Schleichweg Richigen - Worb SBB: Die Gemeinde misst nun den Verkehr

Die Reaktionen auf den BERN-OST-Artikel zum Schleichweg zwischen dem Bahnhof Worb SBB und Richigen waren gewaltig. Das Landsträsschen wird zu den Hauptverkehrszeiten benutzt, um Worb zu umfahren. Nun reagiert die Gemeinde und führt Verkehrsmessungen durch.

Isabelle Berger, isabelle.berger@bern-ost.ch

Die Messungen werden in den nächsten Wochen von der Polizeiabteilung durchgeführt. „Wir messen, welche und wie viele Fahrzeuge wann und wie schnell dort durchfahren“, sagt Gemeinderat Urs Gerber, in dessen Aufgabenbereich die Verkehrsregimes in der Gemeinde Worb fallen.

 

Die Ergebnisse daraus würden der Sicherheitskommission vorgelegt, welche davon ausgehend allenfalls Massnahmen erarbeite. Diese würden dann dem Gemeinderat unterbreitet. „Eine allfällige Geschwindigkeitsreduktion müssten wir dann beim Kanton beantragen“, sagt Gerber.

Temporeduktion und Radarfallen?

 

Die Messungen würden objektiv zeigen, ob es auf der Strecke viele Tempoüberschreiter gäbe, sagt Gerber. Grundsätzlich gelte, dass mit angepasster Geschwindigkeit gefahren werden müsse. „Jeder Fahrer hat einmal gelernt, dass man zu jeder Zeit auf Sichtweite anhalten können muss, bei unübersichtlichen Situationen auf halbe Strecke,“ sagt Gerber. „Wer von Worb SBB mit 80 nach Richigen blocht, hat nicht alle Tassen im Schrank.“

 

Das Signalisieren einer Temporeduktion sollte also nicht nötig sein und er hätte kein Interesse daran, die Strasse mit einem Schilderwald zu bepflanzen, meint Gerber. „Aber für die ganz Dummen werden wir das vielleicht tun müssen.“ Zudem könnten Radarfallen aufgestellt werden.

Oder optische Zeichen und Fahrverbote?

„Wenn wir aber bei der geraden Strecke entlang des Bahnhofs Worb SBB ein 50er Schild aufstellen, werden sich viele nicht daran halten“, sagt Gerber. Besser seien in solchen Fällen optische Zeichen: „Zum Beispiel kann man mit einer Bepflanzung oder mit Strassenmarkierungen dem Auge des Fahrers eine Verengung signalisieren, was ihn veranlasst, das Tempo zu reduzieren“, sagt er. Die Gemeinde würde vermutlich auch die Kreuzung von Stations- und Trimsteinstrasse besser signalisieren.

Eine andere mögliche Massnahme wären Fahrverbote. „Davon betroffen wären aber auch die Einheimischen“, sagt Gerber. Beispielsweise wenn der Gsteig nur noch für Zubringer und landwirtschaftliche Fahrzeuge offen wäre, was eventuell auch nur temporär während der Stosszeiten gelten könnte.

 

Oder es könnte dort ein LKW-Fahrverbot aufgestellt werden, sollten die Messungen zeigen, dass viele LKWs mit Anhänger die Strasse benützten. „Die Stationsstrasse kann man aber nicht mit einem Fahrverbot belegen, da sie von Tägertschi und Trimstein her der direkte Weg nach Worb SBB ist“, sagt Gerber.

Strasse wird 2020 saniert, bleibt aber schmal

 

Auch ein schlechter Strassenzustand, wie ihn die Strecke aufweist, sei ein effektives Mittel zur Temporeduktion. „Der Gemeinderat sieht aber, dass eine Sanierung nötig ist. In der Finanzplanung steht das Geld dazu für 2020 bereit“, verspricht Gerber. Verbreitert würde die Strasse dann aber nicht. „Die Strasse soll so schmal bleiben, dass Kreuzen nur in langsamem, angepasstem Tempo möglich ist“, so Gerber. Der Erwerb oder gar die Enteignung von Kulturland für eine Verbreiterung könne nicht Sinn der Sache sein.

Die Umfahrungsstrasse ist keine

 

Viele BERN-OST-Leser und -Leserinnen sehen das Problem für die Überbeanspruchung der Strecke in der zu wenig weit führenden neuen Umfahrungsstrasse in Worb. Gerber sagt dazu: „Wir haben keine Umfahrung gemacht, sondern eine Verkehrssanierung, mit welcher die Lärm- und Emissionsbelastung im Dorf korrigiert werden sollte.“

 

Die Idee sei, den Verkehr aus dem Worbletal nicht mehr im Dorf zu haben und die Bahnhof- sowie die Bernstrasse zu entlasten. Für eine Weiterführung der neuen Strasse hätte auch viel Kulturland geopfert werden müssen. „Als Grüner muss ich auch sagen, dass wir nicht noch mehr Strassen wollen“, sagt Gerber. Studien hätten bewiesen, dass mehr und breitere Strassen zu mehr Verkehr führten. „Ich kann von daher gut damit leben, dass manche während der Bauphase beim Migroskreisel warten müssen“, meint er.

Verkehrssanierung: "Noch zu früh für ein Urteil"

 

Dort wartet man zur Zeit aufgrund der Bauarbeiten besonders lange. Doch dies werde sich ändern, wenn die Verkehrssanierung dereinst abgeschlossen sei, sagt Gerber. „Wir werden noch länger eine Ausnahmesituation haben und deshalb ist es noch viel zu früh, ein Urteil abzugeben“, sagt er.

 

Schlussendlich sei vorgesehen, dass Transit- und Pendlerverkehr die Hauptachsen benützten. Damit begegnet Gerber auch der Vermutung, der Gemeinde sei jedes Auto recht, das nicht durchs Dorf fahre. „Sollten Stationsstrasse und Gsteig weiterhin als Bypass benutzt werden, müssten wir Massnahmen ergreifen“, sagt er.

[i] Siehe auch Newsbericht "Schleichweg Worb SBB - Richigen: Gemeinde belässt Zustand bewusst" vom 03.07.2017


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Erstellt: 03.08.2017
Geändert: 04.08.2017
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