Schloss Kiesen: Letztes Diner im Schloss Kiesen

Morgen Sonntag empfängt die Thuner Künstlerin Chantal Michel ihre Gäste zum letzten Mal im Schloss Kiesen. Wohin die Reise danach führt, ist noch in der Schwebe. Letzte Gelegenheit also, ihre kunstvolle Ausstellung zu besuchen.

Heinerika Eggermann Dummermuth, Thuner Tagblatt
Es habe sie viel Mut gekostet, als sie vor drei Jahren erstmals fremde Gäste in ihrem Zuhause begrüsst habe. Denn Chantal Michel bevorzugte lange Jahre die Zurückgezogenheit. «Aber die Erfahrungen waren in diesen drei Jahren so toll, dass ich mich über meine vielen Gäste jedes Mal aufs Neue gefreut habe», sagt Michel und strahlt dabei. «Mein privates Zuhause öffentlich zu machen und mit Kunst und Kulinarik zu verbinden, hat sich ausgezahlt.» Morgen wird sie im Schloss Kiesen allerdings letztmals Gäste bewirten. «Viele Besucher können kaum fassen, dass die Zeit in Kiesen vorbei ist. Aber mir war immer bewusst, dass es ein Ende geben wird», sagt sie.

Ein Erfolg sei auch ihre dritte Auflage geworden. Die Künstlerin hat dem seit Jahren leer stehenden Gemäuer Leben eingehaucht und einen Parcours geschaffen, der von vergangenem, gegenwärtigem und künftigem Leben, von sichtbaren und unsichtbaren Wesen erzählt. «Die Besucherinnen und Besucher haben durchwegs positiv darauf reagiert», resümiert Michel.

Keine Hemmung vor Museen

In zahlreichen Briefen, die sie im Laufe der letzten Monate erhalten habe, und in Gesprächen sei eines spürbar geworden: «Ich habe es geschafft, Menschen die Hemmung vor einem Museums- oder Galerienbesuch zu nehmen. Indem sie zu mir aufs Schloss und damit in mein Zuhause kommen durften, konnten sie ihre Berührungsängste mit der Kunst abbauen», sagt Chantal Michel. Mit durchschnittlich 200 Besuchern pro Tag – geöffnet war die Ausstellung jeweils an den Wochenenden und für Gruppen auf Anfrage – war die Ausstellung auch zahlenmässig ein Erfolg. «Das alles wäre nicht möglich gewesen, wenn mich die Besitzer vom Schloss und weitere Freiwillige nicht unterstützt hätten. Pro Wochenende hatte ich vier Helfer», sagt die Künstlerin dankbar.

Ausstellung in Greyerz

Gegenwärtig sind Werke von Michel im Museum von Greyerz ausgestellt. «Sie fügen sich wie selbstverständlich in die historische Ausstellung ein. Trotzdem oder gerade deswegen irritieren sie», erklärt die Künstlerin.

Für sich selber sucht sie nun ein neues Zuhause und sagt: «Mir muss man einfach ein leer stehendes Haus zur Verfügung stellen; dann kommts gut.» Wo dieses Haus steht, verrät sie noch nicht. Dafür ist klar, dass sie morgen als Schlossherrin ihre Gäste auf dem Herrschaftssitz in Kiesen erwartet.

[i] Chantal Michel: Letzter Ausstellungstag mit Diner morgen Sonntag ab 17 Uhr. Es hat noch freie Plätze, Voranmeldung obligatorisch unter Tel. 031 311 21 90 (Name und Telefonnummer hinterlassen).

www.chantalmichel.ch


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Erstellt: 26.02.2011
Geändert: 26.02.2011
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