Rücktritte aus Marketingkommission: Worb kommt nicht zur Ruhe
Die Gemeinde Worb kommt auch nach den Wahlen nicht zur Ruhe: Mitglieder der Marketingkommission üben massive Kritik an Gemeindepräsident Niklaus Gfeller.
Die Rücktrittswelle wurde von Bruno Hirsbrunner losgetreten. Er kündigte seinen Abgang im Dezember an. Den SVP-Vertreter in der Kommission und das EVP-Gemeindeoberhaupt verbinden nicht eben freundschaftliche Gefühle. Jahrelang stritt sich die Gemeinde mit der Familie Hirsbrunner wegen der Worber Verkehrssanierung. Es ging unter anderem um ein Stück Land. Hirsbrunner stellt auf Anfrage aber klar, dass der Hauptgrund für seinen Rücktritt anderswo liegt: «Ich sehe keinen Sinn darin, in einer Kommission mitzumachen, in der ich nichts bewegen kann.» Die Meinungen an den Sitzungen seien oft vorgefertigt gewesen, Diskussionen hätten sich meistens erübrigt.
«Düregjuflete» Sitzungen
Der Tenor der beiden anderen Zurückgetretenen ist ähnlich: «Ich wollte etwas bewegen», sagt der Grafiker Lars Villiger, der ebenfalls bis Dezember 2012 für die SP in der OMK sass. «Aber nach ein paar Sitzungen hat meine Motivation schon nachgelassen.» Er moniert, die Treffen seien «düregjuflet» worden. Es wurde demnach zu wenig Zeit für zu viele Traktanden anberaumt. Eine Diskussion über die einzelnen Vorschläge war so gar nicht möglich. «Entweder du warst für etwas – oder dagegen. Etwas dazwischen gab es nicht.» Auch Goldschmied Rob Baartman vom Gewerbeverband Worber Gwärb verlässt die Kommission per Anfang April – eigentlich aus «privaten und geschäftlichen Gründen». Er findet indes: «Es ist schade um die Zeit, die wir dort teils vertan haben.» Die Vorschläge der OMK seien zu oft wirkungslos verpufft oder versandet. Sie habe letztlich über keinerlei Entscheidungsbefugnisse verfügt.
Nachwehen der Wahlen
Die drei ehemaligen OMK-Mitglieder machen mehr oder minder deutlich Niklaus Gfeller für die schlechte Führung der Kommission verantwortlich. «Er war an Kritik nicht interessiert», meint etwa Bruno Hirsbrunner. Rob Baartman fragt sich, «ob er als Vorsitzender der OMK am richtigen Ort sitzt». Vielleicht, so sinniert der Kleinunternehmer, hätte sich ja etwas verändert, wenn bei den Wahlen Gfellers Gegenkandidat Jonathan Gimmel obsiegt hätte. Lars Villiger gibt gar ganz offen zu: «Wenn Gimmel gewählt worden wäre, wäre ich geblieben.» Zur Erinnerung: In einer ungewöhnlichen Allianz hatten sich SP, SVP sowie andere Parteien und das Worber Gwärb auf eine Einheitskandidatur geeinigt, um eine zweite Amtsperiode Gfeller zu verhindern – indes erfolglos. Der Amtsinhaber setzte sich am 25. November gegen den sozialdemokratischen Herausforderer Gimmel durch.
Das Fass zum Überlaufen brachte schliesslich das oft beklagte Worber «Lädelisterben». Im letzten Sommer schlossen die Geschäfte Regalino Mode und Coiffure Haldemann an der Hauptstrasse. Derzeit hat sich dort ein lokales Architekturbüro einquartiert. Hirsbrunner, Baartman und Villiger monieren, Gfeller habe sich zu wenig dafür eingesetzt, dass anstatt eines Büros ein neuer Laden angesiedelt wird. Ein Geschäft, das Laufkundschaft anzieht und so für mehr Leben im Ortszentrum sorgt.
Gfeller reagiert gelassen
Der kritisierte Gemeindepräsident selbst gibt sich gelassen über die Rücktritte: «Wir sind am Ende einer Legislaturperiode. Da sind Wechsel normal.» Die Kritik in Sachen «Lädelisterben» pariert er mit dem Hinweis, dass sich innert nützlicher Frist eben kein Gewerbebetrieb gefunden habe, der in die freien Räumlichkeiten einziehen wollte. Dafür habe jetzt auf der anderen Strassenseite ein Kleidergeschäft aufgemacht. Auch den Vorwurf, unter seiner Führung laufe in der OMK generell zu wenig, weist Gfeller von sich: «Man kann doch nicht erwarten, dass in so einer Kommission gezaubert wird.» Wer wirklich etwas verändern wolle, der müsse «mitmachen, nicht abspringen».
Derzeit sucht die Gemeinde nach Nachfolgern für die Zurückgetretenen. Für SVP-Mann Bruno Hirsbrunner rückt Parteikollege Luciano Vanzin nach. Die beiden anderen Sitze sind noch vakant. Niklaus Gfeller denkt indes bereits weiter: «Wir wollen nun ein echtes Standortmarketing aufbauen. Worb soll ein regionales Zentrum werden.»