RBS: Neue Worbla-Züge sorgen für Probleme

Streikende Klimaanlagen, Türen und Kupplungen: Die neue Fahrzeugflotte Worbla kämpft mit Pannen. Alte Züge müssen aushelfen.

Christoph Albrecht, Berner Zeitung

Moderner. Komfortabler. Besser. Als der Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS) vor knapp einem Jahr seine neuste Fahrzeugflotte mit dem Namen Worbla einweihte, wurde mit positiven Adjektiven nicht gegeizt. Warum auch nicht, schliesslich liess sich das Bahnunternehmen die total 14 neuen und je 60 Meter langen Züge aus dem Hause Stadler schlappe 134 Millionen Franken kosten. Die neuen Superfahrzeuge sollten die kultigen, aber total veralteten Mandarinli endgültig ersetzen. Sie hatten nicht einmal über eine Klimaanlage verfügt.

 

In ihrem ersten Sommer macht die Worbla nun aber bereits Probleme. Im Juni bekundete sie zuerst Mühe mit der Klimaanlage. Während die Fahrgäste in den Mandarinli 40 Jahre lang schwitzen mussten, war in deren Nachfolgezügen auf einmal das Gegenteil der Fall: Es wurde plötzlich zu kühl. Dazu kamen vereinzelte Störungen bei den Türen, die Sensoren fürs Öffnen und Schliessen verweigerten regelmässig den Dienst. RBS-Sprecherin Fabienne Thommen bestätigt auf Nachfrage die Probleme. «Mittlerweile ist aber beides behoben.»

 

Probleme mit der Kupplung

Allerdings: In den vergangenen Tagen ist es auf der Strecke durchs Worblental, auf der die neuen Züge verkehren, immer wieder zu Ausfällen gekommen. Dahinter steckt ein weit gravierenderer Mangel als launische Türsensoren oder Klimaanlagen: Die einzelnen Züge lassen sich auf einmal nicht mehr miteinander verbinden. Und wenn doch, dann kann man sie danach nicht mehr voneinander trennen.

 

Fabienne Thommen bestätigt die «grösseren Schwierigkeiten seit ein paar Tagen», spricht von einem «Kupplungsproblem». Es sei «völlig akut» aufgetreten und habe sich bisher nicht beheben lassen. Ob die Hitze oder eine Software schuld ist, bleibt unklar. «Wir wissen derzeit schlicht nicht, was die Ursache ist.»

 

Zu den Spitzenzeiten jeweils am Morgen sowie am Feierabend braucht es wegen der vielen Passagiere jeweils eine doppelte Zugformation, also zwei aneinandergehängte Züge. Weil die Worbla dies aktuell nicht gewährleisten kann, hat der RBS nun die Notbremse gezogen. «Wir mussten einige Worbla-Züge aus dem Betrieb nehmen», so Thommen. Zur Hauptverkehrszeit muss das Bahnunternehmen jetzt auf andere, teils alte Modelle zurückgreifen. «Im Moment sind wieder vermehrt Mandarinli unterwegs.» Von den alten Zügen, die noch bis Ende Jahr im Einsatz sind, teilweise aber auch schon geschrottet wurden, habe man noch neun übrig. Weiter wird auf Seconda-Züge zurückgegriffen. Sie haben immerhin eine Klimaanlage.

 

RBS: «Kein Problemzug»

Für den RBS bedeutet die Worbla-Panne nicht nur ein Ärgernis, sondern einen logistischen Mehraufwand. Denn einige der Ersatzzüge müssen jeden Tag von ihren Zugparkplätzen in Worb und Worblaufen extra auf das Schienennetz geschafft und wieder zurückgebracht werden. Von den zehn nigelnagelneuen bereits in Betrieb genommenen Worbla-Zügen steht stattdessen nur noch etwa die Hälfte im Einsatz, jedoch nur als Einzelformation. Die übrigen eigentlich funktionstüchtigen Züge müssen eine Zwangspause einlegen.

 

Zuerst die Kapriolen mit der Klimaanlage, dann die Türstörungen und nun die Schwierigkeiten mit der Kupplung – hat der RBS etwa Millionen in einen Problemzug investiert? Sprecherin Thommen beschwichtigt. «Von einem Problemzug zu sprechen, wäre völlig übertrieben.» Sie bezeichnet die Probleme vielmehr als Kinderkrankheiten, die bei einer Anschaffung dieser Dimension immer vorkämen. «Einen neuen Zug kann man nicht mit einem neuen Auto vergleichen, das hunderttausendfach produziert wird und ab Kauf einfach läuft.» Ein Zug sei eine Spezialanfertigung, die Inbetriebnahme dauere länger. Grundsätzlich habe man zudem gute Erfahrungen gemacht.

 

Druck wegen Ferienende

Auch wenn der Fahrplanbetrieb eingehalten werden kann, will der RBS die jüngste Worbla-Panne schnellstmöglich in den Griff bekommen. «Wir versuchen zusammen mit dem Hersteller Stadler unter Hochdruck, das Problem zu beheben», so Thommen. Dass ausgerechnet jetzt, in der heissen Jahreszeit, wieder mehr alte Züge verkehren müssen, erhöht den Druck auf das Bahnunternehmen. Dazu kommt, dass in weniger als zwei Wochen die Schulferien vorbei sind – und die Anzahl Pendler dann markant steigen wird. Thommen ist aber zuversichtlich. «Ich hoffe, dass alle Züge bis dann wieder einsatzfähig sind.»


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Erstellt: 31.07.2019
Geändert: 31.07.2019
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