Rubigen - Tempo 30 nur für Lastwagen?
Die Gemeinde prüft mit dem Kanton Ideen für mehr Sicherheit auf den Kantonsstrassen. Der Vorschlag eines Einwohners gehört eher nicht dazu.
Vor einem Monat verunfallte in Rubigen ein Junge. Als er auf der Worbstrasse in der Nähe des Schulhauses auf den Fussgängerstreifen hinaustrat, wurde er von einem Auto erfasst und leicht verletzt. Der Vorfall hat die Diskussion um die Sicherheit auf den Kantonsstrassen neu angeheizt. So auch an der Gemeindeversammlung am Donnerstag.
Ein Teilnehmer machte einen besonderen Vorschlag: Auf den Kantonsstrassen solle Tempo 30 eingeführt werden – aber nicht für alle Verkehrsteilnehmer, sondern nur für Lastwagen. "Ich habe das in einigen Dörfern in Deutschland gesehen, es scheint dort gut zu funktionieren", sagte er. Auf grosse Resonanz bei den anderen Versammlungsteilnehmern stiess er allerdings nicht.
Kein Beispiel im Kanton
Wäre ein solches Verkehrsregime überhaupt möglich? Laut dem stellvertretenden Kreisoberingenieur Adrian Gugger gibt es im Kanton Bern kein Beispiel dafür. "Mir ist auch nicht bekannt, dass es entsprechende gesetzliche Bestimmungen gäbe." Ausserdem wäre es aus seiner Sicht schwierig, ein solches Regime umzusetzen und die Wirksamkeit zu überprüfen. Gugger stellt auch infrage, dass die Sicherheit erhöht wird, wenn Autos schneller fahren dürfen als Lastwagen.
Der Rubiger Gemeinderat zweifelt ebenso an der Wirksamkeit. "Massnahmen müssten auch bei Personenwagen greifen", sagte Gemeindepräsident Renato Krähenbühl (BDP). Seines Wissens ist durch einen Lastwagen im Dorf noch nie ein Unfall passiert. "Wir werden den Vorschlag aber zusammen mit weiteren Ideen für mehr Sicherheit an den Kanton weitergeben." Wegen der Sicherheit auf der Worbund der Bern-Thun-Strasse steht die Gemeinde in engem Kontakt mit der Verkehrsdirektion.
Sinnvoller und wirksamer als Tempo 30 für Lastwagen wäre für Krähenbühl eine Lichtsignalanlage nach Allmendinger Vorbild. In der Rubiger Nachbargemeinde blinken jeweils zu den Schulzeiten Warnlichter. "Damit werden Autofahrer gewarnt und bremsen." Ein weiterer Vorteil sei, dass die Massnahme zeitlich begrenzt sei.
Ein Missverständnis
Für den Gemeindepräsidenten ist unbestritten, dass die Sicherheit erhöht werden muss. Schon vor etwa zwei Jahren ist es auf der Worbstrasse zu einem Unfall gekommen – damals auf dem Fussgängerstreifen bei der Abzweigung Hölzliackerstrasse. Nun werde der Streifen mit einer Mittelinsel versehen.
Der letzte Unfall von Anfang Oktober war allerdings nicht auf ein grundsätzliches Sicherheitsproblem zurückzuführen. Dem Gemeindepräsidenten wurde der Hergang so geschildert: Auf beiden Seiten des Streifens hatten Autos wegen des Jungen anhalten müssen, während er noch gewartet hatte. Doch dann trieb der eine Fahrer den Jungen mit einem Handzeichen zur Eile an, sodass der Junge über auf die Strasse trat. Genau in diesem Moment fuhr die Lenkerin aus der anderen Richtung her los und erfasste den Jungen.