Regionalkonferenz Mittelland: SVP-Vorstoss für mehr Windkraftwerke im Mittelland

Der Richtplan der Regionalkonferenz enge Windkraftprojekte zu stark ein, findet SVP-Grossrat Andreas Burren.

Simon Thönen, Berner Zeitung BZ

Fritz Burri ist enttäuscht. Dem Förster der Burgergemeinde Guggisberg leuchtet nicht ein, dass Guggisberg kein regionales Windgebiet sein soll. «Und dies, bevor man konkrete Windmessungen durchgeführt hat», wie Burri sagt. Im kantonalen Windrichtplan ist Guggisberg zwar als sogenannter Windenergieprüfraum P 10 aufgeführt.

Doch die Regionalkonferenz Bern-Mittelland (RKBM) hat ihn im Entwurf für einen regionalen Windrichtplan nicht aufgenommen. Entweder seien die Landschaften dort von regionaler Bedeutung oder die Gebiete «zu klein und zu fragmentiert für die Erstellung eines Windparks», hiess es.

Doch der Buechwald südlich des Weilers Riffenmatt wäre ein guter Standort für «zwei, drei oder mehr Windturbinen», findet Burri. Der Standort ist mit einer Strasse und der Stromleitung in der Nähe sehr gut erschlossen. Wald müsste auch nicht gerodet werden, da dort der Sturm Lothar gewütet hat. 

EWB interessiert an Windpark

Die Burgergemeinden Guggisberg und Wahlern sind laut Burri als Landbesitzer an einem Windpark und den damit verbundenen Zusatzeinnahmen interessiert. Auch der Stadtberner Energieversorger EWB habe letzten Herbst Interesse gezeigt. EWB-Sprecherin Corina Neuenschwander bestätigt auf Anfrage ein «grundsätzliches» Interesse. «Allerdings war es damals noch zu früh, um das Potenzial eingehend zu prüfen» – dies auch wegen der «noch ausstehenden politischen Entscheide».

Andreas Burren, Grossrat und Gemeinderat von Schwarzenburg (SVP), hat das Anliegen aufgegriffen. In einer Motion, die in zwei Wochen im Grossen Rat behandelt wird, fordert er eine «Vereinfachung der Planungsverfahren». Der Vorstoss läuft auf eine Entmachtung der Regionalkonferenz hinaus: Sie soll die Prüfräume «mindestens bis 2020» nicht einschränken.

Und die Gemeinden sollen in diesen Windkraftwerke direkt planen dürfen. Zudem fordert Burren eine Erleichterung des Baus von Windkraftwerken in Waldgebieten. «Wenn wir die Energiewende wollen, sind viele Windkraftwerke nötig», betont Burren.

Regierung für Regionalkonferenz

Doch der Regierungsrat wehrt sich für die Regionalkonferenzen. «Sie helfen, in den bewusst gross ausgeschiedenen Windenergieprüfräumen die Spreu vom Weizen zu trennen», schreibt die Regierung in der Antwort auf den Vorstoss. «Gemeinden und Promotoren können sich dann auf Gebiete fokussieren, in welchen ein Windpark gute Realisierungschancen hat.» Zudem würden die Regionalkonferenzen die wichtige Aufgabe übernehmen, die Planung «über die Gemeindegrenzen hinweg abzustimmen». Bezüglich Waldschutz sei die RKBM flexibel: Ganze Windparks können im Wald zwar nicht gebaut werden, «wohl aber einzelne Anlagenteile».

Wenige grosse oder viele Parks? 

Die gegensätzlichen Haltungen spiegeln einen Grundkonflikt. Landschaftsschützer fordern kategorisch, dass Windparks an wenigen Standorten konzentriert werden – was die Schaffung von grossen Parks bedingt. So hat die Stiftung für Landschaftschutz in der Mitwirkung zum regionalen Windrichtplan Opposition gegen Turbinen auf dem Belpberg, der Gibelegg und auch in Vechigen angemeldet (siehe Kasten).

Grundbesitzer und Gemeinden sind dagegen oft auch an kleineren Parks vor Ort interessiert. 

«Ich sehe schon ein, dass nicht jeder in seiner kleinen Ecke planen sollte», räumt Burren ein. Er sei in diesem Punkt diskussionsbereit. Die RKBM hat die Stellungnahmen zu ihrem Windrichtplan noch nicht ausgewertet – vorerst wartet sie den Entscheid des Grossen Rats zur Motion Burren ab.

[i] Vechigen Investor vorhanden

Vechigen ist ein Sonderfall. Das Gebiet um die Diepoldshusenegg wurde schon in einem früheren Planungsanlauf als regionales Windgebiet bestimmt. Doch die Gemeinde musste einen neuen Investor suchen, weil die BKW aus dem Projekt ausstieg. Dies sei gelungen, sagt Gemeindepräsident Walter Schilt (SVP) auf Anfrage. Der Gemeinderat habe Ende Februar aus «vier ernsthaften Interessenten» eine Firma als Partner für das Windkraftprojekt ausgewählt, deren Namen er aber noch nicht nennen will. Man werde nun die Abklärungen vorantreiben. Letztlich ist eine Überbauungsordnung nötig, die dem Gemeindevolk vorgelegt werden muss.


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Erstellt: 11.03.2015
Geändert: 11.03.2015
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