Rubigen - Die Retter der Mühle Hunziken sehen sich als Fans
Die neuen Eigentümer versprechen sich nicht eine hohe Rendite, sondern heben ihr kulturelles Engagement hervor. Zudem wollen sie die Liegenschaft sanieren.
Im September besuchte Moritz Göldi, Geschäftsführer der Pensionskasse Gepabu, ein Konzert in der Mühle Hunziken. Dabei kam ihm der Gedanke, dass seine Kasse womöglich den jahrelangen Nachfolgestreit um das Rubiger Konzertlokal beenden könnte – indem sie die Mühle kauft. «Ich rief die Betreiber an», sagte Göldi gestern vor den Medien in Bern. Bei Thomas Burkhart sowie Philipp und Christoph Fankhauser war das Interesse gross.
Letzten Freitag wurde der Vertrag unterzeichnet. Zusammen mit der Pensionskasse Coopera überweist Gepabu 3,1 Millionen Franken an die bisherigen Eigentümer, die Familie Burkhart. Damit ebneten die Kassen den Weg zur Einigung zwischen Mühle-Gründer Peter Burkhart und seinem Nachfolger Fankhauser. In die Vereinbarung zwischen den Streitparteien mischten sich die neuen Eigentümer nicht ein. «Unser Beitrag lag einzig darin, dass wir ein Kaufangebot machten», betonte Urs Mataré, ebenfalls Gepabu-Geschäftsführer. «Unserer Bedingung war, dass in der Mühle Friede einkehrt.» Wenigstens in juristischer Hinsicht. «Das Maul können wir aber niemandem verbieten», sagte Mataré. Die Wogen sind noch nicht geglättet – kurz nach der Einigung hatte Burkhart Fankhauser als eine «Zumutung» für den Club bezeichnet.
Vertrag über zehn Jahre
Die beiden Kassen betreiben eine «nachhaltige» Anlagepolitik, wie sie gestern ausführten. Die Gepabu aus Bern wurde 1982 von Vertretern der 68er-Generation als Vorsorgestiftung für alternative bernische Unternehmen gegründet. Die Coopera aus Ittigen ist eine Pensionskasse für Unternehmer, Künstler und Freischaffende und existiert seit 1984. Das Engagement in Rubigen begründen sie nicht mit hohen Renditeerwartungen. «Anderswo könnten wir mehr herausholen», sagte Coopera-Geschäftsführer Daniel Maeder. Aber es handle sich bei der Mühle um eine erhaltenswerte Institution. «Wir sind Fans.» Der ausgehandelte Mietzins ermögliche den Kassen eine angemessene Rendite und den Betreibern ein erfolgreiches Wirtschaften. Der Mietvertrag läuft zehn Jahre.
Haussanierung nötig
Zur Liegenschaft gehören neben dem Club auch Wohnungen, welche die Eigentümer vermieten werden. Eine wird von der Familie des Mühle-Geschäftsführers Thomas Burkhart bewohnt. Zudem steht eine Sanierung des Gebäudes an. «Wenn das Dach nicht mehr dicht ist, geht das Haus kaputt», sagte dazu Mataré.
[i] Philipp Fankhauser: "Ich brauche die Mauern nicht, ich will den Musikclub"
Lange hat er zu den Vorwürfen von Peter Burkhart geschwiegen. Jetzt – nach der Einigung – meldet sich der Thuner Bluesmusiker und Clubbetreiber Philipp Fankhauser zu Wort. Nach Frieden klingt es nicht.
Was sagen Sie zur Einigung, die Dank dem Kauf der beiden Pensionskassen zustande gekommen ist?
Philipp Fankhauser: Es ist für uns die optimale Lösung. Ich brauche die Mauern nicht, ich will den Musikclub.
Wie geht es nun weiter mit der Mühle Hunziken? Ihr Ruf hat unter den Streitereien gelitten.
Der Musikclub läuft trotz allem besser als je zuvor. Zudem stehen in den nächsten Monaten ein paar schöne Überraschungen an.
Zum Beispiel?
Es ist noch nichts spruchreif.
Würden Sie rückblickend etwas anders machen? Ja, ich würde von Anfang an noch klarer und deutlicher kommunizieren und kommunizieren lassen.
Ihr Vorgänger Peter Burkhart nennt es «feindliche Übernahme» – wie umschreiben Sie, was in den letzten drei Jahren mit der Mühle Hunziken geschehen ist?
Feindlich bedeutet in dem Fall wohl «nach Schweizer Recht» und nicht nach Peter Burkharts Kopf. Ich empfand eher seine Übergabe an uns als feindlich.
Inwiefern?
Die ersten paar Wochen nach Peter Burkharts Kaufangebot im März 2011 wusste ich ja nicht einmal, dass ihm die Mühle gar nicht mehr gehörte. Die tatsächlichen Besitzer, die nach Schweizer Gesetz im Grundbuch Eingetragenen, waren Peter Burkharts Kinder Thomas und Catherine sowie Burkharts Frau Pia. Zudem wollten Thomas und seine Schwester erst gar nicht verkaufen. Nur auf Druck gaben sie nach. Thomas sagte mir, dass er nachgebe, weil das seine letzte Hoffnung sei, dass in der Mühle Hunziken Friede einkehren könne.
Weshalb haben Sie die Mühle dennoch nie gekauft?
Ich wollte unbedingt, dass Profis und Leute, die etwas verstehen von solch einer umfangreichen und komplexen Transaktion, die Kaufverhandlungen führen würden. Dem hat sich Peter Burkhart stets verschlossen.
Ich habe Thomas Burkhart vor über drei Jahren versprochen, ihn zu unterstützen. Wir sind seit einem Vierteljahrhundert Freunde. Wenn ich wieder mal kurz vor dem Bettelhinschmeissen war, konnte ich auf seine Freundschaft zählen. Und mein Bruder Christoph hat sich zum Glück auch nie aus der Fassung bringen lassen.
Interview: Maria Künzli
[i] Pensionskasse
Die neuen Besitzer der Mühle Hunziken im Videointerview: muehle.bernerzeitung.ch