Rubigen - Mühli-Pesche bangt um sein Lebenswerk
Peter Burkhart alias Mühli-Pesche, der Betreiber der Mühle Hunziken, sorgt sich um sein Lebenswerk: Nebenan wird nächstens ein Parkplatz asphaltiert, doch ob die Konzertbesucher dort parken dürfen, ist ungewiss.
Markus Dütschler / der Bund
Für Jus-Doktoranden wäre die Causa ein attraktives Thema, für Peter Burkhart ist es eine Existenzfrage. Burkhart, bekannt als Mühli-Pesche, gelingt seit 34 Jahren das Kunststück, bekannte Musiker ins abgelegene Kulturlokal mit dem schrägen Interieur zu locken, darunter Weltstars, die sonst nie vor einem so kleinen Auditorium auftreten würden. In dieser Zeit hat der 68-Jährige alle Kulturpreise abgeräumt, die in und um Bern zu haben sind. Doch nun sei die Mühle akut gefährdet, sagt er: Ohne grossen Parkplatz müsse er den Laden schliessen.
Freudengeheul war verfrüht
Einen Parkplatz gibt es, einen grossen sogar. Noch ist er mit Kies bedeckt, doch bald wird er asphaltiert. Damit wäre das Problem gelöst. Nein, sagt Mühli-Pesche. Ob die Gäste ihre Autos abstellen dürfen, sei ungewiss, da es vom Wohlwollen des Eigentümers abhänge. Aufgrund bisheriger Erfahrungen sei dies eine unsichere Sache. Im idyllischen Garten hinter der Mühle blättert Mühli-Pesche in einem Papierstapel. Zahllose Mails und Briefe haben sich in den letzten Jahren angesammelt.
Dabei schien alles so klar. «Parkplatzproblem ist gelöst», titelte die «Berner Zeitung» im August 2005, und der «Bund» jubelte: «Grosszügiges Geschenk an Mühle Hunziken». Ein Landbesitzer und Nachbar, der ehemalige Amtstierarzt Werner Sidler, stelle auf 30 Jahre Land fest zur Verfügung – mit Option auf Verlängerung. 183 Autos könnten abgestellt werden. Somit sei das Parkproblem gelöst. Als Begründung schrieb er: «Herzlichen Glückwunsch zur 30. Spielsaison! Diese grossartige Leistung verdient eine entsprechende Anerkennung.»
Vor Urnengang las mans anders
Nur Monate später, am 25. Juni 2006, machten die Rubiger Stimmberechtigten Nägel mit Köpfen. Sie genehmigten mit haushohen 86 Prozent eine Zonenplanänderung, die im Gebiet Hunziken die Interessen der Naherholung, des Naturschutzes, der Mühle Hunziken und kommerzieller Nutzungen unter einen Hut brachte. In der Abstimmungsbotschaft erwähnte die Gemeinde ausdrücklich die «Unterstützung der Kulturmühle Hunziken» durch «ein ausreichendes Parkplatzangebot». Dem Stimmvolk war in der Botschaft erklärt worden, die Nutzungen stünden unter dem Patronat einer Stiftung pro Hunziken, die «in Gründung» sei. Kern des Stiftungskapitals bilde Sidlers 40 Hektaren grosses Gut, hiess es weiter. Der heute 84-jährige Geber wolle «sein gut arrondiertes Hunzikengut in eine öffentlich-rechtliche Stiftung» einbringen. Die Stiftung werde errichtet, «sobald die letzten erforderlichen bau- und planungsrechtlichen Grundlagen der Zonenplanänderung in Kraft sind». Will heissen: Sobald das Volk die Zonenplanänderung gutgeheissen hat, geht der Donator zum Notar und veranlasst die Eintragung. Laut bernischem Handelsregister geschah dies erst am 18. November 2008, fast zweieinhalb Jahre nach dem Urnengang.
Werner Sidlers «Vormund»
Mühli-Pesche sagt, er sei mit Werner Sidler befreundet. Der 16 Jahre ältere Tierarzt habe ihm einmal das Du angeboten und sei ein angenehmer Mann, der im fortgeschrittenen Alter eine gute Sache habe realisieren wollen. Doch immer, wenn Sidler kurz davor sei, eine Regelung zu unterschreiben, zögere er und nehme Rücksprache mit Klaus Imberg. Dieser, ebenfalls 84-jährig, wohnt im zürcherischen Affoltern am Albis und ist Sidlers Generalbevollmächtigter.
In der Stiftung, die von Sidler präsidiert wird, fungiert Imberg als Vizepräsident. Laut Mühli-Pesche ist es Imberg, der alle Vereinbarungsentwürfe mit seltsamen Argumenten oder aus reiner Willkür hintertreibt. Es sei kaum möglich, an Sidler heranzukommen. Letzthin habe er diesem einen Brief persönlich überreichen wollen. An der Haustüre sei Imberg erschienen. «Als ich sagte, ich wolle den Brief Werner Sidler persönlich überreichen, befand Imberg, ich solle das Schreiben ihm geben, denn er sei sein Generalbevollmächtigter.»
Stiftung ohne Landbesitz
Ein Blick ins Handelsregister zeigt, dass ein weiteres Versprechen an die Rubiger Stimmberechtigten nicht erfüllt ist: Im Stiftungsrat sässen künftig «nach dem Willen des Stiftungsgründers» zwei Vertreter der Stiftung Aaretal sowie zwei Vertreter der Gemeinde Rubigen. Doch bis dato ist die Stiftung Aaretal nicht im Stiftungsrat vertreten. Stiftungsratsmitglied Hans Thuner, ehemaliger Rubiger Gemeindepräsident, behagt laut Mühli-Pesche dem starken Mann Imberg nicht, weshalb er Thuner herausmobben wolle. Thuner war gestern nicht erreichbar.
Stiftungsratsmitglied Stephan Aebersold, Notar in Bern, teilte Ende Juni per Mail allen Beteiligten mit, «dass per sofort Herr Klaus Imberg Ansprechpartner für all Ihre Anliegen ist. Bis zur Überführung der Grundstücke des Hunzikengutes vertritt Herr Imberg als Generalbevollmächtigter die Interessen von Herrn Dr. Werner Sidler in seiner Stellung als Privatperson und alleiniger Grundeigentümer.» Mit anderen Worten: Von den 40 Hektaren südlich der Belpstrasse wurde bis heute kein Quadratmeter in die Stiftung eingebracht. Aebersold war wegen Ferien im Ausland gestern ebenfalls nicht erreichbar.
Parkplatz ja, dann wieder nein
Mühli-Pesche empfindet die Stiftung als Farce, die es Imberg erlaube, nach Belieben zu schalten und zu walten – angeblich im Auftrag seines Mandanten. «Gute Nachbarschaft braucht keine Verträge», findet Mühli-Pesche, der eher wie ein Alternativer wirkt denn wie ein Paragrafenreiter. Doch die Erfahrungen mit Imberg hätten ihn Vorsicht gelehrt. Dieser schrieb ihm im August 2005: «Dein Nachbar und Freund Werner» stelle Land für Parkplätze «auf 30 Jahre gratis zur Verfügung». Die Gemeinde habe ihre Unterstützung «für eine rasche Realisierung» zugesichert. Am 14. April 2010 liess er verlauten: «Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass die Möglichkeit der Mitbenutzung meiner Parkplätze auf dem Hunzikengut Rubigen aufgehoben wird.» Diese würden «schon jetzt für gewisse Phasen anderweitig verwendet». Was das heisst, merkte Mühli-Pesche, als er nur mithilfe der Gemeinde Rubigen verhindern konnte, dass ein Zirkus auf dem Parkplatz gastiert – während der Konzertsaison. «Wir brauchen eine langfristige verbindliche Regelung der Parkplatzfrage, sonst müssen wir die Kulturmühle schliessen.»
Freudengeheul war verfrüht
Einen Parkplatz gibt es, einen grossen sogar. Noch ist er mit Kies bedeckt, doch bald wird er asphaltiert. Damit wäre das Problem gelöst. Nein, sagt Mühli-Pesche. Ob die Gäste ihre Autos abstellen dürfen, sei ungewiss, da es vom Wohlwollen des Eigentümers abhänge. Aufgrund bisheriger Erfahrungen sei dies eine unsichere Sache. Im idyllischen Garten hinter der Mühle blättert Mühli-Pesche in einem Papierstapel. Zahllose Mails und Briefe haben sich in den letzten Jahren angesammelt.
Dabei schien alles so klar. «Parkplatzproblem ist gelöst», titelte die «Berner Zeitung» im August 2005, und der «Bund» jubelte: «Grosszügiges Geschenk an Mühle Hunziken». Ein Landbesitzer und Nachbar, der ehemalige Amtstierarzt Werner Sidler, stelle auf 30 Jahre Land fest zur Verfügung – mit Option auf Verlängerung. 183 Autos könnten abgestellt werden. Somit sei das Parkproblem gelöst. Als Begründung schrieb er: «Herzlichen Glückwunsch zur 30. Spielsaison! Diese grossartige Leistung verdient eine entsprechende Anerkennung.»
Vor Urnengang las mans anders
Nur Monate später, am 25. Juni 2006, machten die Rubiger Stimmberechtigten Nägel mit Köpfen. Sie genehmigten mit haushohen 86 Prozent eine Zonenplanänderung, die im Gebiet Hunziken die Interessen der Naherholung, des Naturschutzes, der Mühle Hunziken und kommerzieller Nutzungen unter einen Hut brachte. In der Abstimmungsbotschaft erwähnte die Gemeinde ausdrücklich die «Unterstützung der Kulturmühle Hunziken» durch «ein ausreichendes Parkplatzangebot». Dem Stimmvolk war in der Botschaft erklärt worden, die Nutzungen stünden unter dem Patronat einer Stiftung pro Hunziken, die «in Gründung» sei. Kern des Stiftungskapitals bilde Sidlers 40 Hektaren grosses Gut, hiess es weiter. Der heute 84-jährige Geber wolle «sein gut arrondiertes Hunzikengut in eine öffentlich-rechtliche Stiftung» einbringen. Die Stiftung werde errichtet, «sobald die letzten erforderlichen bau- und planungsrechtlichen Grundlagen der Zonenplanänderung in Kraft sind». Will heissen: Sobald das Volk die Zonenplanänderung gutgeheissen hat, geht der Donator zum Notar und veranlasst die Eintragung. Laut bernischem Handelsregister geschah dies erst am 18. November 2008, fast zweieinhalb Jahre nach dem Urnengang.
Werner Sidlers «Vormund»
Mühli-Pesche sagt, er sei mit Werner Sidler befreundet. Der 16 Jahre ältere Tierarzt habe ihm einmal das Du angeboten und sei ein angenehmer Mann, der im fortgeschrittenen Alter eine gute Sache habe realisieren wollen. Doch immer, wenn Sidler kurz davor sei, eine Regelung zu unterschreiben, zögere er und nehme Rücksprache mit Klaus Imberg. Dieser, ebenfalls 84-jährig, wohnt im zürcherischen Affoltern am Albis und ist Sidlers Generalbevollmächtigter.
In der Stiftung, die von Sidler präsidiert wird, fungiert Imberg als Vizepräsident. Laut Mühli-Pesche ist es Imberg, der alle Vereinbarungsentwürfe mit seltsamen Argumenten oder aus reiner Willkür hintertreibt. Es sei kaum möglich, an Sidler heranzukommen. Letzthin habe er diesem einen Brief persönlich überreichen wollen. An der Haustüre sei Imberg erschienen. «Als ich sagte, ich wolle den Brief Werner Sidler persönlich überreichen, befand Imberg, ich solle das Schreiben ihm geben, denn er sei sein Generalbevollmächtigter.»
Stiftung ohne Landbesitz
Ein Blick ins Handelsregister zeigt, dass ein weiteres Versprechen an die Rubiger Stimmberechtigten nicht erfüllt ist: Im Stiftungsrat sässen künftig «nach dem Willen des Stiftungsgründers» zwei Vertreter der Stiftung Aaretal sowie zwei Vertreter der Gemeinde Rubigen. Doch bis dato ist die Stiftung Aaretal nicht im Stiftungsrat vertreten. Stiftungsratsmitglied Hans Thuner, ehemaliger Rubiger Gemeindepräsident, behagt laut Mühli-Pesche dem starken Mann Imberg nicht, weshalb er Thuner herausmobben wolle. Thuner war gestern nicht erreichbar.
Stiftungsratsmitglied Stephan Aebersold, Notar in Bern, teilte Ende Juni per Mail allen Beteiligten mit, «dass per sofort Herr Klaus Imberg Ansprechpartner für all Ihre Anliegen ist. Bis zur Überführung der Grundstücke des Hunzikengutes vertritt Herr Imberg als Generalbevollmächtigter die Interessen von Herrn Dr. Werner Sidler in seiner Stellung als Privatperson und alleiniger Grundeigentümer.» Mit anderen Worten: Von den 40 Hektaren südlich der Belpstrasse wurde bis heute kein Quadratmeter in die Stiftung eingebracht. Aebersold war wegen Ferien im Ausland gestern ebenfalls nicht erreichbar.
Parkplatz ja, dann wieder nein
Mühli-Pesche empfindet die Stiftung als Farce, die es Imberg erlaube, nach Belieben zu schalten und zu walten – angeblich im Auftrag seines Mandanten. «Gute Nachbarschaft braucht keine Verträge», findet Mühli-Pesche, der eher wie ein Alternativer wirkt denn wie ein Paragrafenreiter. Doch die Erfahrungen mit Imberg hätten ihn Vorsicht gelehrt. Dieser schrieb ihm im August 2005: «Dein Nachbar und Freund Werner» stelle Land für Parkplätze «auf 30 Jahre gratis zur Verfügung». Die Gemeinde habe ihre Unterstützung «für eine rasche Realisierung» zugesichert. Am 14. April 2010 liess er verlauten: «Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass die Möglichkeit der Mitbenutzung meiner Parkplätze auf dem Hunzikengut Rubigen aufgehoben wird.» Diese würden «schon jetzt für gewisse Phasen anderweitig verwendet». Was das heisst, merkte Mühli-Pesche, als er nur mithilfe der Gemeinde Rubigen verhindern konnte, dass ein Zirkus auf dem Parkplatz gastiert – während der Konzertsaison. «Wir brauchen eine langfristige verbindliche Regelung der Parkplatzfrage, sonst müssen wir die Kulturmühle schliessen.»