Regionale Landwirtschaft: Hoffen auf Regen im Herbst
Der trockene Sommer macht Landwirten auch in der Region Bern-Ost zu schaffen. Walter Stettler aus Bolligen fehlen zwei bis drei Grasschnitte für seine Aufzuchtkälber. Beim Obst erwartet ihn aber reiche Ernte.
Walter Stettlers Hof liegt etwas ausserhalb von Bolligen Richtung Bantiger. Seine Haupteinnahmequelle ist der Anbau von Obst. Auf vier Hektaren wachsen Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschgen und Nektarinen. Als Nebenzweig zieht er für einen milchwirtschaftlichen Betrieb rund dreissig Kälber auf.
Ohne Bewässerung keine Früchte
"Was wir bewässern konnten, kam gut", ist seine Bilanz zum diesjährigen Sommer. Bewässern konnte er die Obstplantage, welche mit einer wassersparenden Tropfbewässerungsanlage ausgestattet ist und wo am Boden kein Gras den Bäumen das Wasser wegnimmt.
"Die Hochstammbäume können wir nicht bewässern", sagt er. Dort würden jetzt die Früchte unreif abfallen. "Was dort wächst, ist klein und hat keinen Geschmack", so Stettler.
Grosse Ernte bringt Absatzprobleme
Anders bei der Plantage. "Dort werden wir eine überdurchschnittliche Ernte haben", sagt er. Da letztes Jahr alles erfroren sei, hätten die Bäume besonders viele Knospen gemacht und entsprechend viele Früchte wüchsen nun an den Bäumen. "Das ist aber überall in der Schweiz so und darum wird es dann schwierig das Obst zu verkaufen", sagt Stettler.
Fütterung mit Reserven im Stall
Die derzeitige Trockenheit betrifft auf Stettlers Hof vor allem das Gras für die Kälber. "Seit zwei Monaten ist nichts mehr gewachsen", sagt Stettler. Bislang habe er nur zwei Grasschnitte vornehmen können. "Normalerweise sind es vier bis fünf", sagt er.
Damit fehlen ihm fünfzig Prozent des Futters für die Tiere. So füttert er sie nun mit den Reserven vom letzten Jahr. "Wir haben vor über einem Monat bereits mit der Winterfütterung begonnen", sagt Stettler. Das heisst, dass die Tiere am Tag im Stall gefüttert werden. Nachts sind sie auf der Weide, wo sie teilweise noch etwas weiden können.
"Der Regen, der derzeit fällt, hält das verbleibende Gras gerade am Leben, es wächst aber nicht mehr", sagt Stettler. An Südlagen sei die Situation besonders prekär: "Die Wurzeln des Grases sind dort schon tot", sagt er. Teilweise nimmt Unkraut den Platz der wertvollen Gräser ein.
Teures besäen
Stettler hat unterdessen neues Gras gesät. "Ein Stück von zwei Hektaren habe ich sogar schon ein zweites Mal angesät", sagt er. Das kostet: Das besäen einer Hektare Land koste 400 Franken.
Jetzt hofft Stettler auf einen regenreichen Herbst. "Wenns noch regnet und das angesäte Gras wächst, dann reicht es", sagt er. Sonst müsse er Silomais einkaufen. Auch das wird ins Geld gehen. "Dieses Jahr ist das Futter teuer", sagt er.