Roswitha Menke: "Jeder hat seinen eigenen Film vor Augen"

Roswitha Menke führt die Zuhörer anhand eines Christkind-Gedichtes, welches sie mit knapp vier Jahren vortragen musste, durch die unterschiedlichsten Welten. In Sekundenschnelle wechselt Menke von einer Rolle zur anderen – mal steht sie als kleiner Junge vor den Zuhörern, mal ist sie ein grölender Weihnachtsengel.

Jeder sieht den eigenen Film

"Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen", beginnt Menke ihre Geschichte. In Wirklichkeit steht die Erzählerin in Kleid und roten Schuhen vor dem Publikum. Die Zuhörer aber sehen die Künstlerin als knapp vierjähriges Kind vor dem geistigen Auge.

Menkes Worte lösen in den Köpfen der Zuhörer ganz individuelle Bilder und Sinnesverknüpfungen aus. "Am schönsten ist es, wenn ich sehe, dass jeder Zuhörer seinen eigenen Film vor Augen hat", sagt Menke gegenüber BERN-OST. Dann rutsche das Publikum aus der Konversationshaltung, was für die Erzählerin magisch sei.

Herausforderung der Worte

Menkes Spezialität ist das Zusammenbauen von Worten. So lebt die Erzählerin momentan von der Arbeit als PR- und Werbetexterin. Den grössten Teil ihrer Zeit steckt sie jedoch ins Erzählen, obwohl es eine Herausforderung sei, davon zu leben. Menke: „Der Kontakt mit dem Publikum hat eine ganz andere Qualität als das geschriebene Wort. Ich brauche beides und möchte Texten und Erzählen auch finanziell in eine gute Balance bringen.“

"Die Leidenschaft für das Wort war bei mir schon immer da", sagt Menke. Das Gedicht ihres diesjährigen Weihnachtsprogramms habe sie tatsächlich mit drei Jahren und acht Monaten vorgetragen.

Zum Wort als Beruf wählte die Künstlerin nicht den direkten Weg: Erst nach einer abgeschlossenen KV-Lehre, einem abgebrochenen Informatik-Studium und „gefühlten hundert Jahren“ als Programmiererin und Texterin liess Menke sich an der Goldmund-Erzählakademie in München ausbilden. "Von der Computer-Anleitung zum grölenden Weihnachtsengel – der Weg bleibt aufregend“, so Menke.