Rückblick: Das bewegte 2020 die Region
Corona, Corona, Corona. Auch in unserer Region war das Virus mit Abstand das Hauptthema - aber nicht nur. BERN-OST blickt auf ein bewegtes Jahr zurück.
War es das mit dem Bistrotto Rubigen? Im Januar wurde publik, dass Cornelia Wittwer ihren Vetrag mit den SBB als Besitzerin des Kultbistros am Bahnhof Rubigen nicht verlängern würde. Gegen Ende des Jahres kam dann die Entwarnung: Der im Bistrotto bestens bekannte Münsinger Resu Schenk wird den Betrieb ab 2021 übernehmen.
Das ganze Jahr Thema war auch 2020 die geplante Schullandschaft Stalden in Konolfingen. Noch im Januar äusserte der Gemeinderat die Hoffnung, im Februar mit der Umsetzung des Projekts beginnen zu können. Dies, nachdem das Amt für Gemeinden und Raumordnung AGR eine Beschwerde gegen das knappe Abstimmungsergebnis abgelehnt hatte. Weil die Beschwerdeführenden bisher aber nicht aufgaben, ist die Situation wie Anfang Jahr: Das Geschäft zieht sich hin wie Kaugummi.
Im Januar musste die Opti Pharm AG in Münsingen schliessen. 68 Stellen fielen weg. Das Aus kam ebenfalls für das Bäckerforum in Oberdiessbach. Dieser Betrieb und auch die Angestellten hatten aber mehr Glück: Die Confiserie Berger aus Münsingen übernahm und feierte unter dem Namen "Houzofe Egge 36" Wiedereröffnung.
Aufstand gegen neue Wohnsiedlung
Ende Januar schlug der Gemeinde Münsingen grosser Widerstand entgegen. Anstelle der Familiengärten Underrüti im Münsinger Unterdorf sollen dereinst gemeinnützige Wohnungen stehen. In Zusammenarbeit mit einer Tochterfirma des Bauunternehmens Frutiger, der "Preiswert Leben AG", wollte die Gemeinde ihr eigenes Land mit Wohnungen bebauen. Vierstöckige Gebäude mit 140 Wohnungen für 300 Personen sollten entstehen. Auch in den Kommentaren auf BERN-OST brach ein Sturm der Entrüstung los. Im März zog sich Frutiger aus dem Bauprojekt zurück. Die entsprechende Zone mit Planungspflicht (ZPP) soll nun im neuen Jahr dem Münsinger Parlament zur Beschlussfassung vorgelegt werden - mit anschliessender Referendumsmöglichkeit durch die Stimmberechtigten. Das Bauprojekt wird danach öffentlich ausgeschrieben.
Keine Konzerte mehr im Löwen Oberdiessbach. Im Februar wurde bekannt, dass dort, wo heute der Festsaal steht, 20 bis 30 1.5- bis 3.5-Zimmer-Wohnungen entstehen sollen. Während des Neubaus wird das Restaurant während eines Jahres geschlossen sein. Die Gemeinde ist währenddessen auf der Suche nach einem neuen Saal für die Vereine. Gegen Ende Jahr konkretisierten sich die Pläne für den Löwen-Saal: Entstehen sollen ab März des nächsten Jahres 24 altersgerechte Wohnungen. Mit dem Restaurant sollen Synergien genutzt werden.
Absagen, Absagen, Absagen
Ab dem 3. März informierte BERN-OST tickermässig über die ersten Absagen infolge Coronavirus. Bezeichnend: Eine der ersten Absagen betraf das Theater "Gspässigi Lüt" der Seniorenbühne Worb, für welches bereits über 1000 Tickets verkauft worden waren. Im Verlaufe des Jahres wurde das Leben verändert, wie man es sich auch in unserer Region kurze Zeit vorher nicht hätte vorstellen können. Traditionsanlässe wie Gewerbeausstellungen, Jodlerkonzerte und ganze Hornussersaisons wurden verschoben oder ganz abgesagt. Gegen Ende Jahr entschied sich die Redaktion sogar, den Ticker ganz einzustellen, weil schlicht alles abgesagt war.
Coop Worb will zügeln
Im März machte BERN-OST publik, dass Coop die grosse Filiale und das Restaurant am Worber Bärenplatz schliessen wird. Stattdessen plant der Detailhändler an einer verkehrsgünstigeren Lage im Worbboden einen Neubau. Ganz zurückziehen aus dem Worber Zentrum will sich Coop aber nicht. Wo heute das Restaurant ist, soll eine kleine Filiale eröffnet werden.
Im Mai schaffte es das wohl kürzeste Stück Tempo 30 der Schweiz in die nationalen Medien. Der Grund: Beim Bahnübergang in Zäziwil sorgten schnelle Autofahrer*innen immer wieder für Lärmbelästigungen.
Mitte Jahr wurde bekannt, dass die Linde Wichtrach nach langer Schliessungszeit wieder in Betrieb genommen sollte. "Wenn alles gut geht, sollten wir die Linde voraussichtlich im September wiedereröffnen können, sagte ein Bauherrenvertreter gegenüber BERN-OST. Im Dezember zeigte sich, dass es - nicht wegen Corona - zu weiteren Verzögerungen kommt.
Zwei sportliche Projekte wurden dagegen 2020 endlich abgeschlossen: Im Juni weihte Grosshöchstetten sein saniertes Freibad ein, Ende September fand das erste Fussballspiel statt auf dem neuen Kunstrasenplatz im Worbboden.
Chäsi zu, Chäsi auf - und eine Erfolgsgeschichte aus Boll
Mit der Schliessung des Verkaufsladens der Chäsi Worb ging im Verlauf des Jahres ein gutes Stück Tradition verloren. Die vier Verkäuferinnnen erhielten die Kündigung. Immerhin: An der Worber Neufeldstrasse öffnete der neue Laden "Vom Chäser" seine Türen.
Gute Nachrichten hatte die fast weltbekannte Jumi AG aus Boll zu vermelden. Weil der aktuelle Standort im ehemaligen Bären zu eng wurde, erstellt die Käserei einen neuen Anbau mit moderner Infrastruktur.
Im Sommer ging in Konolfingen ein Stück Geschichte zu Ende. Die alte Schmitte wurde abgerissen. Das Gebäude war vom früheren Gemeindepräsident Peter Moser einst als "Schandfleck" bezeichnet worden, andere nutzten sie lange als Zuhause und kulturellen Treffpunkt.
500 km vor dem Prost
Im August sorgte eine Meldung in der ganzen Region Bern-Ost für viel Gesprächsstoff: Die Brauerei Egger hatte entschieden, das Bier nicht mehr selber abzufüllen. Dies soll inskünftig die 250 km entfernte Brauerei Locher erledigen. Bei der Traditionsbrauerei Egger in Worb wurden 36 Stellen abgebaut. Im Oktober musste Worb auch von der Egger-Kutsche Abschied nehmen. Der Lieferdienst mit den Pferden wurde eingestellt.
Für ebenso viel zu reden gab Ende August ein Konkurs. Nach knapp einem Jahr war im Metzgerhüsi in Walkringen schon wieder Lichterlöschen. Eigentümer Thomas Gerber, der viel Geld in die Renovation gesteckt hatte, sagte gegenüber BERN-OST: "Es wird weitergehen, das ist sicher." Bis heute aber ist kein Leben ins bekannte Restaurant zurückgekehrt.
Nach einem langen Abstimmungskampf sagte die Kirchgemeinde Worb deutlich Nein zu den Plänen des Kirchgemeinderats. Dieser hatte - aus Kostengründen - das Kirchenzentrum Sperlisacher in Rüfenacht abreissen und stattdessen eine Wohnüberbauung erstellen lassen wollen. Dem Kirchgemeinderat blieb der Frust und das Wissen, auf Feld eins zurückgeworfen worden zu sein.
Aus für Gastrobetriebe und eine berühmte Crème
Ende September wurde in der Region ein weiterer Gastrobetrieb geschlossen, und zwar der Hirschen Allmendingen. Grund war hier die Corona-Krise. In Rubigen stellte vor ein paar Tagen die Krone ihren Betrieb ein. Nach zehn Jahren im Wirteberuf wollen sich Ruth und Jörg Hess neuen Aufgaben widmen.
Im Herbst trennte sich Nestlé von der beliebten Stalden-Crème und verkaufte sie an ein Glarner Unternehmen. Die Crème, die seit 117 Jahren in Stalden/Konolfingen produziert wurde, passe strategisch nicht mehr ins Sortiment, schrieb der Weltkonzern.
Ende November wurde in Arni mit der 24-jährigen Zimmerin Sarah Schweizer die bisher jüngste Gemeinderätin gewählt. Als Zimmerin sei sie bestens geeignet für ihr Ressort Bau, sagte Gemeindepräsident Simon Hertig.
War es das mit dem Woodys Worb? Gegen Ende Jahr schrieben Bruno Aebi und Benedikt "Bänz" Bähler ihre Worber Bar Woodys zum Verkauf aus. Pressiert mit dem Verkauf seien sie aber nicht, sagten sie gegenüber BERN-OST.
Für einen Tag keine Frau mehr im Worber Gemeinderat
Ende November verteidigte Niklaus Gfeller seinen Sitz als Worber Gemeindepräsident problemlos. Im Gemeinderat holte die SVP einen zweiten Sitz und warf damit (vermeintlich) die einzige Frau aus dem Rat. Nachdem aber der gewählte Bruno Fivian und mehrere Ersatzkandidaten verzichteten, hatte Worb mit Karin Waber plötzlich doch wieder eine Frau im Gemeinderat.
Anfang Dezember informierte der Grosshöchstetter Gemeinderat über die schrittweise Schliessung von Kindergarten und Primarschule in Schlosswil. Kurz vor Jahresende wehrten sich Schlosswiler*innen mit einem offenen Brief gegen die Pläne. Sie wollen auch rechtliche Schritte prüfen.
Kurz nach Weihnachten kam es in Worb noch zu einem Eclat: Gemeinderat Bruno Wermuth trat nach 39 Jahren aus der Partei aus. Er könne den rechtspopulistischen Kurs unter dem neuen Präsidenten nicht mehr mittragen, sagte er.
Alles Gute für 2021!
Ein Austritt - irgendwie bezeichnend für das Jahr 2020. Austreten aus diesem besonderen Jahr mit viel Schwierigem (aber auch kleinen Freuden) wollen wohl irgendwie alle. In diesem Sinne: Auf ein tolles 2021!