Schiesserei Boll: So endete die Flucht auf dem Dentenberg
In Boll wurde geschossen. Ein Mann starb, drei Männer flüchteten. Mit ihrem Auto gerieten sie ins Schleudern und verunfallten. Danach flohen sie zu Fuss und wurden verhaftet. BERN-OST versucht die Tatnacht von Boll zu rekonstruieren.
Es tönt nach Hollywood, begann aber am letzten Freitagabend in Boll. Der mutmassliche Täter wird von zwei Personen begleitet, sie parkieren vor dem Restaurant Rössli. Der Mann will eine offene Angelegenheit mit einer Person regeln, die sich noch im Restaurant befindet. Er ist 37-jährig und stammt aus der Türkei, das spätere Opfer auch. Kurz nach halb elf Uhr abends fallen Schüsse im Restaurant Rössli. Ein 37-jähriger Türke wird von mehreren Kugeln getroffen, er liegt blutüberströmt am Boden. Der mutmassliche Täter rennt nach draussen, stürzt sich ins Auto.
Flucht zu dritt im Auto
Jetzt muss es schnell gehen. Zu dritt hetzen sie los, nicht über die Bernstrasse, sie fahren mutmasslich via Moosgasse Richtung Dentenberg. Sie rasen die steile Strasse den Berg hoch, vorbei am Dorf Dentenberg. Oben angekommen führt die Strasse übers Feld, bevor es runter Richtung Gümligen geht. Der Fahrer drückt das Gaspedal durch. Sie biegen in den Wald ein und fahren den Dentenberg hinunter. Die Strasse ist eng, bei der Verzweigung Amselberg sieht der Fahrer die scharfe Linkskurve zu spät. Er bremst, hinterlässt eine Spur, das Auto bricht nach rechts aus und landet in den Bäumen. Die Fahrt endet hier.
Die Polizei kommt
Zur gleichen Zeit, wie die drei Männer den Dentenberg hochgefahren sind, alarmiert jemand die Polizei und informiert sie über die Schüsse im Restaurant. Die Polizei rückt aus.
Flucht zu dritt zu Fuss
Es ist etwa 22:50 Uhr. Das Auto liegt in den Bäumen. Die drei Männer steigen aus und setzen ihre Flucht zu Fuss fort. Unterwegs entsorgen sie die Pistole im Wald. Sie laufen den Berg runter, nach Gümligen. Kurze Zeit später entdeckt jemand das Auto, welches neben der Strasse liegt und alarmiert die Polizei. Diese merkt schnell, dass das kein Zufall sein kann und sperrt die Unfallstelle grossräumig ab. Ein Grossaufgebot ist im Einsatz.
«Hier können Sie nicht durch»
Ein Autofahrer kommt nachts um halb eins bei der Unfallstelle vorbei. Er schildert die Situation gegenüber BERN-OST: «Ich kam mit dem Auto von Gümligen her, fuhr den Dentenberg hoch, oben sah ich Scheinwerfer durch die Bäume leuchten.» Ein Polizist stoppt ihn und teilt ihm mit, dass er nicht weiterfahren darf. Er wohne in der Nähe, sagte er. Das spiele keine Rolle, er soll wenden und über Worb einen Umweg fahren, antwortet der Polizist.
Polizei fahndet mit Drohnen
Statt über Worb kann der Mann die Unfallstelle via einen Waldweg umfahren. Zurück auf der Strasse, sieht er einen Polizisten, der er eine Drohne hoch über den Bäumen steuert. Nachts um halb eins. Die Kantonspolizei bestätigt gegenüber BERN-OST, dass Drohnen in dieser Nacht eingesetzt wurden. Sie wollte weder bestätigen noch dementieren, dass mit der Drohne nach den Flüchtigen gefahndet wurde.
Auch Hunde im Einsatz
Am nächsten Morgen ist der Autofahrer von vorhin erneut im Wald unterwegs, wieder erblickt er die Polizei, diesmal unterwegs mit Suchhunden. Auch dies bestätigt die Polizei, jedoch ohne weitere Angaben zu machen. Hat der Suchhund nach der Pistole gesucht? Wie die Polizei später melden wird, wurde die Waffe im Verlauf des Samstags gefunden.
Ein Mann verhaftet, ein Mann gestorben
In derselben Freitagnacht verhaftet die Polizei drei Männer, einer davon ist der mutmassliche Schütze. Ob er geständig ist, will die Polizei nicht verraten. Die beiden Beteiligten können die Wache am nächsten Tag wieder verlassen, der Verdächtige bleibt in Untersuchungshaft. Ein paar Stunden später, am Samstagmittag stirbt der Mann, der im Restaurant angeschossen wurde. Wie die Polizei schreibt, sind weiterführende Ermittlungen im Gang.
[i} Beim Täter und beim Opfer handelt es sich um Türken, die im Kanton Bern wohnen. Beide waren gleich alt, 37-jährig.