Tradition trifft auf Moderne: Riedos hauchen der Oberhüniger Chäsi neues Leben ein

Nach mehreren Alpsommern, Reisen im Ausland und einer Saison beim Zirkus habenThomas und Rebekka Riedo in Oberhünigen den Ort gefunden, an dem sie ihren Traum leben können. In der ehemaligen Dorfchäsi stellen sie Bergkäse, Geissenformaggini und andere Spezialitäten aus Milch her.

Eva Tschannen, eva.tschannen@bern-ost.ch

„Wir haben hier das gefunden, was für uns im Leben passt“, sagt Thomas Riedo (36). Er sitzt am Küchentisch in der Wohnung, die über der Käserei liegt. Hund Jay wedelt mit dem Schwanz und wartet darauf, dass jemand mit ihm spielt. Janis (9) und Joel (7), die von Mutter Rebekka (38) im Homeschooling unterrichtet werden, sind im Nebenzimmer auf ihren Schulstoff konzentriert. Die Stimmung ist entspannt, während Riedos von ihrem Projekt erzählen.

 

Mit Hintergedanken zum Traumdomizil

Die Beiden sind in Zürich und Winterthur aufgewachsen, leben seit ihrer Rückkehr von einer längeren Reise durch Südostasien jedoch in der Bern-Ost-Region. Zuletzt in Oberthal. Als die Wohnung über der stillstehenden Käserei in Oberhünigen vor rund einem Jahr ausgeschrieben war, besichtigten sie diese. „Mit Hintergedanken, die wir aber auch offen angesprochen haben“, geben sie lächelnd zu.

 

Hintergedanken insofern, als sie in den vergangenen fünf Jahren die Sommermonate jeweils auf einer Alp am Col des Mosses verbrachten – und dort mit der Herstellung verschiedener Produkte begannen. „Wir haben damit angefangen, Alpkäse zu verkaufen und die Leute fanden es cool“, sagt Thomas Riedo. Da das Ehepaar regelmässig auf Märkten in Thun und der Region Zürich präsent ist, entwickelte es die Idee schliesslich weiter. „Unser Ziel ist, alles was wir verkaufen, selber herzustellen.“

 

Während auf der Alp alles einfacher zu und her geht und alte Käsemethoden angewendet werden, konnten Riedos für die Räumlichkeiten in Oberhünigen das Inventar einer ehemaligen Käserei übernehmen. Perfekt von der Grösse her, wie der Familienvater ergänzt. Ein besonderes Plus sei zudem, dass sie von der Milch, die elf Bauern anliefern und die nach Gohl geliefert wird, so viel übernehmen dürften wie sie benötigen. „Normalerweise erhält man beispielsweise 4’ooo Liter Milch und muss alles verarbeiten.“

 

Vom Rohstoff Milch fasziniert

Entstanden sind so unter dem Label Riedos Berg und Talspezialitäten neben verschiedenen Käsesorten unter anderem bereits Nidle, Butter, Fondumischungen oder etwa ein Chutney. „Entweder packt es dich oder nicht. Uns hat es total den Ärmel reingenommen. Der Rohstoff Milch ist faszinierend und es ist spannend, daraus ein gutes Produkt herzustellen“, sagt der Familienvater, während er sich auf den Weg in den Keller macht.

 

Auf Holzregalen liegen dort schwere Käselaibe. Einer davon sticht dabei besonders ins Auge. Ein mit Prägung versehener L’Etivaz. Eine Sorte, die nur von wenigen produziert werden darf – so auch von Riedos, die auch weiterhin die Sommermonate auf der Alp verbringen „Es ist ein Riesentrend, dass die Leute wissen möchten, woher ihr Essen kommt“, sagt der ehemalige Key-Account-Manager. Entgegen komme ihnen bei ihrem Projekt jedoch nicht nur der Zeitgeist. Auch dass Rebekka zuvor ein Restaurant führte, bringe nun Vorteile. „Die Hygienevorschriften sind uns nicht fremd.“

 

Eines ergibt das andere

Mit Riedos Berg und Talspezialitäten verfolgen die Inhaber kein konkretes Ziel. Zwar können sie sich ein Chäsabo oder Pick-up-Stationen mit ihren Produkten vorstellen. Wachstum sei aber dabei nicht das primäre Ziel. „Unser Leben passiert“, sagt Thomas Riedo. Eins ergibt sich aus dem anderen. Der Beweis dafür steht gleich ausserhalb des Käsekellers. Ein Eimer, gefüllt mit Geissenmilch. Ein Nachbarsjunge bringt diese täglich vorbei und Riedos stellen daraus Geissenformaggini her. „Er hat so das erste Business seines Lebens aufgezogen“, freuen sie sich.

 

Generell seien sie sehr gut aufgenommen worden, seit sie im Februar nach Oberhünigen gekommen seien. „Die Leute erkundigen sich nach unseren Produkten und wir fühlen uns extrem wohl hier. Hier im Emmental treffen sich Tradition und Moderne.“

 

[i] www.chaesabo.ch


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Erstellt: 07.02.2019
Geändert: 07.02.2019
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