Aprilscherz auf BERN-OST: Nicht alle fanden es lustig

Was ist lustig? Den Aprilscherz von BERN-OST fanden einige Leute so unlustig, dass sie wütend wurden. Einzelne wegen des Inhalts: Sie glaubten, dass Worb bald autofrei werde. Andere fanden es geschmacklos, Witze zu machen über die Situation des Worber Gewerbes.

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch

Am 1. April berichtete BERN-OST, der Kanton habe über die Köpfe der Worber Politik hinweg beschlossen, im Dorfzentrum keine Autos mehr zuzulassen. Den Kanton zitierten wir mit dem Trösterli, dass die Massnahme den Tourismus ankurbeln werde, der Gewerbeverein und Gemeindepräsident Niklaus Gfeller (EVP) gaben im Artikel ihr Missfallen kund. Mit dieser erfundenen Nachricht trafen wir einen Nerv.

 

Die Kommentare auf BERN-OST zeigen: Die meisten Leute hatten den Scherz als solchen erkannt. Nur zwei Kommentatoren gingen davon aus, dass der Inhalt stimmt. Ein Leser freute sich über das autofreie Worb, einer war darüber empört. 

 

Empörung auf Facebook

In den Kommentarspalten auf Facebook, insbesondere in den beiden Gruppen "Du bisch vo Worb wenn…" und "Du bist von Worb…" kam der Scherz grösstenteils nicht gut an. "Bi so froh, nümme i däm Dräckskaff zs läbe", schrieb jemand. Die Empörung hielt aber auch an, nachdem ein Worber Gemeinderat auf das Datum aufmerksam gemacht hatte. "Sehr schlächte Witz" schrieb er dazu. "Mega übel" fanden unseren Scherz auch weitere Kommentierende. Eine Person schrieb gar: "Es ist schon sehr pietätlos, sich angesichts der eh schon angespannten Verkehrssituation fürs Worber Gewerbe auch noch auf dessen Kosten einen Scherz zu erlauben."

 

Ein paar Leser:innen kamen auch persönlich in unser Büro, um ihren Unmut kundzutun. Nicht in jedem Fall war dabei ganz klar war, ob sie sich über die Massnahme oder über unseren Humor ärgerten.

 

Gemeindepräsident Niklaus Gfeller war eingeweiht.  Er war bereit, sich kritisch zu der kantonalen Massnahme zu äussern, als wäre sie eine Tatsache.

 

Sorge um das Ärztezentrum

Bei ihm hätten sich danach einige Leute gemeldet, die wissen wollten, ob der Artikel wahr sei. Eine Person habe sich Sorgen gemacht um das Ärztezentrum, das mitten in der bald "autofreien Zone" liege, erzählt Gfeller einige Tage später. Sogar ein Mitglied des Gemeinderats habe bei ihm nachgefragt. Ob er den Scherz, im Nachhinein, lustig finde, darüber wolle er kein Urteil fällen, sagt der Gemeindepräsident diplomatisch. "Ich beurteile dies nicht. Ich habe BERN-OST zuliebe mitgemacht". Die Anrufenden hätten sich schnell beruhigt, als er sie auf das Datum aufmerksam machte.

 

Auch Niklaus Sägesser, Präsident des Gewerbevereins Worber Gwärb hätte eigentlich Teil des Artikels werden sollen. Da er am betreffenden Tag nicht erreichbar war, schrieben wir die ihm zugedachten Aussagen etwas anonymer dem Worber Gwärb zu. Auch er habe hässige Reaktionen gehabt, sagt er auf Anfrage. Der Ärger sei zweistufig gewesen. "Angerufen haben die Leute, weil sie es geglaubt haben. Nachdem sie merkten, dass sie übertölpelt wurden, fanden sie es nicht lustig."

 

"Die Lunte der Leute ist kürzer geworden"

Er selber habe den Scherz gut gefunden und sei selber fast darauf hereingefallen. "Ich dachte, das braucht es jetzt nicht auch noch". Als er den Irrtum bemerkte, konnte er aber lachen. "Ein Aprilscherz gehört dazu. Mir kommt es aktuell so vor, als sei die Lunte der Leute kürzer geworden. Auch wenn das momentane Weltgeschehen alles andere als positiv ist, so sollte doch etwas mehr Humor durch die Adern fliessen."

 

So ist es wirklich

Bleibt noch die Frage, wie es tatsächlich steht um die Poller, die den Dorfkern vor zu viel Verkehr schützen sollen. Hier liegt der Ball zurzeit tatsächlich beim Kanton, obwohl die betroffenen Strassen nach dem Bau der Umfahrungsstrasse an die Gemeinde übergegangen sind. Der urspüngliche, noch vom Kanton verfügte Strassenplan hatte vorgesehen, die Bahnhofstrasse ab 22 Uhr, die Bernstrasse ab 16.30 Uhr mit Pollern für den Durchgangsverkehr zu sperren. Dies um den Dorfkern nachts und zur Pendelzeit vom Autoverkehr zu entlasten.

 

Da die Zahl der Fahrten schon bald nach dem Bau der Umfahrung zurückging, schlug der Worber Gemeinderat vor, auf die Sperrung mit den Pollern zu verzichten, aber alle zehn Jahre mit einer Verkehrszählung zu ermitteln, ob sich etwas verändert habe (BERN-OST berichtete). Dieser neue Strassenplan liegt zurzeit zur Vorprüfung beim Kanton. 

 

Den Scherz haben wir übrigens schon am Mittag des 1. Aprils aufgelöst. Zuerst durch das Aufschalten der eingegangenen Kommentare und mit einem Hinweis unter dem Artikel. Später ergänzten wir zusätzlich den Titel und den Lead, damit auch in 10 Jahren noch klar erkennbar ist, dass hier Dinge erfunden wurden.


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Erstellt: 08.04.2022
Geändert: 08.04.2022
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