Rubigen - "Wir sind Fans der Mühle Hunziken"
Die neuen Besitzer der Mühle Hunziken wollen den Betrieb im traditionsreichen Konzertlokal langfristig gewährleisten. Dafür unterzeichneten sie mit den Betreibern einen Vertrag über zehn Jahre.
Die neuen Besitzer der Mühle Hunziken hoffen, dass nach jahrelangem Rechtsstreit nun Ruhe einkehrt und künftig wieder die Kultur für Schlagzeilen sorgt. Das machten Vertreter der Pensionskassen Coopera und Gepabu am Montag vor den Medien deutlich.
Die beiden Berner Kassen hatten das Lokal am letzten Freitag der Besitzerfamilie Burkhart für 3,1 Millionen Franken abgekauft. Sie machten damit den Weg frei für eine gerichtliche Gesamtvereinbarung zwischen den Streitparteien. Mühle-Gründer Peter Burkhart und die heutigen Betreiber um Bluesmusiker Philipp Fankhauser hatten sich in zahlreiche Rechtshändel verstrickt.
Noch am Freitagabend vermieteten die zwei Kassen die Mühle an das Team um Fankhauser. Die Kündigungsfrist betrage - wie bei Geschäftsmietverträgen üblich - zehn Jahre, hiess es am Montag. Der ausgehandelte Mietzins ermögliche den Kassen eine angemessene Rendite und den Betreibern ein erfolgreiches Wirtschaften.
Aus dem Kulturbetrieb wollen sich die zwei Vorsorgekassen heraushalten, wie ihre Vertreter beteuerten. Nötig sei aber eine Sanierung des Gebäudes. «Wenn das Dach nicht mehr dicht ist, geht das Haus kaputt», stellte Urs Mataré von der Gepabu fest.
Die Coopera ist eine Pensionskasse für Unternehmer, Künstler und Freischaffende. Die Gepabu wurde von Alt-68ern für alternative bernische Unternehmungen gegründet. Beide Kassen streben nach eigenen Angaben nachhaltige Vermögensanlagen an und weisen zurzeit einen Deckungsgrad von über 100 Prozent auf.
Initiative kam von den Kassen
Moritz Göldi von der Gepabu berichtete, er sei Anfang September nach einem Konzertbesuch in Rubigen auf die Idee gekommen, die zwei Kassen könnten die Mühle kaufen. Die Betreiber seien an einer solchen Lösung sofort interessiert gewesen . Daniel Maeder, Geschäftsführer bei die Coopera Sammelstiftung PUK, sagte im Interview mit Bernerzeitung.ch/Newsnet, der Kulturbetrieb sei nicht in erster Linie für das Portfolio der Pensionskasse spannend, sondern sie als Bürger fanden, dass die Mühle Hunziken eine gute Institution sei und dass man sie erhalten sollte. «Nun hatten wir die Gelegenheit dazu und wir sind einfach Fan von dieser Mühle Huniken», dies sei der Grund so Maeder weiter.
Der Preis von 3,1 Millionen für Liegenschaft samt Kunst wurde im Oktober vom Regionalgericht Bern-Mittelland festgelegt. Die beiden Pensionskassen waren damit einverstanden. «Wir hatten einfach eine wichtige Bedingung», berichtete Urs Mataré von der Gepabu: «Es muss Frieden einkehren.»
Die Kassen verlangten also, dass sämtliche hängigen Rechtsverfahren, die beide Streitparteien gegeneinander angestrengt hatten, eingestellt würden. Dieses Ziel wurde am vergangenen Freitag im Zug der zweiten Referentenaudienz vor dem Regionalgericht erreicht - worauf der Kaufvertrag unterschrieben wurde.
Dank an «Mühli-Pesche»
Ex-Besitzer Peter Burkhart hatte die Einigung am Wochenende mit gemischten Gefühlen aufgenommen: Die neuen Eigentümer seien «ein Glücksfall», die Betreiber des Clubs hingegen «eine Zumutung». Das wollten die Vertreter der beiden Pensionskassen am Montag nicht kommentieren.
Sie dankten «Mühli-Pesche» aber dafür, dass er die neuen Eigentümer und die Betreiber nun in die Zukunft entlasse. Und sie wünschten dem 72-Jährigen, dass er in Frankreich den wohlverdienten Ruhestand geniessen und mit Stolz auf sein Lebenswerk zurückblicken könne.
[i] Siehe News-Bericht "Mühle Hunziken wird für rund drei Millionen Franken verkauft" vom 6.12.2015