Richigen - Der keltische Fingerring aus Gold

Heute geben in der Stockern bei Richigen Bauarbeiter und Betonmischer den Ton an. Doch vor mehr als 2000 Jahren war das Gebiet fest im Griff keltischer Stämme. Davon zeugt ein keltischer Fingerring aus Gold, der vor über 100 Jahren gefunden wurde.

Dave Maurer, info@bern-ost.ch

Zahlreiche Baustellen prägen zurzeit das Ortsbild von Richigen. Seit Ende 2011 wird an der Entstehung von Rückhaltebecken, Brücken und Durchlässen gearbeitet. Auch im Stockern-Areal sind die Bagger aufgefahren, um Schutzmassnahmen für Hochwassersituationen zu erstellen.

Nur wenige der Bauarbeiter dürften sich aber bewusst sein, dass im Boden unter ihren Füssen vor vielen Jahren bedeutsame Kostbarkeiten lagen. Die Stockernkiesgrube, heute mit Wald und Beton bedeckt, war zu Beginn des 20. Jahrhunderts Schauplatz eines historischen Fundes: Ein kleiner Ring aus Edelmetall machte die Gegend schweizweit bekannt.

 

Im Januar 1906 erhielt der Kanton Bern von Dr. Stucki, damals Besitzer der Worber Kunstbleiche, eine aussergewöhnliche Mitteilung. In der Kiesgrube bei Richigen-Worb waren Skelette und Gegenstände aus Bronze zum Vorschein gekommen.

Die Familie Bürki, in deren Besitz sich das Fundterrain befand, gab das Gebiet für Nachgrabungen frei. So war es den Berner Archäologen möglich,  in Zusammenarbeit mit der Baufirma Riesen aus Worb weitere Sondierungen durchzuführen.

 

Die Grabungsarbeiten erstreckten sich bis in das nächste Jahr und förderten schliesslich fünf guterhaltene Flachgräber zu Tage. Alle Leichname waren traditionell in die Kiesschicht eingebettet worden und trugen Perlen aus Kobaltglas, Eisenfibeln und Steinkränze. Bereits zuvor hatten Ausgrabungen im Kanton Bern zu ähnlichen Grabfunden geführt, doch die Stockernkiesgrube wartete noch mit einem weiteren Schatz auf.

 

Es gelang den Arbeitern, einen fast herzförmigen Gegenstand freizulegen. Bei dem Objekt handelte es sich um einen keltischen Fingerring. Es war der erste, dokumentierte Fund eines Knickfingerrings aus Gold, welcher die typische Form der frühen Keltenzeit aufwies. Die Latènezeit (350 – 150 v. Chr.), benannt nach dem Dorf La Tène (im Kanton Neuenburg), hatte somit einen weiteren, bedeutungsvollen Zeitzeugen hinterlassen.

 

Momentan wartet der Ring mit der eigenwilligen Biegung im Archiv des historischen Museums Bern darauf, wieder einem breiteren Publikum präsentiert zu werden. Besucherinnen und Besucher können im Museumsshop aber zumindest originalgetreue Nachbildungen begutachten. Sollte das Schmuckstück demnächst seinen Weg in die keltische Ausstellung finden, so ist Kulturinteressierten aus der Region Worb und Richigen ein Besuch wärmstens zu empfehlen.


Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 24.06.2012
Geändert: 24.06.2012
Klicks heute:
Klicks total: