Rubigen - "Mühli"-Thomas rechnet ab

In der Schlammschlacht um die Mühle Hunziken spricht erstmals Thomas Burkhart, der Sohn von Mühli-Pesche. Mit seinem Vater könne man keine Lösung finden. Er will nun vor Gericht kämpfen.

Simon Jäggi, Christoph Lenz. / Der Bund
Auf einer Skala von 1 bis 10, wie gut steht die Mühle Hunziken heute da?
Sehr gut. Mit der gesamten schlechten Presse: eine Acht. Ich habe viele positive Rückmeldungen dafür erhalten, dass ich bislang keine Interviews gegeben habe. Nach wie vor bin ich der Meinung, diese Sache gehört nicht in die Zeitung.

Jetzt geben Sie uns aber ein Interview . . .
Ich habe langsam die Nase voll. Der andere tut es ja auch.

Es ist eine Schlammschlacht im Gang. Schadet dies der Mühle?
Auf jeden Fall. Wie gross der Schaden ist, werden wir beim nächsten Mitgliederversand sehen.

Schlägt sich der Streit auf die Publikumszahlen nieder?
Wir haben so viele Leute wie immer. Ich höre aber oft, dass der Konflikt nicht in die Zeitung gehöre.

Wo liegen die Wurzeln dieses Konflikts?
Das begann nicht erst letzten Herbst. Wir haben seit vier Jahren Konflikte in der Familie. Zuerst hatten meine Schwester Catherine und meine Stiefmutter Pia zwei Jahre Streit. Wegen Kleinigkeiten. Vor zwei Jahren stellte sich die Nachfolge-Frage. Da habe ich gesagt: In diesem Dreiergespann helfe ich nicht mit. Zuerst waren es ja meine Schwester und ich, die mit Mühli-Pesche Streit hatten. Im Sommer schlug sie sich dann auf seine Seite.

Es ist im Kern also eine verkachelte Familiengeschichte. Warum schafft man es nicht, zusammenzusitzen – und das Ganze gütlich zu regeln.
Das ist nicht möglich.

Warum nicht?
Weil er Peter Burkhart ist. Mit ihm kann man kein vernünftiges Gespräch führen. Entweder ist man seiner Meinung – oder man bekommt Hausverbot. Das ist leider auch bei Familienmitgliedern so.

Wann kam es zum Bruch zwischen Ihnen und ihrem Vater?
Der definitive Bruch geschah wohl, als er meine Frau zum Teufel gejagt hat. Er meinte, sie habe zu viele Ferientage bezogen. Das war im Sommer 2010. Dabei hat sie unheimlich viel zur Mühle beigetragen, Pesche müsste ihr unendlich dankbar sein.

Sie haben dennoch 25 Jahre mit ihm gearbeitet.
Niemand hat so ein gutes Verhältnis zu ihm gehabt wie ich. Ich bin der Einzige, der es 25 Jahre ausgehalten hat. Die ersten zehn Jahre hatte ich «Lämpen» mit ihm. Nachher habe ich mich arrangiert mit meiner Rolle. Wir hatten ja auch gute Jahre der Zusammenarbeit. Als ich eine Familie gründete, begannen die Probleme wieder. Plötzlich war ich nicht mehr ständig verfügbar. Es lief häufig so: Er hatte eine Idee, ich habe sie umgesetzt. Von den Damentoiletten bis zur Bar habe alles ich gebaut.

Warum wollte ihr Vater Sie nicht als sein Nachfolger haben?
Als Fankhauser vorschlug, mich in die Geschäftsführung zu nehmen, riet er ab. Er meinte, ich sei dazu gut, vor dem Haus den Boden zu wischen. Das ist nicht der schlimmste Satz, den ich von ihm hören musste. Tatsächlich ging es ihm immer um Geld. Wie auch immer: Der Bruch ist da. Wir klären die Sache vor Gericht – und ich werde durch alle drei Instanzen gehen.

Von einem juristischen Seilziehen profitieren vor allem die Anwälte.
Der Vorteil einer gerichtlichen Klärung: Die unterlegene Seite zahlt die Kosten.

Haben Sie nicht eine gewisse Verpflichtung ihrem Vater gegenüber: Sie erben sein Lebenswerk.
Vor zwei Jahren kam er zu mir und wollte die Mühle zurück – weil er sie verkaufen wollte. Dieser einmalige Club darf doch nicht sterben. Mein Vater bekommt eine sehr schöne Rente. Ich bin überzeugt, dass ich just im Sinne seines Lebenswerks wirke, auch wenn Peter das im Moment noch nicht so sieht.

Dass er Angst um sein Lebenswerk hat, verstehen Sie nicht?
Wieso? Machen wir weniger gute Konzerte? Wir entwickeln die Mühle weiter, wir buchen bereits für 2013.

Warum haben nicht Sie selber die Mühle gekauft?
Ich durfte auch mitbieten. Aber er wollte eine so hohe Rente, dass mein Notar abgewinkt hat. Dann holte ich Fankhauser zurück ins Boot.

Es gab also schon vorher einmal Verhandlungen mit Fankhauser.
Genau. Dann begannen ich und meine Schwester aber zu bremsen. Zwischenzeitlich verhandelte ich mit Appalooza, das wollte aber mein Vater nicht. Daher bin ich wieder zu Phillipp, weil ich mit ihm gut kann. Er verhandelte letzten Sommer ernsthaft mit drei Banken. Von den Banken mussten wir aber hören, dass die Forderung von Peter Burkhart völlig überrissen sei.

Der Deal im Herbst war, dass Fankhauser die Mühle nicht kaufen muss. Warum klappte das nicht?
Er stellte wieder eine seiner «Hüseliblock»-Lösungen auf und wollte, dass wir uns in vier Stunden entscheiden – das war uns zu wenig Zeit.

Ihr Vater greift immer nur Fankhauser an. Ohne ihn wäre es einfacher, eine Lösung zu finden.
Nein, wenn Fankhauser seine Anteile verkauft, werde ich überall in der Minderheit sein. Das lass ich nicht zu.

Warum hat sich Mühli-Pesche derart auf Fankhauser eingeschossen?
Weil es einfacher ist, als wenn er auf den eigenen Sohn losgeht. Das würde sich in der Zeitung nicht so gut machen.

Sie sind der neue Chef der Mühle Hunziken: Wie unterscheidet sich Ihre Mühle von jener Ihres Vaters.
Vielleicht fangen wir an umzudekorieren. Ich werde kein Peter-Burkhart-Museum führen. Die Mühle soll lebendig sein. Aber ich muss erst das Gefühl bekommen, dass das Lokal auch mir gehört. Wenn man immer bekämpft wird unter der Woche – und am Wochenende muss man auf Judihui machen, ist das ziemlich anstrengend.

Und die musikalische Ausrichtung?
Da versuchen wir, den Kurs beizubehalten. Schöne Konzerte an einem schönen Ort.

Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 24.04.2012
Geändert: 24.04.2012
Klicks heute:
Klicks total: