Rüfenacht - Widerstand gegen Abrisspläne der Kirche

Gegen den Verkauf und möglichen Abbruch des Kirchgemeindehauses regt sich Widerstand. Eine Arbeitsgemeinschaft legt Ideen vor, wie die Gebäude erhalten und saniert werden könnten.

Herbert Rentsch, Berner Zeitung BZ
Es war ein Schock für manchen Rüfenachter. Das Kirchgemeindehaus auf dem Sperlisacker sei in schlechtem Zustand, hiess es im Mai an der Kirchgemeindeversammlung. Eine Sanierung sei teuer. Am besten wäre es, die 30-jährigen Gebäude zu verkaufen, damit dort Wohnungen entstehen könnten. Der Kirchgemeinderat liebäugelt mit neuen, kleineren Räumen, vielleicht in einem künftigen Dorfzentrum in der Nähe der abgebrannten Sonne. Solche Räume könnten durch den Verkauf des Landes im Sperlisacker finanziert werden.

Jetzt regt sich Widerstand gegen solche Pläne. Die Arbeitsgemeinschaft Kirchgemeindehaus Rüfenacht verlangt, dass die Kirchenräume erhalten bleiben.

«Es darf nicht sein, dass die Gebäude abgebrochen werden», sagt Kurt Weber aus Worb. Der pensionierter Architekt lebte 50 Jahre in Rüfenacht. Das Zentrum in der Nähe des Schulhauses sei «eine Kirche mit Sakralraum und Glockenturm», gibt Weber zu bedenken. Zudem dienten die Räume nebst kirchlichen Zwecken auch vielen Vereinen und Organisatoren als Veranstaltungsort.

Weber hat Gegner des Verkaufs zur Arbeitsgemeinschaft Kirchgemeindehaus Rüfenacht formiert. Zur Gruppierung gehört die Dorfgemeinschaft Rüfenacht, welche die Interessen der Vereine vertritt, der Dorfverein Vielbringen sowie die Worber EVP-Parlamentarier Harry Suter, Lukas Zimmermann und Mayk Cetin. Die Arbeitsgemeinschaft will Wege aufzeigen, wie das Kirchgemeindehaus weiterbetrieben werden kann.

Einen dringenden Renovationsbedarf sieht Architekt Weber ohnehin nicht. Nach seinen Kenntnissen dringe kein Wasser ein, die Mauern seien intakt, wenn auch nur schwach isoliert. Und bei den trüben Fenstern könnten grösstenteils neue Scheiben eingesetzt werden. Die Heizung brauche zudem kein Öl: «Sie funktioniert mit einer Wärmepumpe und Erdsonden.» Kostenfaktor sei einzig der Strom, der zum Betrieb nötig ist. Bei den Innenräumen sieht Weber überhaupt keinen Sanierungsbedarf.

Landverkauf Wohnheim

Statt die Kirchengebäude abzubrechen und die Parzelle als Wohnbauland zu verkaufen, schlägt die Arbeitsgemeinschaft ein anderes Szenario vor: Die Kirchgemeinde soll das Land verkaufen, auf dem das Wohnheim der Stiftung Rossfeld steht. Diese bezahlt heute dafür Baurechtszins. Der Verkauf dürfte eine bis eineinhalb Millionen Franken einbringen, Geld, welches für die – etappenweise – Sanierung des Kirchgemeindehauses verwendet werden soll.

Tagesschule soll einziehen

Eine weitere Geldquelle sieht die Arbeitsgemeinschaft, wenn die Tagesschule Rüfenacht im Kirchgemeindehaus einzöge. «Im Untergeschoss gibt es drei wenig benützte Räume, die sich gut dafür eignen würden», sagt Kurt Weber. Hier rennt er jedoch offene Türen ein, denn der Kirchgemeinderat ist in dieser Sache seit längerem im Gespräch mit der Gemeinde. Gemäss Guy Lanfranconi (FDP), als Gemeinderat für die Schule zuständig, ist bereits eine Absichtserklärung über die Nutzung der Räume unterzeichnet. Diese steht an der Sitzung der Bildungskommission von nächster Woche zur Diskussion. «Es wäre eine Win-win-Situation für die Beteiligten», sagt Lanfranconi zum möglichen Standort der Tagesschule. Entschieden ist aber nichts, das Geschäft muss noch vom Gemeinderat und dem Parlament behandelt werden.

Kirchgemeindepräsident Anton Stalder respektiert die Ziele der Arbeitsgemeinschaft, über ihr Vorgehen ist er aber nicht ganz glücklich. «Wir nehmen die Anliegen entgegen. Doch darüber entscheiden, wie es die Arbeitsgemeinschaft möchte, können wir an der nächsten Kirchgemeindeversammlung nicht.» Das sei nur möglich, wenn eine Initiative mit 200 Unterschriften eingereicht werde.

Der Kirchgemeinderat werde an der Versammlung aber über das Thema Kirchgemeindehaus orientieren, verspricht Stalder. Er weist insbesondere darauf hin, dass die jährlichen Betriebskosten von 200 000 Franken eine zu hohe Belastung für die Kirchgemeinde darstellen.

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Erstellt: 26.10.2012
Geändert: 26.10.2012
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