Region - Gnade für die Hotelwegweiser?

Bolligen und andere Berner Gemeinden müssen ihre unbewilligten Hotelwegweiser vielleicht doch nicht entfernen. Der Kantonsoberingenieur strebt "eine pragmatische Lösung" an.

Markus Zahno, Berner Zeitung BZ
Möglicherweise nimmt die Geschichte doch noch ein versöhnliches Ende. Die Geschichte, die einige Leserinnen und Leser für einen verfrühten 1.-April-Scherz hielten und über die auch Bolligens Gemeindepräsident Rudolf Burger den Kopf schüttelte.
 

Was war passiert? Andreas Rickly, der Wirt des Gasthofs Alpenblick in Ferenberg, wollte an der Kantonsstrasse in Stettlen einen gelb-braunen Hotelwegweiser montieren. Der Kanton sagte Nein. Begründung: In Stettlen gebe es bereits einen weissen Ortswegweiser Richtung Ferenberg, da brauche es keinen separaten Hotelwegweiser.

 

Baubewilligung reicht nicht

 

Dumm nur, dass an Hunderten vergleichbaren Stellen im Kanton Bern seit Jahr und Tag solche Hotelwegweiser stehen. Zum Beispiel im Nachbardorf Bolligen. «Warum wurden diese denn bewilligt und meiner nicht?», fragte der Alpenblick-Wirt.

 

Aufgeschreckt durch den Fall, forderte der Kanton die Gemeinde Bolligen auf, die bestehenden Hotelwegweiser zu entfernen. Auch andernorts werde man unbewilligte Wegweiser sukzessive entfernen lassen. Nun meldet sich Ueli Turtschi zu Wort, der langjährige Bauverwalter von Bolligen. In seiner Amtszeit hat die Gemeinde die umstrittenen Hotelwegweiser aufgestellt – «und zwar mit Bewilligung», sagt Turtschi.

 

Er erzählt die Geschichte so: Vor über einem Dutzend Jahren herrschte in Bolligen, insbesondere beim Sternenplatz, ein ziemliches Chaos an Schildern. Also räumten die Gemeindebehörden auf. Sie überlegten, wo es welche Wegweiser braucht, und starteten ein ordentliches Baubewilligungsverfahren. Am Schluss stellte die Gemeinde eine Baubewilligung aus.

 

Doch damit lagen die damaligen Gemeindebehörden falsch, wie der heutige Kantonsoberingenieur Stefan Studer erklärt. Rechtlich gesehen müssen Hotelwegweiser nämlich gleich behandelt werden wie «touristische Signalisationen». Und für diese hätte die Gemeinde eine Bewilligung des kantonalen Tiefbauamtes einholen müssen, was offenbar nicht geschah.

 

Ein neues Gesuch

 

Aber warum hat der Kanton in all den Jahren, in denen die Hotelwegweiser nun bereits am Bolliger Strassenrand stehen, nie interveniert?

 

«Unser Strassennetz ist über 2000 Kilometer lang», sagt Stefan Studer. Da sei es unmöglich, jedes einzelne Schild genau zu röntgen. Auch er sieht aber ein, dass hier eine spezielle Situation vorliegt. Man wolle deshalb Hand für «eine pragmatische Lösung» bieten.

 

Will heissen: Der Kanton wird im Sinne einer Ausnahme prüfen, seine Verfügung, alle Hotelwegweiser in Bolligen zu entfernen, aufzuheben. Zudem erhält der Wirt des Gasthofs Alpenblick in Ferenberg wohl die Möglichkeit, ein neues Gesuch für den gewünschten Wegweiser in Stettlen einzureichen. Studer will noch nicht zu viel verraten, aber die Chancen für eine Bewilligung dürften diesmal gross sein.

 

«So hätte der gesunde Menschenverstand doch noch gesiegt», sagt Alpenblick-Wirt Andreas Rickly.
 

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Erstellt: 11.03.2014
Geändert: 11.03.2014
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