Rubigen - Ballett und Baumstämme

«Eine Liebeserklärung ans Schwingen» nennt der Rubiger Roger Brügger, einst Leader der Oberaargauer Equipe, seine Biografie. Seit einigen Wochen ist sie erhältlich.

phr, Berner Zeitung BZ

Über Kilian Wenger hätte vor Jahresfrist ein Buch erscheinen sollen. Der Schwingerkönig aber stoppte die Veröffentlichung; er war mit dem Werk nicht zufrieden. Nun befindet sich die Biografie eines anderen Berner Schwingers in den Buchläden – jene Roger Brüggers. Das Ganze sei einer «Lagerfeueridee» entsprungen, erzählt der 41-Jährige am Samstag in Hindelbank, «zuerst war es ein Jux». Freilich gibt es erfolgreichere Schwinger als Brügger, der viermal eidgenössisches Eichenlaub und drei Kranzfeste gewann, allerdings nie an einem Grossanlass triumphierte. «Im Buch geht es aber nicht nur um mich, es wird ein Blick hinter die Kulissen des Schwingsports geworfen.»

Den Autor Mick Gurtner, einen Thuner Journalisten, kannte Brügger vor Projektbeginn nicht. Ehe eine Zeile geschrieben war, hatten sich die beiden im Schwingkeller verabredet. «Ich wollte, dass Mick versteht, womit er es zu tun hat.» Rund 30 weitere Treffen folgten. Es habe Überwindung gebraucht, Privates preiszugeben, sagt Brügger, welcher im 216 Seiten umfassenden Buch mit dem Titel «Weder churz no lätz» etwa über seine gescheiterte Ehe spricht.

Groupies und Todesangst

In der Biografie erzählt Brügger von den zwei (Schwinger-)Filmen, in denen er mitspielte. In einem holt er nach, was ihm als Aktiver verwehrt geblieben ist: Er wird Schwingerkönig. Für eine SRF-Dokumentation reiste er mit Christian Stucki einst nach Japan, kämpfte gegen Sumoringer, welche der Fettspeicherung wegen Unmengen Alkohol trinken, beim Aufwärmen ihre Hände gegen Baumstämme hauen. Brügger beschreibt auch seine Jugend, als er grösser und schwerer war als alle Mitschüler, deswegen gehänselt wurde und dann und wann die Fäuste sprechen liess. Um Energie abzubauen, versuchte er sich kurz als Fuss- und Volleyballer, schnupperte gar beim Ballett rein. Bis er zum Schwingen kam.

Oft war der Rubiger verletzt, mehrmals hörte er von den Ärzten, er müsse das Schwingen bleiben lassen. Auf dem Brünig erlitt er 2006 einen Herz-Kreislauf-Kollaps, fiel ihn Ohnmacht, ging im Zeitraffer die wichtigsten Momente seines Daseins durch. «Ich dachte, dass ich sterben werde», lässt er sich zitieren. Nach wochenlanger Ungewissheit wurde die Krankheit Schlafapnoe (mangelnde Sauerstoffversorgung) diagnostiziert, welche er nun im Griff hat.

Zudem liefert Brügger, der an Schwingfesten als Co-Kommentator fürs Radio wirkt und zuweilen Gäste betreut, lustige Anekdoten. So berichtet er von Groupies und sagt, dass ein Bild von ihm in einer vietnamesischen Zeitung Aufnahme fand. Es handelt sich um eine Kampfszene vom verregneten Kilchberg-Schwinget 2008, Brüggers Gesicht ist voller Schlamm.

Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 17.05.2016
Geändert: 17.05.2016
Klicks heute:
Klicks total: