berücksichtigt werden ebenfalls die Auswirkungen auf die Umwelt wie zum Beispiel das Verkehrsaufkommen.
«Museen stossen an Grenzen»
Bisher gebe es noch keine überzeugenden und nachhaltigen Konzepte für den Erhalt von künstlerischen Werken, heisst es im Prospekt von ArchivArte. «Die Museen stossen an ihre Grenze, deshalb besteht ein Bedürfnis für eine gesamtschweizerische Nachlassverwaltung», sagt Inga Vatter-Jensen. «Es geht vor allem um die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.» Sie leitet seit über 12 Jahren den Verein ArchivArte, der sich für die Nachlässe von Künstlerinnen in der Schweiz engagiert. Von 1987 bis 1995 war sie Zentralpräsidentin der Gesellschaft Schweizerischer Bildender Künstlerinnen. Zudem führt sie eine Galerie im Breitenrainquartier. «Wir haben langjährige Erfahrungen in diesem Metier», sagt Inga Vatter-Jensen.
Kampf gegen das Vergessen
«Es gibt das Schweizer Literaturarchiv für Schriftsteller sowie die Paul-Sacher-Stiftung in Basel für Komponisten, aber kein Archiv für die bildende Kunst», sagt Franz-Josef Sladeczek. Man unternehme viel für die Förderung der Künstler, doch: «Irgendwann lassen wir sie fallen und tun nichts mehr für ihr Werk.» Häufig seien die Nachkommen auch überfordert. Trotz starkem persönlichem Engagement erweise sich die private Nachlassverwaltung letztlich als zu wenig nachhaltig. Natürlich könne man die Bilder und Skulpturen auch in einem Zivilschutzkeller oder in einer Industrieanlage unterbringen, sagt Sladeczek. Doch das Schloss sei als zentrale Institution mit landesweiter Ausstrahlung gedacht, nicht einfach als Lagerraum. Als Motto im Kampf gegen das Vergessen wurde das Zitat des Dichters Novalis «Alle Erinnerung ist Gegenwart» gewählt.
Laut Manuel Vatter eignet sich zum Beispiel der Gefängnisbau mit seinen dicken Mauern und dem geringen Lichteinfall «ideal» als Archiv. Es gebe zudem nur wenig Feuchtigkeit im Schloss, sagt der Architekt, der ein Nachdiplomstudium Denkmalpflege an der Fachhochschule Bern absolviert hat. «In einem zweiten Schritt könnte auch der grosse Dachboden als Reservevolumen genutzt werden.» Die Auswahl der Werke soll durch eine Fachkommission erfolgen.
Profitieren soll auch die Region
Das Schloss soll aber auch ein öffentlicher Ort des kulturellen Austausches sein. Das Gebäude, der Park und die Allee bieten sehr viele Möglichkeiten für Ausstellungen, Lesungen oder Seminare. Die Region und die Gemeinde Schlosswil sollen von einem sanften Tourismus profitieren. Der Kanton Bern könne landesweit eine kulturelle Führungsrolle übernehmen. Zudem trage das Nachlasszentrum auch zur Stärkung der Hauptstadtregion bei.
Für die Aufnahme der Werke muss eine einmalige Gebühr entrichtet werden. Für die Stiftung soll ein Förderverein gegründet werden, um weitere Mittel zu generieren. Zudem rechnet die Stiftung auch damit, dass sich die öffentliche Hand mittel- bis langfristig engagieren wird. Die Finanzierung für den Kauf des Schlosses sei gesichert, sagt Inga Vatter-Jensen. Das Schloss kaufen würde Manuel Vatter, der zudem beabsichtigt, mit seiner fünfköpfigen Familie in einer der beiden geplanten Wohnungen zu leben.
Entscheid nach Sommerferien
Beim Amt für Grundstücke und Gebäude des Kantons Bern sind nur allgemeine Aussagen erhältlich. «Wir geben über einzelne Bewerber keine Auskunft», sagt Doris Haldner, Leiterin Portfoliomanagement. «Der Entscheid ist noch nicht gefallen, die Verhandlungen laufen noch.» Haldner bestätigt, dass «mehrere Bewerber» im Rennen sind. Mit dem Entscheid ist voraussichtlich nach den Sommerferien zu rechnen.
Die Evaluation, welches Projekt den Zuschlag erhält, erfolgt nach mehreren Kriterien. Im Zentrum steht die Nachhaltigkeit. Die Nutzung des Schlosses soll für die Gesellschaft, also für die Gemeinden in der Region und die dort lebenden Menschen, einen Mehrwert bieten. Auch ins Gewicht fällt zudem die Wirtschaftlichkeit, das heisst der Preis, den die Interessenten zahlen, sowie die Finanzierung des Projekts. Berücksichtigt werden ebenfalls die Auswirkungen auf die Umwelt wie zum Beispiel das Verkehrsaufkommen.