Bahnhof Münsingen: Pat:innen sollen Sicherheit erhöhen
Bald sollen freiwillige Bahnhof-Pat:innen durch ihre Präsenz für mehr Sicherheit am Bahnhof Münsingen sorgen. Dabei geht es um Probleme wie Littering, Billette am Automaten lösen oder auch die Suizidversuche, für die der Münsinger Bahnhof bekannt ist. Die Gemeinde Münsingen hat mit der SBB einen Partnerschaftsvertrag für das Präventionsprogramm RailFair abgeschlossen.
Für die Partnerschaft habe es keinen Auslöser im Sinne eines Vorfalls gegeben, sagt Gemeinderat Werner Fuchser, Ressortvorsteher Sicherheit und Koordinator zwischen Bahnhof-Pat:innen und SBB. "Bereits heute kommt die Transportpolizei der SBB nach meinem Kenntnisstand fast täglich vorbei und die Securitas ist bei den letzten Zügen am Wochenende präsent." Neben Einzelfällen von vermutlichen Diebstählen habe er auch nie etwas gehört.
Die Initiative für die Partnerschaft sei von der SBB gekommen. Ziel sei eine Hilfestellung für die Zugreisenden sowie eine Steigerung des allgemeinen subjektiven Sicherheitsempfindens beim Aufenthalt am Bahnhof.
Suizidrisiko halbieren durch Ansprechen
"Man weiss auch, dass Münsingen ein Suizid-Bahnhof ist", sagt Fuchser. Suizide und Suizidversuche gelte es zu vermeiden. "Jeder Suizid bedeutet grosses Leid und Kosten für alle." Zudem komme es durch entsprechende Vorfälle zu Verspätungen, die sich über die Region Bern hinaus auf das Bahnnetz auswirken könnten.
Die Pat:innen könnten Leute ansprechen, die sich lange am Bahnhof aufhalten, aber nie auf den Zug gehen. "Dadurch sinkt das Risiko, dass eine Person sich etwas antut um 50 Prozent", weiss Fuchser aus der Suizidprävention.
Einsatz zu Stosszeiten
Die Suizidgefahr sei aber nicht der Hauptgrund für die Teilnahme am RailFair-Programm. Die Pat:innen haben auch andere Aufgaben. "Zum Beispiel achten sie auf Littering, helfen Billette zu lösen, oder sagen den Wartenden, dass sie zurücktreten und Kinder an die Hand nehmen sollen, wenn ein Zug einfährt." Die Pat:innen könnten, wenn nötig, auch die SBB alarmieren. Für ihre Tätigkeit werden sie von der SBB geschult. "Die Pat:innen werden präsent sein, wenn es am meisten Leute hat. Pro Einsatz wird mit drei Stunden gerechnet", so Fuchser.
"Viel Benefit für wenig Aufwand"
Die Gemeinde kostet die Patenschaft wenig. Lediglich die Leistungen des Koordinators und kleinere Ausgaben an die Bahnhofpat:innen müsse die Gemeinde übernehmen. "Wir rechnen mit etwa 4000 bis 5000 Franken pro Jahr."
Zudem muss die Gemeinde einen Aufenthaltsraum zur Verfügung stellen. "Dieser gehört der Gemeinde aber selber und er wird mit einer anderen Anspruchsgruppe geteilt. Die Kosten für den Raum sind also gering." Für alles andere – darunter auch etwa die Werbung für das Programm und die Verpflegung der Pat:innen – kommt die SBB auf. Die Partnerschaft bedeute für die Gemeinde viel Benefit für wenig Aufwand, sagt Fuchser.
"Sinnvolle Freiwilligenarbeit"
Für ihr Engagement erhalten die Freiwilligen ein kleines Entgelt für ihre Einsätze, ein Essen und ein Halb-Tax-Abo. "Es soll eine sinnvolle Freiwiligenarbeit sein."
Das RailFair-Programm wird im ersten Halbjahr 2022 aufgebaut. "Von Juli bis September dauert die Ausbildung. Mit dem Start rechnen wir im viertem Quartal 2022", sagt Fuchser.
[i] Für interessierte freiwillige Helfer:innen wird im Frühling eine Informationsveranstaltung organisiert. Das Datum sowie der Durchführungsort werden frühzeitig bekanntgegeben.