Referendum in Bolligen: Gruppe wehrt sich gegen Neubau

Die Einwohner:innen von Bolligen werden an der Urne über den Ausbau des Areals hinter dem Bahnhof abstimmen. Ein Komitee aus Anwohner:innen hat dafür die nötigen Unterschriften gesammelt. Sie wollen den "dörflichen Charakter Bolligens" bewahren.

Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch

"Dass man eingangs Bolligen siebenstöckige Bauten hinstellen könnte, das ist absurd", sagt Jean-Luc Reichel. Er gehört zur Gruppe, welche die Unterschriften gegen den Bau gesammelt hat. "So ein Klotz eingangs Bolligen passt nicht." Bolligen habe zurzeit noch Dorfcharakter, so ein Bau könnte dies zerstören, sagt Reichel: "Heute treffen sich die Leute im Reberhaus, im Sternen oder beim 'Dorfmärit'. Das ist gefährdet. Wenn unten beim Bahnhof ein Einkaufszentrum hinkommt, dann besucht niemand mehr den Markt."

 

Deshalb engagierte sich Reichel mit Anwohner:innen vom Bahnhofareal gegen die Pläne des Gemeinderats.  

 

Bauhöhe von 28 Meter umstritten

Die Gemeinde will das Areal hinter der RBS-Haltestelle Bolligen neu bebauen. An der letzten Gemeindeversammlung wurde der Beschluss des Gemeinderats angenommen. Dieser behinhaltete eine zulässige Bauhöhe von 28 Meter. Bereits an der Versammlung (BERN-OST berichtete) haben sich verschiedene Anwohner:innen des Areals dagegen eingesetzt. Nach der verlorenen Abstimmung haben sie die nötigen Unterschriften gesammelt. Im September kann das Stimmvolk an der Urne nochmals über die Vorlage abstimmen.

 

Gute Chancen?

Reichel und das Referendumskomitee stellen sich nicht per se gegen eine Überbauung: "Verdichtet bauen ist gut, aber nicht in dem Ausmass. Es sollte im Rahmen der jetzigen Zone gebaut werden. Das heisst, ein Bau mit maximal vier bis fünf Stockwerken würde drin liegen." Für die kommende Abstimmung rechnet Reichel mit guten Chancen. Er sei erstaunt gewesen, dass auch viele Leute, die in Bolligen bekannt seien, unterschrieben haben.

 

Kein Unbekannter

Jean-Luc Reichel (61) sammelt nicht zum ersten Mal Unterschriften. Bereits in den 90er Jahren half er als Mitglied der Grünen Partei Berns mit bei einem Referendum gegen den Abriss des alten Tramdepots am Bärengraben. Damals wohnte er noch in Bern. Nach wie vor ist Reichel Mitglied bei den Grünen Schweiz. Seit 35 Jahren arbeitet er in Bolligen und ist Mitglied der Schulleitung der Musikschule Bantiger. Seit zehn Jahren wohnt er in Bolligen, in der Umgebung des geplanten Neubaus.

 

Gemeinde bedauert

Der Gemeinderat hat die Abstimmung auf den 25. September angesetzt. Gemeindepräsidentin Kathrin Zuber (FDP) sagt: "Wir bedauern dieses Referendum. Andererseits kann das Stimmvolk jetzt an der Urne über die Zukunft des Areals entscheiden."

 

[i] Für das Referendum wurden mindestens 200 Unterschriften benötigt. Laut Gemeinderat hat das Referendumskomitee 316 gültige Unterschriften eingereicht. Ziel des Gemeinderats ist es, die Abstimmung rasch durchzuführen. Deshalb werden allfälligen Beschwerden die aufschiebende Wirkung entzogen.


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Erstellt: 15.07.2022
Geändert: 15.07.2022
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