Rubigen - Rückkehr der Fische verzögert sich

Kurt Gasser wollte die brachliegende Fischzucht so rasch wie möglich wiederaufbauen. Doch das Projekt verzögert sich. Zuerst muss die Überbauungsordnung geändert werden.

Hans Ulrich Schaad / Berner Zeitung BZ
Die Fischzucht direkt bei der Autobahnausfahrt Rubigen gibt zurzeit ein trauriges Bild ab. Von Fischen ist weit und breit keine Spur. Die Aufzuchtbecken sind leer. Unkraut und Sträucher haben das Gelände in Beschlag genommen. Das ehemalige Betriebsgebäude gleicht einer heruntergekommenen Baracke. Wenn es nach den Plänen von Kurt Gasser geht, sollen hier aber in zwei bis drei Jahren wieder Fische gezüchtet und verkauft werden.

Pläne sind bereit

Im letzten Frühling hat der 73-Jährige das Gelände gekauft. Sein Ziel war klar: so rasch wie möglich bauen. Alles hat Gasser vorbereitet, die Baupläne sind fixfertig (siehe Kasten). Er dachte, dass es keine Probleme geben werde, weil er bloss das wiederaufbauen will, was vorher bestand. Sogar einen Fischwirt als Betriebsleiter hat er auf den Sommer hin angestellt. «Die Pläne sind bereit, morgen könnten die Bauarbeiten beginnen», so Kurt Gasser. Doch daraus wird vorerst nichts. Das Projekt widerspricht der aktuellen Überbauungsordnung (ÜO).

Der Gemeinderat Rubigen steht hinter Gassers Projekt und würde sich freuen, wenn die Fischzucht wiederaufgebaut würde, sagt Gemeindepräsident Renato Krähenbühl (BDP). Aber das Projekt kann noch nicht bewilligt werden. Denn das Areal steht in einer Zone mit einer gültigen ÜO. «Diese hat sehr enge Bestimmungen», sagt Krähenbühl. «Mit den aktuellen Vorgaben lässt sich die Fischzucht, wie sie Kurt Gasser geplant hat, kaum realisieren.» So sind nur eingeschossige Gewerbebauten erlaubt, und Wohnungen sind nicht möglich. Für Gasser ist es aber wichtig, dass der Fischwirt quasi rund um die Uhr anwesend ist: «Gibt es ein Problem, ist jede Minute wichtig. Sonst kann es ein Fischsterben geben.» Diese ÜO muss nun geändert werden. Das kantonale Amt für Gemeinden und Raumplanung kann keine Ausnahme zulassen. Weil es mehr als kleine Anpassungen sind, muss ein ordentliches Verfahren mit Mitwirkung durchgeführt werden. Diese Ansicht teilt Gerhard Schnidrig, Anwalt von Kurt Gasser. Die ÜO habe den damaligen Bestand gesichert, mehr nicht. «Sie ist überaltert und mit einer modernen Fischzucht nicht vereinbar», erklärt Schnidrig. Kurt Gasser müsse wohl «in den sauren Apfel beissen» und die Verzögerungen akzeptieren, ergänzt Schnidrig.

Diese Zusatzrunde dauert wohl gegen ein Jahr. Die neue Überbauungsordnung muss aber zuerst in ein öffentliches Mitwirkungsverfahren. Am Schluss müssen die Rubiger Stimmberechtigten an der Urne die Änderung absegnen, auch wenn es keine Opposition geben sollte. Diese Abstimmung kann laut Krähenbühl frühestens Mitte Juni 2012 stattfinden. Erst wenn die ÜO rechtskräftig ist, kann Gasser das Baugesuch einreichen. Schnidrig prüft, ob das Verfahren mit ÜO und Baugesuch optimiert werden kann, um Zeit zu gewinnen.

Ein Bubentraum

Für Kurt Gasser ist diese Verzögerung ärgerlich. Der ehemalige Inhaber eines Elektrounternehmens in Bern will aufgrund seines Alters nicht zu lange auf die Bewilligung warten. Denn von der Inbetriebnahme bis zum Verkauf der ersten Fische dauert es noch einmal etwa zwei Jahre. Gasser ist überzeugt, dass die Nachfrage nach regionalem Fisch da ist. Das haben ihm erste Kontakte mit möglichen Abnehmern gezeigt. Und der Hobbyfischer hofft, dass sein Bubentraum doch noch erfüllt wird.

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Hans Ulrich Schaad / Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 03.10.2011
Geändert: 03.10.2011
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