Rubigen - Das Ende der Ära Burkhart

Thomas Burkhart und seine Frau Tamara Thompson arbeiten nicht mehr in der Mühle Hunziken. Sie haben gestern per sofort gekündigt.

Johannes Reichen, Berner Zeitung BZ

Einen Tag und ein paar Stunden vor seinem Tod an Weihnachten 2014 gab Peter Burkhart seinem Sohn einen Ratschlag: «Thomas, lass dir nichts gefallen!». Diese Zeilen schrieb «Mühli-Pesche» in einer Mail, die Thomas Burkhart gestern Nachmittag auf Facebook veröffentlichte. «Es waren seine letzten Worte an mich», sagt Burkhart. Offenbar nahm er sie ernst. Gestern reichte Burkhart als Angestellter der Mühle Hunziken in Rubigen die fristlose Kündigung ein. «Ich habe genug», sagt Burkhart. «Nach 28 Jahren als Wirt in der Mühle Hunziken höre ich auf.» Er wolle nicht mehr länger an den Pranger gestellt werden.

Auch seine Frau Tamara Thompson Burkhart hat gekündigt. Beide waren fest angestellt. «Ich bedaure diese Entscheide sehr», sagt Verwaltungsratspräsident Thomas Bähler. «Thomas Burkhart war mit seiner Kreativität ein wichtiger Teil der Mühle.» Der Entschluss sei auch unverständlich, denn Burkhart sei noch am Mittwoch das Gespräch angeboten worden. Er stelle die Mühle vor grosse Probleme. «Wir werden nun einen Ersatz finden müssen», sagt Bähler, «das wird nicht einfach.»

«Clubleitung angegriffen»


Schon seit Monaten ging jedoch ein Riss durch das Team der Mühle – mit den Burkharts auf der einen Seite sowie Philipp und Christoph Fankhauser und Bähler auf der anderen. Dabei gings je nach Standpunkt um die Umwandlung der Betriebsgesellschaft in eine AG; um Ausfälligkeiten und Beleidigungen seitens der Burkharts; um die Neuausrichtung, weg vom bodenständigen Club hin zu einem Laden, in dem sich VIPs besonders gut aufgehoben fühlen sollen.

Letzte Woche eskalierte der Konflikt, Thompson wurde in Aussicht gestellt, dass sie ihre Festanstellung aufgeben müsse und nur noch pro Einsatz bezahlt werde. Burkhart wiederum wurde auch mehrmals verwarnt. Vorgestern veröffentlichte die Mühle Hunziken noch eine Mitteilung. «Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung des Clubs stehen weiterhin zu Thomas Burkhart, solange er seiner Arbeit und seinen Pflichten nachkommt und sich für eine positive Stimmung in der Mühle Hunziken einsetzt.» Ansonsten kamen Burkhart und Thompson nicht gut weg. «Tamara hat die Clubleitung mehrfach und vor Zeugen angegriffen», steht etwa. «In anderen Unternehmen hätte das zur sofortigen fristlosen Kündigung geführt.»

«Durch die Hölle gegangen»


Obwohl Burkhart sowohl dem Verwaltungsrat wie auch der Geschäftsleitung angehört, wusste er nichts von der Mitteilung. «Ich fühle mich öffentlich gedemütigt», sagt er deshalb. Im Gegensatz zum Job will er die Ämter aber nicht aufgeben: «Sie müssen mich schon rauswerfen.» Weiter in der Mühle arbeiten könne er aber nicht. «Das Zerwürfnis ist zu gross.» Er sei in der letzten Zeit durch die Hölle gegangen. «So war es zu den schlimmsten Zeiten mit meinem Vater nicht.» Er war jahrelang mit «Mühli-Pesche» zerstritten.

Wie es für ihn und seine Frau beruflich weitergeht, weiss Thomas Burkhart noch nicht. Mindestens vorerst werden sie aber in der Mühle Hunziken wohnen bleiben.


Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 24.04.2015
Geändert: 24.04.2015
Klicks heute:
Klicks total: