Wetter in der Region: Diese speziellen Witterungen hatten wir 2022

Der Jahreswechsel ist stets auch die Zeit, über das vergangene Jahr wettertechnisch Bilanz zu ziehen.

Der Dezember bot alles

Der Dezember war dreigeteilt in ein normales erstes Drittel, ein winterliches zweites und ein sehr warmes letztes Drittel. Der erste Schneefall im Oberthal blieb bis ins Flachland während einer Woche liegen und sorgte mit den paar Zentimetern Schnee für winterliche Gefühle. Ursache war ein ausgeprägtes Hochdruckgebiet über Grönland, auf dessen Südostseite kalte Luft arktischen Ursprungs bis Mitteleuropa strömte. Dies wurde überlagert durch eine westliche Höhenströmung, welche etwas Feuchtigkeit beisteuerte.

Der Schein mit dem Schnee trügt jedoch: Nach dem warmen Herbst lag selbst in Höhenlagen bis 2'500 Meter nur unwesentlich mehr Schnee als im Flachland. Ende Dezember waren sogar wieder Wanderungen bis über 2'000 Meter möglich, ohne Ski und Schneeschuhe.

Insgesamt war auch der Dezember gegenüber der neuen Norm 1991 bis 2020 aus Langnau knapp ein Grad zu warm. Dank dem vorweihnächtlichen Niederschlag fiel er leicht zu nass aus. Mit nur 28 Sonnenstunden blieb der Monat zu sonnenarm. Die Sonne war nur an 17 Tagen zu sehen, der bisherige Minusrekord von 16 Tagen aus dem Jahr 2011 wurde knapp verfehlt.

Rückblick aufs vergangene Jahr

Insgesamt war 2022 im Oberthal 1,5 Grad zu warm (Rekord), um 60 Millimeter Regen zu trocken und fast 200 Stunden zu sonnig. Zudem gab es sieben Eistage zu wenig, 27 Frosttage zu wenig, einen Sommertag und zwei Hitzetage zu viel.

Speziell waren folgende Witterungen

• Der März war mit über 220 Sonnenstunden ausserordentlich sonnig. Übers ganze Jahr waren 336 Sonnentage zu verzeichnen, an welchen 1974 Sonnenstunden zusammenkamen. Beides neue Rekorde für die Region Bern Ost.
   
• März, Mai und Juli waren sehr trocken, der September hingegen wurde mit 250 Millimeter Regen zum nassesten Monat des Jahres, eine Seltenheit. Nur dank des feuchten Junis kamen wir diesen Sommer in Sachen Trockenheit mit einem blauen Auge davon.
   
• Im Juli wurden 29 warme Tage (Maximaltemperatur von mindestens 20 Grad) verzeichnet, ein neuer Rekord.
   
• In drei Monaten (Juni, Juli, August) waren Hitzetage (Maximaltemperatur von mindestens 30 Grad) zu messen, was bisher erst 2012 der Fall war. (Anmerkung der Redaktion: Die Wetterstation Oberthal befindet sich auf 850 Meter über Meer.)
   
• Der Oktober war mit einer Abweichung von eindrücklichen vier Grad (!) um 1,5 Grad wärmer als der wärmste Oktober bisher. Erstmals wurde in einem Oktober auch kein einziger "kalter Tag" (Maximaltemperatur unter zehn Grad) verzeichnet.
   
• An zwei Tagen wurden über 50 Millimeter Niederschlag gemessen (17. August und 28. September). Dass es dabei an der Kiese nicht zu Überschwemmungen kam, liegt meines Erachtens an der vorangegangenen Trockenheit, da die Böden viel Wasser zwischenspeichern konnten. Bei nasser Vorgeschichte führten in der Vergangenheit ähnliche, teils sogar deutlich kleinere Mengen zu Überschwemmungen. Tagesniederschläge über 60 mm sind im Oberthal selten und kamen erst 2006, 2007 und 2020 vor.
   
• Ohne den Aprilschnee wäre das vergangene Jahr zum schneeärmsten seit Messbeginn geworden.

Fazit

Da meine Messreihe nur bis 2004 zurückreicht und der Vergleich mit den Normwerten aus Langnau gewisse Lücken aufweist, ein kurzer Exkurs auf die ganze Schweiz (Messbeginn: 1864): Gemäss MeteoSchweiz war das Jahr 2022 das sonnigste und – mit einer Abweichung von 1,6 Grad gegenüber der Norm 1991 – 2020 – das deutlich wärmste seit Messbeginn 1864. Damit passen die schweizweiten Verhältnisse erstaunlich gut zum Bild aus den Messungen im Oberthal. Etwas weniger ausgeprägt war im Emmental im Vergleich zur ganzen Schweiz die Trockenheit.

[i] Täglich aktualisiert: Wetterstation Oberthal