Rubigen - Sind Fische in der Aare in Gefahr?
Fischer befürchten, dass das Virus von der Fischzucht Rubigenhof in die Aare gelangt ist. Aus Sicht des Kantonstierarztes besteht jedoch kein Grund zur Sorge.
Wegen einer Virusseuche ist die Fischzuchtanlage Rubigenhof derzeit geschlossen. Der Fischbestand wurde mit dem IHN-Virus (infektiöse hämatopoetische Nekrose) befallen. Die Fische wurden getötet, die Anlage musste geleert, gereinigt und desinfiziert werden (wir berichteten). Die Seuche sei aus dem Ausland importiert worden, sagte Eigentümer Kurt Gasser. «Es war einfach Pech.» Im August will er die Zucht wiedereröffnen.
Weil das Betriebswasser von der Anlage in die Giesse geleitet wird und dann auch in die Aare gelangt, befürchten Fischer, dass der Fischbestand in den Gewässern gefährdet ist. André Perroud, Ehrenmitglied des Fischereivereins Aaretal, gelangte deshalb an den Kanton und gestern an die Medien. «Man müsste genau abklären, ob ein Schaden entstanden ist.» Ausserdem hätte das Fischereiinspektorat über die Seuche informieren müssen, findet Perroud. Er las in dieser Zeitung von der Seuche.
Sorge um Aufzucht
Bei seiner Kritik bezieht er sich auf das IHN-Merkblatt des Bundes. Demnach wird die Krankheit etwa durch «Fische, Eier, Fisch fressende Vögel, infiziertes Wasser, Geräte, Behälter, Transportmittel und Stiefel» übertragen. Dies müsste verhindert werden. Er fürchtet auch um die Aufzuchtgewässer des Fischereivereins in der Giesse und einfliessende Gewässer. Und ebenso das nationale Äschenlaichgebiet in Thun könnte betroffen sein.
«Man darf das Virus nicht auf die leichte Schulter nehmen», betonte auch Hans Thönen, bis vor kurzem Geschäftsführer des bernischen Fischereiverbandes. Denn es sei absolut denkbar, dass auch Bachforellen befallen werden könnten, selbst wenn sie weniger empfindlich seien als Lachse. Thönen plädierte für eine genaue Untersuchung. «Man muss aber Ruhe bewahren.»
Bis zu vier Fälle pro Jahr
Der Kanton bewahrt Ruhe. «Seuchen in Fischzuchtanlagen sind keine Seltenheit», sagte Kantonstierarzt Reto Wyss. Im Kanton Bern komme es bis zu vier Vorfällen pro Jahr. Wie immer habe der Kanton auch in diesem Fall alle nötigen Vorkehrungen getroffen und einen Sanierungsplan ausgearbeitet. Die Seuche trat Mitte April auf – aber nicht in allen Becken der Anlage. Das IHN-Virus bedeute für die Wildfische keine Gefahr. «Wir hatten damit noch nie Probleme», sagte Wyss. Das Betriebswasser werde durch eine Filteranlage gereinigt und zudem stark verdünnt. Auch für Konsumenten sei die Seuche unbedenklich. Aus diesen Gründen sei die Öffentlichkeit nicht informiert worden. Johannes Reichen
Das Virus
Gemäss dem Merkblatt des Bunds tritt das IHN-Virus vor allem bei Temperaturwechseln um die 10 Grad auf. Die Symptome sind etwa Dunkelverfärbung, Haut-, Flossen- und Augenblutungen, Glotzaugen, Kotschnüre. Bis zu 100 Prozent eines Bestandes können sterben.