Rubigen - Gericht rüffelt Baufirma Kästli

Das Verwaltungsgericht gibt Anwohnern der Kiesgrube recht: Die Baufirma Kästli habe ohne Baubewilligung Kies abgebaut.

Johannes Reichen, Berner Zeitung BZ

Die Luft für die Firma Kästli wird dünn. Nach der kantonalen Baudirektion ist nun auch das Verwaltungsgericht der Meinung, dass das Unternehmen in Rubigen illegal Kies abbaut. Das Unternehmen verfüge über keine Baubewilligung für den Abbau, den sie seit 2002 im Gebiet Bodenweid tätigt.

Das Urteil ist ein Erfolg für Corinne Beringer und Tobias Wild. Sie leben neben der Grube. «Das freut uns sehr, denn dahinter steht ein mehr als sechsjähriger Kampf um Durchsetzung der geltenden Rechtsordnung.» Ihre Kritik gilt nicht nur Kästli, sondern auch dem Gemeinderat.

Schon im Jahr 2011 wandten sich die beiden Anwohner an die Behörden. Sie kritisierten die Lärm- und Staubbelastung durch den Abbau. Die Gemeinde Rubigen kam jedoch in einem baupolizeilichen Verfahren zum Schluss, dass Kästli nicht unrechtmässig Kies abgebaut hat und über die nötigen Bewilligungen verfügt. Dagegen legten die Anwohner Beschwerde ein, die vor einem Jahr von der Baudirektion gutgeheissen wurde.

Kästli ist enttäuscht

Diesen Entscheid wollte wiederum Kästli nicht auf sich sitzen lassen. Doch jetzt ist das Unternehmen mit der Beschwerde beim Verwaltungsgericht abgeblitzt. «Ich bin genauso perplex und enttäuscht wie nach dem ­ersten Entscheid», sagt Verwaltungsratspräsident Daniel Kästli. «Ich kann das Urteil nicht nachvollziehen.» Kästli stellt sich auf den Standpunkt, dass der Kiesabbau seinerzeit mit der Baubewilligung des Regierungsstatthalteramts Konolfingen von 1958 bewilligt worden sei.

Die Abbauetappe Bodenweid sei 2002 mit der Gewässerschutzbewilligung freigegeben und seither jährlich überprüft worden. «Wenn von uns ein Baugesuch verlangt worden wäre, hätten wir das sicher eingereicht.» Die Firma habe immer nach Treu und Glauben gehandelt. Ob sie das Urteil ans Bundesverwaltungsgericht weiterziehe, sei noch nicht entschieden.

Areal rekultivieren

Gemeindepräsident Renato Krähenbühl (BDP) ist wegen eines laufenden baupolizeilichen Verfahrens freiwillig in den Ausstand getreten und äussert sich nicht im Detail zum Urteil. «Wir werden es im Gemeinderat analysieren», sagt er. Die Gemeinde sei nicht direkt betroffen und werde das Urteil nicht anfechten.

«Wir werden aber unsere baupolizeiliche Funktion wahrnehmen.» In ihrem Entscheid hatte die Baudirektion angeordnet, dass das Gelände in seinen rechtmässigen Zustand zurückgeführt werden muss. «Letztlich wird es darum gehen, wie das Areal rekultiviert wird», sagt Krähenbühl. Der Abbau im betroffenen Gebiet im Umfang von einer Million Kubikmeter Kies wird gemäss Kästli in einem Monat beendet. Er kann nicht rückgängig gemacht werden.

Kästli baut weiter

Ungeachtet des Entscheids geht der Kiesabbau in Rubigen weiter. Derzeit ist Kästli im Gebiet Eichholz tätig. Weiter möchte das Unternehmen im Gebiet Rütiweid in den nächsten 35 Jahren 3,5 Millionen Kubikmeter Kies abbauen. Dafür ist eine Volksabstimmung nötig.

Zudem zügelt das Unternehmen seinen Hauptsitz von Ostermundigen nach Rubigen. Für das neue Dienstleistungszentrum bei der Grube erwartet Daniel Kästli in den nächsten Wochen die Baubewilligung. Gegen das Baugesuch habe es keine Einsprachen gegeben.


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Erstellt: 03.03.2017
Geändert: 03.03.2017
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