Region - Gemeinde Linden probt den Aufstand
Die GV Linden ist für einen Wechsel der Region. In einer konsultativen Abstimmung sprachen sich die Stimmbürger äusserst deutlich für einen Anschluss an den Verwaltungskreis Thun aus.
«Ich danke euch für dieses klare Votum.» Gemeinderatspräsident Robert Schlapbach konnte sich nach der konsultativen Abstimmung an der Gemeindeversammlung (GV) in Linden ein Lächeln nicht verkneifen. Bei einer einzigen Gegenstimme hatten die 39 anwesenden Stimmberechtigten (4 Prozent) ein deutliches Zeichen gesetzt und sich fast einstimmig für einen Wechsel der Region und des Verwaltungskreises ausgesprochen. Der konsultativen Abstimmung ging eine rege Diskussion voraus, in welcher der Gemeinderat für seine Absicht, die Regionalkonferenz Bern-Mittelland sowie den dazugehörenden Verwaltungskreis zu verlassen und sich der Region Thun anzuschliessen, viel Unterstützung erntete. «Im Verwaltungskreis Thun werden wir bestimmt mehr wahrgenommen», zeigte sich zum Beispiel die ehemalige Gemeinderatspräsidentin Rosmarie Aeschbacher überzeugt. Erfreut, dass sich der Gemeinderat dem Thema widme, zeigten sich auch weitere Votanten. So sei die Region Bern-Mittelland viel zu gross und eben zu stark von Stadt und Agglomerationsgemeinden geprägt. Allerdings meldete sich auch eine kritische Stimme zu Wort. So sei ein Wechsel ein heisses Eisen, zumal im Verwaltungskreis Thun eine Regionalkonferenz noch gegründet werden müsse.
"Provoziert einen Graben"
Gemeinderatspräsident Robert Schlapbach machte denn auch keinen Hehl daraus, dass der Gemeinderat mit der aktuellen Situation nicht zufrieden ist (wir berichteten). «Die Stimmenzuteilung nach Einwohnerzahl erzeugt ein Missverhältnis und provoziert einen tiefen Graben zwischen Stadt und Land», sagte Schlapbach. Das Fass zum Überlaufen gebracht haben schliesslich die kürzlich neu ausgehandelten Kulturverträge. Demnach muss Linden künftig 9000 Franken pro Jahr an Kulturinstitutionen in und um Bern bezahlen. «Dies ist für uns viel Geld», betonte der Präsident.
Nach dem deutlichen Votum der Bürger werde der Gemeinderat das Thema nun weiter und vertieft abklären, hielt Robert Schlapbach gegenüber dieser Zeitung fest. Zeithorizont 2018 bis 2019. Die Region zu wechseln, dürfte indes nicht ganz einfach werden, denn dazu wäre eine Änderung jenes Gesetzes nötig, das die heutigen Grenzen umreisst. Dazu müsste zumindest der Grosse Rat seinen Segen geben.
Rechnung mit roten Zahlen
Mit einem Fehlbetrag von gut 18'000 Franken schliesst die Rechnung 2014 der Gemeinde ab. Dies bei einem Ertrag von 4,86 Millionen Franken. Dabei konnten gegen 357'000 Franken abgeschrieben werden. Das Budget sah ein Defizit von 168'000 Franken vor. Das Eigenkapital der Gemeinde beträgt 1,43 Millionen Franken. Mit Ausgaben von netto knapp 531'000 Franken schliesst die Investitionsrechnung ab. Die Gelder wurden vorab für Sanierungen am Strassen- und am Abwassernetz eingesetzt. Die Jahresrechnung wurde einstimmig gutgeheissen.
Die Gemeindeversammlung bewilligte zudem einen Kredit von 360'000 Franken zur Erweiterung der Heizzentrale für den örtlichen Wärmeverbund. Nach dessen Bau im Jahr 2009 werden derzeit 20 Wohnungen mit Wärme aus Holzschnitzeln versorgt. Weitere Leistungsverträge für das Neubaugebiet Bruuch konnten abgeschlossen werden.