Safran aus Herolfingen: Hier wächst das rote Gold
Christian Abend aus Boll bewirtschaftet in Herolfingen ein Feld mit Krokussen. Davon erntet er im Herbst Safran. Im Gespräch mit BERN-OST erzählt er, warum seine Krokusse im Herbst blühen, und dass Safran teurer ist als Gold.
Christian Abend ist 60-jährig und seit eineinhalb Jahren frühpensioniert. Er war in leitender Position für die Nestlé unterwegs. Er hat in Ägypten, Syrien, Saudi-Arabien und in der Dominikanischen Republik für Nestlé Fabriken aufgebaut und geleitet. "Ich wusste, dass es mir, wenn ich pensioniert bin, nicht langweilig wird", sagt Abend. Viele aus seiner Branche würden nach der Pensionierung Berater, er nicht.
"Ich wollte etwas Edles machen. Auf dem Sofa kam mir die Idee mit dem Safran. Ich habe mich ins Thema eingelesen, und es hat mich gepackt." Diesen Herbst wird er zum dritten Mal um die 200 Gramm Safran ernten.
Vom Balkon aufs Feld
"Zuerst habe ich die Knollen zuhause in Töpfen gepflanzt. Später in einer Scheune erdlos (hors-sol) in Holzrähmen. Das kam gut. Ich merkte, dass ich mehr Platz brauchte und es draussen versuchen will." Bei Corinne und Andreas Reinhard konnte er ein Stück Land pachten. "Dort habe ich die Knollen gesetzt, und es hat funktioniert. Nach einem Jahr habe ich die Fläche verdreifacht." Die Knollen der Krokusse hat er Ende August 2020 ein erstes Mal gesetzt. Die Krokusse auf dem Feld vom Reinhardhof in Herolfingen blühten ein erstes Mal. Anfang Oktober konnte er die ersten Blüten ernten.
Drei Ernten pro Woche
Christian Abend hat vor Jahren eine Lehre als Obst- und Weinbauer gemacht. Er habe wohl schon den berühmten grünen Daumen, sagt er bescheiden. "Wichtig ist, in welchen Boden man die Knollen setzt." Nur beim Krokus Sativus wachsen die begehrten roten Safranfäden. Die normalen Krokusse blühen zwar auch schön, aber ohne Safran. Im Gegensatz zum normalen Krokus hält sich der Safran nicht an unsere Jahreszeiten.
"Der Krokus Sativus blüht erst im Herbst. Man pflanzt sie Ende August und in der ersten Oktoberwoche kann man bereits ernten. Zwei bis drei Tage später kommt schon die nächste Blüte." Bis Anfang November kann Abend zwei- bis dreimal pro Woche ernten. "Das passiert alles von Hand. Die Blüten werden gepflückt, die Safranfäden gezupft und danach getrocknet." Auf den knapp 500 Quadratmetern erntet er um die 200 Gramm Safran.
Erntedankfest im Oktober
"Am letzten Wochenende im Oktober ist bei uns der Tag des offenen Ackers. Letztes Jahr kamen etwa 200 Leute. Wir kochen Risotto. Man kann das Feld beschauen und ich erkläre den Leuten alles rund um den Krokus." An dem Tag verkauft er den grössten Teil seines Safrans. Den Rest verkauft Abend über seinen Online-Shop und im Herbst auf dem Märit auf dem Bundesplatz. Zudem beliefert er den Caterer Roh und Nobel sowie Ruths Delikatessen in Allmendingen.
Teurer als Gold
Safran ist teuer, aber man benötigt zum Würzen nicht so viel davon wie Salz. 0.3 Gramm Safran kosten bei Christian Abend 25 Franken. Aufs Gramm hochgerechnet ergibt dies 83 Franken. Zum Vergleich: Das Gramm Gold kostet 55 Franken. Auf welche Art mag Abend den Safran am liebsten? "Ganz klassisch im Risotto oder in einer Holunderblütenkonfi, die mit Safran angereichert wurde."
[i] Safran kann bestellt werden bei: saffrall.ch