Rubigen - Bald ein neues Juwel im Aaretal
In der Hunzigenau in Rubigen entsteht ein neues Naturschutzgebiet. Das Hechtenloch, eine alte Aareschlaufe, wird renaturiert. Lange war nicht klar, was mit dem überflüssigen Humus passieren soll, weshalb sich das Projekt der Stiftung Aaretal verzögerte.
Der lang gesuchte Abnehmer für 17000 Kubikmeter Humus ist gefunden. Der Kanton Bern transportiert das Erdreich nach Belp, wo es für das Hochwasserprojekt an der Gürbe verwendet wird. «Wir wussten lange nicht, wohin damit», sagt Marc Rosset, Biologe und Präsident der Stiftung Aaretal. Darum wurde die Renaturierung des Hechtenlochs in Rubigen erst in diesem Sommer in Angriff genommen.
«Sonst funktioniert es nicht»
Die früheren Pläne, den Humus für einen Golf- oder einen Poloplatz in Rubigen zu verwenden, hatten sich bereits vorher zerschlagen. Eigentlich wollte man mit den Bauarbeiten, die rund 300000 Franken kosten, bereits im Frühling 2008 beginnen.Das Problem mit dem Humus: Weil das Hechtenloch lange landwirtschaftlich genutzt wurde, ist der Boden zu nährstoffreich für die geplante Renaturierung. Der Boden muss wieder landwirtschaftlich genutzt werden, dies schreibt der Kanton vor. «Vor allem nicht schützenswerte Arten wie Distel oder Goldrute würden profitieren, falls der Humus nicht weggebracht wird.» Die Goldrute würde das Gelände überwuchern, im Schatten der invasiven Pflanzenart hätte die gewünschte Vegetation keine Chance. «Man muss den Boden abtragen, sonst funktioniert es nicht», sagt Rosset.
Rund fünf Hektaren gross
Das Hechtenloch ist eine alte Aareschlaufe und liegt rund zehn Meter tiefer als das umliegende Land. Noch im 18. Jahrhundert floss der Hauptstrom der Aare zeitweise entlang des Terrassenhangs, wie eine Karte aus dem Jahr 1732 belegt. Das rund fünf Hektaren grosse Areal biete ideale Voraussetzungen für ein Feuchtgebiet, erklärt Rosset. Man wolle hier etwas Einmaliges schaffen. Der Grundwasserspiegel liegt nur etwa 20 bis 50 Zentimeter unter der Oberfläche. Einen Teil des Landes für das neue Naturschutzgebiet konnte die Stiftung vom Besitzer des Rubiger Hunzigenguts, Werner Sidler, übernehmen. Den anderen Teil des Landes stellte der Kanton Bern zur Verfügung. Die Stiftung Aaretal, die seit 1964 besteht, hatte das Projekt für das Hechtenloch bereits 1991 vorgestellt. Lange war die Stiftung aber beim Besitzer des Hunzigenguts auf taube Ohren gestossen.
Sobald der Humus, der zu langen Dämmen aufgeschichtet wurde, abtransportiert ist, beginnen die restlichen Arbeiten. Im südlichen Teil des Hechtenlochs wird ein Teich angelegt, daran anschliessend gibt es eine grosse Flachwasserzone mit Tümpeln, die im Winter austrocknen soll. In der Flachwasserzone wird es keinen dauernden Fischbestand geben, wohl aber im grossen Teich. Ansonsten soll eine Flachmoor-Vegetation entstehen. «Es wäre ideal, wenn wir auf den Winter hin fertig wären», sagt Rosset, der im Tierpark Dählhölzli als Kurator angestellt ist.
Seltene Orchideenarten
Um die gewünschten Pflanzenarten anzusiedeln, setzt man auf eine bewährte Methode. Zuerst werde ein Pflegeplan erarbeitet, erklärt Rosset. Dabei geht es um die Frage, wo welche Pflanzen wachsen sollen. Ausgangspunkt für die Renaturierung ist das Riedli, ein kleines, bereits bestehendes Naturschutzgebiet im nördlichen Teil des Hechtenlochs. Aus botanischer Sicht gehöre das Riedli zu den Juwelen des Aaretals, schreibt die Stiftung auf dem Bauplakat in der Hunzigenau. Die dortigen Wiesen werden gemäht, das Schnittgut an den gewünschten Stellen im Hechtenloch ausgelegt, sodass sich die gewünschte Pfeifengraswiese entwickeln kann. Darauf wachsen, neben dem Pfeifengras, seltene Orchideen- und Farnarten sowie der Schweizer Alant, der als weltweit gefährdete Art gilt. Das Hechtenloch soll Lebensraum für Amphibien und Reptilien bieten und ein Anziehungspunkt für Vögel sein. «Es ist eine interessante Fläche für Zugvögel», sagt Rosset. Durchs flache Wasser sollen dereinst bedrohte Watvogelarten wie der Kiebitz schreiten, in den Teichen Enten und Zwergtaucher schwimmen und im Gras die Feldhasen mümmeln.
Bisheriger Weg verschwindet
Bisher führte ein Weg quer durch das Hechtenloch. Dieser wird aufgehoben. Spaziergänger können aber entlang der bestehenden Terrasse um das Gebiet herumlaufen und dabei Blicke auf die seltenen Tier- und Pflanzenarten erhaschen. Ein bestehendes Brunnenhäuschen könnte eventuell als Beobachtungsort genutzt werden. Rosset führt Gespräche mit der Besitzerin des Häuschens.
[i] Die Stiftung Aaretal (www.stiftung-aaretal.ch) setzt sich für Erhaltung, Pflege und Förderung naturnaher Landschaften zwischen Thun und Bern ein.
Simon Wälti, "Der Bund"
«Sonst funktioniert es nicht»
Die früheren Pläne, den Humus für einen Golf- oder einen Poloplatz in Rubigen zu verwenden, hatten sich bereits vorher zerschlagen. Eigentlich wollte man mit den Bauarbeiten, die rund 300000 Franken kosten, bereits im Frühling 2008 beginnen.Das Problem mit dem Humus: Weil das Hechtenloch lange landwirtschaftlich genutzt wurde, ist der Boden zu nährstoffreich für die geplante Renaturierung. Der Boden muss wieder landwirtschaftlich genutzt werden, dies schreibt der Kanton vor. «Vor allem nicht schützenswerte Arten wie Distel oder Goldrute würden profitieren, falls der Humus nicht weggebracht wird.» Die Goldrute würde das Gelände überwuchern, im Schatten der invasiven Pflanzenart hätte die gewünschte Vegetation keine Chance. «Man muss den Boden abtragen, sonst funktioniert es nicht», sagt Rosset.
Rund fünf Hektaren gross
Das Hechtenloch ist eine alte Aareschlaufe und liegt rund zehn Meter tiefer als das umliegende Land. Noch im 18. Jahrhundert floss der Hauptstrom der Aare zeitweise entlang des Terrassenhangs, wie eine Karte aus dem Jahr 1732 belegt. Das rund fünf Hektaren grosse Areal biete ideale Voraussetzungen für ein Feuchtgebiet, erklärt Rosset. Man wolle hier etwas Einmaliges schaffen. Der Grundwasserspiegel liegt nur etwa 20 bis 50 Zentimeter unter der Oberfläche. Einen Teil des Landes für das neue Naturschutzgebiet konnte die Stiftung vom Besitzer des Rubiger Hunzigenguts, Werner Sidler, übernehmen. Den anderen Teil des Landes stellte der Kanton Bern zur Verfügung. Die Stiftung Aaretal, die seit 1964 besteht, hatte das Projekt für das Hechtenloch bereits 1991 vorgestellt. Lange war die Stiftung aber beim Besitzer des Hunzigenguts auf taube Ohren gestossen.
Sobald der Humus, der zu langen Dämmen aufgeschichtet wurde, abtransportiert ist, beginnen die restlichen Arbeiten. Im südlichen Teil des Hechtenlochs wird ein Teich angelegt, daran anschliessend gibt es eine grosse Flachwasserzone mit Tümpeln, die im Winter austrocknen soll. In der Flachwasserzone wird es keinen dauernden Fischbestand geben, wohl aber im grossen Teich. Ansonsten soll eine Flachmoor-Vegetation entstehen. «Es wäre ideal, wenn wir auf den Winter hin fertig wären», sagt Rosset, der im Tierpark Dählhölzli als Kurator angestellt ist.
Seltene Orchideenarten
Um die gewünschten Pflanzenarten anzusiedeln, setzt man auf eine bewährte Methode. Zuerst werde ein Pflegeplan erarbeitet, erklärt Rosset. Dabei geht es um die Frage, wo welche Pflanzen wachsen sollen. Ausgangspunkt für die Renaturierung ist das Riedli, ein kleines, bereits bestehendes Naturschutzgebiet im nördlichen Teil des Hechtenlochs. Aus botanischer Sicht gehöre das Riedli zu den Juwelen des Aaretals, schreibt die Stiftung auf dem Bauplakat in der Hunzigenau. Die dortigen Wiesen werden gemäht, das Schnittgut an den gewünschten Stellen im Hechtenloch ausgelegt, sodass sich die gewünschte Pfeifengraswiese entwickeln kann. Darauf wachsen, neben dem Pfeifengras, seltene Orchideen- und Farnarten sowie der Schweizer Alant, der als weltweit gefährdete Art gilt. Das Hechtenloch soll Lebensraum für Amphibien und Reptilien bieten und ein Anziehungspunkt für Vögel sein. «Es ist eine interessante Fläche für Zugvögel», sagt Rosset. Durchs flache Wasser sollen dereinst bedrohte Watvogelarten wie der Kiebitz schreiten, in den Teichen Enten und Zwergtaucher schwimmen und im Gras die Feldhasen mümmeln.
Bisheriger Weg verschwindet
Bisher führte ein Weg quer durch das Hechtenloch. Dieser wird aufgehoben. Spaziergänger können aber entlang der bestehenden Terrasse um das Gebiet herumlaufen und dabei Blicke auf die seltenen Tier- und Pflanzenarten erhaschen. Ein bestehendes Brunnenhäuschen könnte eventuell als Beobachtungsort genutzt werden. Rosset führt Gespräche mit der Besitzerin des Häuschens.
[i] Die Stiftung Aaretal (www.stiftung-aaretal.ch) setzt sich für Erhaltung, Pflege und Förderung naturnaher Landschaften zwischen Thun und Bern ein.
Simon Wälti, "Der Bund"