Reiten - "Ich träume nochmals von Olympia"

Die in Münsingen wohnhafte Tiziana Realini startet am Winterconcours in St. Moritz und denkt an die Olympischen Spiele 2016.

Peter Wyrsch / Berner Zeitung BZ
Es ist still geworden um die ehemalige Olympiareiterin Tiziana Realini. Die fröhliche Tessinerin mit Wohnsitz in Münsingen vertrat die Schweiz als Einzelreiterin in der Vielseitigkeit an den Olympischen Spielen vor vier Jahren in Hongkong. Nun startete sie am Winterconcours in St. Moritz und liebäugelt mit einer erneuten Olympiateilnahme 2016 in Rio de Janeiro.

«Ich träume nochmals von Olympia. Hongkong war ein Höhepunkt und eine Supererfahrung, obwohl ich viel Lehrgeld bezahlen musste. Der psychische Druck war enorm. Ich liess mich zu sehr ablenken und beeinflussen. Das würde mir nicht wieder passieren.»

Gamour geniesst Lebensabend

Tizianas Olympiapferd, der Inländer Gamour, hat seine sportliche Aktivität beendet. Der Wallach, mit dem die Tessinerin 2006 erstmals Schweizer Meisterin wurde und Rang 37 in Hongkong belegte, ist inzwischen 18-jährig und geniesst seinen Lebensabend. In Münsingen, wo Tiziana im Stall Glur zusammen mit ihrem Lebenspartner Samuel Siegenthaler ihre eigenen Pferde in Pension hat, geniesst Gamour seine Pension. Der brave Wallach wurde von der Reiterin und Besitzerin selbst ausgebildet und behutsam und mit viel Einfühlungsvermögen bis zur Olympiareife gebracht. «Vereinzelt wird Gamour noch von meinem Freund Samuel in kleinen Prüfungen eingesetzt und dient einigen Anfängern als Schulpferd. Er soll aber vor allem seinen Lebensabend geniessen. Er hat es verdient», erzählt die Profireiterin mit abgeschlossenem Ingenieuragronomie-Studium.

Das Vertrauen in Robin Hood

Die seit sechs Jahren in Bern ansässige Military-Reiterin, die am ersten Concourssonntag auf der Polowiese in St. Moritz mit Robin Hood die Hauptprüfung gewonnen hat, verkaufte letztes Jahr ihre beiden Spitzenpferde. Sowohl Easy Lee als auch Versus CH wechselten den Besitzer. «Derzeit habe ich kein Pferd für Drei- oder Viersternturniere, geschweige denn für die Olympischen Spiele im Sommer in London», bekennt Tiziana Realini ehrlich. «Ich bin aber auf der Suche. Ich wüsste schon den einen oder anderen vielversprechenden Vierbeiner, aber mir fehlt der Sponsor. So bin ich gezwungen, eigene Pferde aufzubauen wie den 7-jährigen Inländer Robin Hood, mit dem ich schon Championate für Jungpferde in Avenches gewonnen habe.»

Noch bekundet Robin Hood Angst vor anderen Pferden und beansprucht stets die ganze Aufmerksamkeit und Konzentration seiner grazilen, nur 159 Zentimeter kleinen Reiterin. «Ich reite ihn nun seit bald drei Jahren. Niemand wollte ihn, da er ein schwieriges Pferd ist. Da habe ich ihn genommen.» Robin Hood dankt es seiner unerschrockenen Reiterin, die eine Vorliebe für das Cross in der Vielseitigkeit hat. «Die Geländeprüfung entspricht meinem Temperament. Da fliesst mehr Adrenalin. Nur Robin Hood fehlt es noch an Mut. Aber er macht täglich Fortschritte und vertraut mir immer besser. Wir kriegen das noch hin.»

Zum fünften Mal nahm die 28-jährige Tochter eines Apothekers aus Losone am Winterconcours in St. Moritz teil. Diesmal vertraute die stets gut gelaunte «Tizzy» nebst Robin Hood den Stuten Anabolia und Cinderella, mit denen sie ebenfalls achtbare Klassierungen erreichte. «Ich halte viel vom Höhen- und Konditionstraining in der sauberen Luft. Und am Winterconcours in St. Moritz kann ich Arbeit und Erholung ideal kombinieren.»

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Erstellt: 21.01.2012
Geändert: 21.01.2012
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