Regierungsratswahlen: Vechiger Schnelldenkerin will in den Regierungsrat
Bis vor kurzem war Eva Desarzens im Kanton Bern praktisch unbekannt. Nun will die Vechiger Gemeinderätin für die FDP einen Sitz in der Berner Kantonsregierung erobern - dabei ist die Freisinnige auf die Unterstützung der SVP angewiesen.
Andreas Weidmann, sda / Res Reinhard, info@reinhards.ch
Als "unbekannte Dame" oder "Eva who?" wurde Desarzens im Berner Blätterwald betitelt. Bis zur Nomination durch die FDP-Delegierten im November war der Name der 48-jährigen Freisinnigen auch politisch Interessierten kaum ein Begriff. Fünf Wochen vor dem Wahltermin lädt Desarzens zum Gespräch in die Gemeindeverwaltung von Vechigen, wo sie seit gut fünf Jahren politisiert.
Sie habe ihre fehlende Bekanntheit zu Beginn des Wahlkampfs in einem Wahlprospekt bewusst thematisiert, mit einem Schattenumriss ihres Porträts und dem Slogan "die Unbekannte". Das habe Neugier geweckt, und inzwischen habe sie ihren Bekanntheitsgrad dank der angelaufenen Kampagne "beträchtlich verbessert", findet Desarzens.
"Gestalten, nicht Verwalten"
Ihre Motivation zum Quereinstieg umriss die Kandidatin im "Berner Freisinn": Sie wolle "nicht nur Steuern zahlen, sondern mithelfen diesen Kanton weiterzuentwickeln". Im Internet verspricht sie den Wählern, sie möchte den Kanton "gestalten, nicht verwalten".
Gemäss einem gesamtschweizerischen FDP-Motto will sich Desarzens "einsetzen für einen sozialen, gerechten und modernen Kanton Bern" - gleichzeitig will sie "den Staat auf seine Kernaufgaben beschränken, das Gestalten primär den Einzelnen überlassen".
Tagesschulen: "Nicht kantonalisiert"
Was heisst das konkret, etwa beim Thema Tagesschulen, dem neuen freisinnigen Wahlkampfschlager? Hier wendet sich die Freisinnige gegen "flächendeckende, vom Kanton vorgeschriebene Lösung, wie dies SP und Grüne wollen".
Die Gemeinden müssten selber über die Einführung entscheiden können, dem Kanton dürften höchstens im Rahmen einer Anstossfinanzierung Kosten erwachsen, und die Gemeinden ohne Tageschulen sollen nicht via Lastenausgleich mitbezahlen.
Von der Vermeidung staatlicher Eingriffe geprägt sind auch andere Rezepte Desarzens': Bei der Bildung will sie mehr Freiheiten für die Universität, im Gesundheitswesen gleich lange Spiesse für öffentliche und private Institutionen.
Moderate Zentralisierung
Um Steuersenkungen zu ermöglichen will die Freisinnige einen weiteren Aufgabenabbau. Gespart werden soll dabei auch in den Regionen: Auf Grund der starken regionalen Abdeckung von kantonalen Aufgaben entstünden dem Kanton "zu hohe Grundkosten".
Desarzens gibt sich als Verfechterin einer Bezirksreform zu erkennen, die weitergeht als vom Grossen Rat im Januar beschlossen. Die Aufteilung der Region Bern in zwei einzelne Verwaltungskreise sei "unglücklich", laufe der Kooperation in der Region in zahlreichen Politikbereichen zuwider. Sie hoffe, dass das Kantonsparlament diesen Entscheid in zweiter Lesung revidiere.
Wie kommt Desarzens damit in den SVP-Stammlanden an? "Per se" habe sie bei Wahlpodien "ein gutes Feedback", doch ihre Haltung zur Verwaltungsreform werde sicher nicht geteilt.
Auf der sicheren Seite bleibt Desarzens beim Statement zum SVP-Anspruch auf die absolute Mehrheit: Sie verstehe den Anspruch auf den Jura-Sitz, "im weiteren masse ich mir kein Urteil an".
Auf eine Wunschdirektion will sich Desarzens nicht festlegen. "Möglichst vermeiden" möchte die Nachrichtenoffizierin im Majorsgrad überraschend die Polizei- und Militärdirektion. Sie wolle den Vergleich mit Dora Andres ausweichen, "ihre Fusstapfen sind mir zu gross".
Desarzens könnte sich in der Regierung ähnlich Andres zur Macherin entwickeln. Selbst bei Linken gilt sie als entscheidfreudige, lösungsorientierte Schnelldenkerin. In ihrem Zürcher Dialekt spricht Desarzens manchmal fast zu schnell.
Was aber, wenn es am 9. April nicht für einen Regierungssitz reichen sollte? Karrierealternativen habe sie keine im Köcher, sagt Desarzens. "Dann bleibe ich bis Ende 2008 weiterhin Gemeinderätin und habe Zeit, mir Überlegungen zu machen."
Kurzbiografie
Eva Desarzens wurde am 16. Mai 1957 geboren. Die heutige Familienfrau und Doktorin der Geschichte verbrachte ihre Kindheit im Kanton Zürich und wohnt seit 1986 im Kanton Bern.
Desarzens wuch in Zürich-Witikon und in Gockhausen bei Dübendorf auf. Nach einem Studium der Geschichte, des Staatsrechts und der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte dissertierte sie an der Universität Zürich zur Geschichte des Chorherrenstifts St. Martin in Rheinfelden.
Desarzens ist verheiratet und hat zwei Söhne im Alter von fünf und sieben Jahren. Zuvor arbeitete sie unter anderem als politische Analystin beim damaligen Eidgenössischen Militärdepartement und von 1995 bis 1996 als Direktionsadjunktin im Bundesamt für Statistik.
Im Militär bekleidet Desarzens der Rang eins Majors in der Nachrichtengruppe des Luftwaffenstabes.
Im Jahr 2000 wurde die Freisinnige in den Gemeinderat von Vechigen gewählt. Während zweier Jahre betreute sie das Ressort Schulen und Kultur, Sport und Vereine, seit 2003 das Ressort Finanzen, Liegenschaften und Kultur. Desarzens vertritt ihre Gemeinde als Delegierte in der Regionalen Kulturkonferenz (RKK).
www.eva-desarzens.ch
www.vechigen.ch
Sie habe ihre fehlende Bekanntheit zu Beginn des Wahlkampfs in einem Wahlprospekt bewusst thematisiert, mit einem Schattenumriss ihres Porträts und dem Slogan "die Unbekannte". Das habe Neugier geweckt, und inzwischen habe sie ihren Bekanntheitsgrad dank der angelaufenen Kampagne "beträchtlich verbessert", findet Desarzens.
"Gestalten, nicht Verwalten"
Ihre Motivation zum Quereinstieg umriss die Kandidatin im "Berner Freisinn": Sie wolle "nicht nur Steuern zahlen, sondern mithelfen diesen Kanton weiterzuentwickeln". Im Internet verspricht sie den Wählern, sie möchte den Kanton "gestalten, nicht verwalten".
Gemäss einem gesamtschweizerischen FDP-Motto will sich Desarzens "einsetzen für einen sozialen, gerechten und modernen Kanton Bern" - gleichzeitig will sie "den Staat auf seine Kernaufgaben beschränken, das Gestalten primär den Einzelnen überlassen".
Tagesschulen: "Nicht kantonalisiert"
Was heisst das konkret, etwa beim Thema Tagesschulen, dem neuen freisinnigen Wahlkampfschlager? Hier wendet sich die Freisinnige gegen "flächendeckende, vom Kanton vorgeschriebene Lösung, wie dies SP und Grüne wollen".
Die Gemeinden müssten selber über die Einführung entscheiden können, dem Kanton dürften höchstens im Rahmen einer Anstossfinanzierung Kosten erwachsen, und die Gemeinden ohne Tageschulen sollen nicht via Lastenausgleich mitbezahlen.
Von der Vermeidung staatlicher Eingriffe geprägt sind auch andere Rezepte Desarzens': Bei der Bildung will sie mehr Freiheiten für die Universität, im Gesundheitswesen gleich lange Spiesse für öffentliche und private Institutionen.
Moderate Zentralisierung
Um Steuersenkungen zu ermöglichen will die Freisinnige einen weiteren Aufgabenabbau. Gespart werden soll dabei auch in den Regionen: Auf Grund der starken regionalen Abdeckung von kantonalen Aufgaben entstünden dem Kanton "zu hohe Grundkosten".
Desarzens gibt sich als Verfechterin einer Bezirksreform zu erkennen, die weitergeht als vom Grossen Rat im Januar beschlossen. Die Aufteilung der Region Bern in zwei einzelne Verwaltungskreise sei "unglücklich", laufe der Kooperation in der Region in zahlreichen Politikbereichen zuwider. Sie hoffe, dass das Kantonsparlament diesen Entscheid in zweiter Lesung revidiere.
Wie kommt Desarzens damit in den SVP-Stammlanden an? "Per se" habe sie bei Wahlpodien "ein gutes Feedback", doch ihre Haltung zur Verwaltungsreform werde sicher nicht geteilt.
Auf der sicheren Seite bleibt Desarzens beim Statement zum SVP-Anspruch auf die absolute Mehrheit: Sie verstehe den Anspruch auf den Jura-Sitz, "im weiteren masse ich mir kein Urteil an".
Auf eine Wunschdirektion will sich Desarzens nicht festlegen. "Möglichst vermeiden" möchte die Nachrichtenoffizierin im Majorsgrad überraschend die Polizei- und Militärdirektion. Sie wolle den Vergleich mit Dora Andres ausweichen, "ihre Fusstapfen sind mir zu gross".
Desarzens könnte sich in der Regierung ähnlich Andres zur Macherin entwickeln. Selbst bei Linken gilt sie als entscheidfreudige, lösungsorientierte Schnelldenkerin. In ihrem Zürcher Dialekt spricht Desarzens manchmal fast zu schnell.
Was aber, wenn es am 9. April nicht für einen Regierungssitz reichen sollte? Karrierealternativen habe sie keine im Köcher, sagt Desarzens. "Dann bleibe ich bis Ende 2008 weiterhin Gemeinderätin und habe Zeit, mir Überlegungen zu machen."
Kurzbiografie
Eva Desarzens wurde am 16. Mai 1957 geboren. Die heutige Familienfrau und Doktorin der Geschichte verbrachte ihre Kindheit im Kanton Zürich und wohnt seit 1986 im Kanton Bern.
Desarzens wuch in Zürich-Witikon und in Gockhausen bei Dübendorf auf. Nach einem Studium der Geschichte, des Staatsrechts und der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte dissertierte sie an der Universität Zürich zur Geschichte des Chorherrenstifts St. Martin in Rheinfelden.
Desarzens ist verheiratet und hat zwei Söhne im Alter von fünf und sieben Jahren. Zuvor arbeitete sie unter anderem als politische Analystin beim damaligen Eidgenössischen Militärdepartement und von 1995 bis 1996 als Direktionsadjunktin im Bundesamt für Statistik.
Im Militär bekleidet Desarzens der Rang eins Majors in der Nachrichtengruppe des Luftwaffenstabes.
Im Jahr 2000 wurde die Freisinnige in den Gemeinderat von Vechigen gewählt. Während zweier Jahre betreute sie das Ressort Schulen und Kultur, Sport und Vereine, seit 2003 das Ressort Finanzen, Liegenschaften und Kultur. Desarzens vertritt ihre Gemeinde als Delegierte in der Regionalen Kulturkonferenz (RKK).
www.eva-desarzens.ch
www.vechigen.ch