Rubigen - Mühle Hunziken: Alt-Bundesrat trifft Ex-Punk
Samuel Schmid in der Mühle Hunziken? Tatsächlich: Nächste Woche tritt der Berner Alt-Bundesrat in Rubigen auf – als Special Guest von Beat Schlatter, der mit seinem Anekdotenbuch «Bin gleich zurück» auf Tournee ist. Vieles deutet darauf hin, dass der Ex-Magistrat ein Nagelpflegeset dabeihaben wird.
«Es waren ja einige Unterhaltungskünstler auf der Bühne. Aber Samuel Schmid hat alle abgetrocknet. Er war irrsinnig lustig.» Beat Schlatter verneigt sich. Voller Bewunderung blickt der Chefkomiker der Nation zurück auf jenen Abend im Herbst 2012, als Alt-Bundesrat Schmid im Kaufleuten Zürich sein wahres Gesicht zeigte – und die hohe Kunst der Selbstironie zelebrierte. Schmid war Special Guest bei der Vernissage von «Bin gleich zurück», einem Buch von Stephan Pörtner, das Anekdoten aus dem lustigen Künstlerleben von Beat Schlatter versammelt. Der Berner Ex-Magistrat kommt darin vor – in einer wahren Geschichte, die mit einer Begegnung in Obwalden beginnt – und mit einem seltsamen Geschenk im Bundeshaus endet.
Das falsche Geschenk
2005 trifft der ehemalige Bürgerschreck und Punk Beat Schlatter an einem Fest in Engelberg auf den SVP-Bundesrat. Sie unterhalten sich prächtig. «Ich mochte den Mann und bat ihn deshalb, mir einen Witz auf Tonband zu sprechen. Doch er lehnte ab, weil er fürchtete, man könnte es eines Bundesrats unwürdig erachten, öffentlich Witze zu erzählen.» Wochen später meldet sich die «Coop-Zeitung», um Schlatter für eine Weihnachtswerbeaktion einzuspannen. Der Auftrag: mit 2000 Franken Geschenke für Freunde kaufen. Schlatter sagt zu – und denkt sofort an Schmid. An Schmid und dessen Schnauzbart. Dumm nur: Das sorgsam auserwählte Geschenk (ein Bartpflegeset) kommt nie im Bundeshaus an. Schmid erhält stattdessen – ein Nagelpflegeset. Schriftlich verleiht er seiner Irritation Ausdruck: «Lieber Beat Schlatter, vielen Dank für das Nagelpflegeset. Ich frage mich allerdings die ganze Zeit, welchen Eindruck ich bei Ihnen hinterlassen habe.»
Versierter Pointenproduzent
Jahre später berichtet Schmid im Kaufleuten davon. Mehr noch: «Der brummige Politiker entpuppte sich als schlagfertigster und spritzigster Mann des Abends und präsentierte zuletzt stolz und unter grossem Gelächter das Nagelpflegeset», schreibt der «Tages-Anzeiger». Dass Schmid ein versierter Pointenproduzent ist – für das Publikum war es eine Überraschung. Nicht so für Schlatter, der Schmids «spontanen Geist, seine Klugheit und Fairness» lobt. Nun tritt Schmid an Schlatters Seite erstmals im Bernbiet auf – in der Mühle Hunziken, wo sonst Konzerte stattfinden. Der Alt-Bundesrat habe erst «etwas gezögert», ob er zusagen solle, berichtet Schlatter. Über die Gründe wollen wir nicht spekulieren. Wir halten uns an Dinge, die wir wissen. Zum Beispiel an Schmids verbürgte Aussage: «Wenn ich mir die Nägel feile, denke ich an Beat Schlatter.»
[i] Der Auftritt: Mittwoch, 27. Februar 2013, 21 Uhr, Mühle Hunziken, Rubigen.