Pro Zertifikat: "Ohne Zertifikat würden die Umsätze wegbrechen"

Ist das Zertifikat Fluch oder Segen? Bevor wir Ende Monat über das Covid-Gesetz abstimmen, haben wir mit zwei Gastronomen gesprochen. Was spricht für und was gegen ein Zertifikat? Für Mario Bucher vom Schloss Hünigen ist der Fall klar. Im Interview sagt er, welchen Einfluss das Zertifikat auf den Umsatz hat, und was bei einem Nein passieren würde.

Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch

BERN-OST: Mario Bucher, seit September gilt das Zertifikat in Restaurants – wie läuft's?

Mario Bucher: Grundsätzlich sehr gut. Wir liegen über den Erwartungen gegenüber dem, was wir letztes Jahr erlebt haben. Schon von Juli bis September hatten wir fast wieder eine gewisse Normalität. Unsere Kundschaft unter der Woche sind Firmen, die Seminare durchführen. Da hat uns die Zertifikatspflicht eine Planungssicherheit gegeben.

 

Dank Zertifikat können wir Hochzeiten, Familienfeste und Firmenessen in einem guten Rahmen durchführen. Für den Gast hat sich geändert, dass im Haus alle 3-G sind. Man kann sich ohne Maske bewegen und fühlt sich sicher.

 

Wie sieht es mit den Umsätzen aus?

Wir sind sehr gut unterwegs, noch nicht ganz auf dem Niveau von 2019, aber schon auf dem Niveau von 2018. Wir sind zurück bei den Leuten und nicht mehr abhängig von staatlicher Hilfe. Wir sind froh, können wir wieder selbständig wirtschaften.

 

Haben Sie auch einen Rückgang bei Stammgästen bemerkt?

Es gibt einzelne Tagesgäste, die nicht mehr kommen. Es haben sich auch Gäste telefonisch gemeldet und gesagt, dass sie nicht geimpft sind, und deshalb nicht kommen. Bei den Hotelgästen merken wir das nicht. Da haben wir eine Zunahme, die Hotelgäste kommen aus der ganzen Schweiz.

 

Was wäre, wenn es kein Zertifikat gäbe?

Ohne Zertifikat müssten wir uns an Abstandsregeln halten, hätten weniger Platz im Restaurant, das hiesse auch weniger Umsatz. Wir könnten keine Seminare, Hochzeiten, Bankette mehr durchführen. Das wäre alles weggebrochen. Zudem würde wieder eine allgemeine Verunsicherung herrschen. Wer ein Seminar organisieren will, macht das nur, wenn er weiss, dass es auch stattfindet und sich die Teilnehmer:innen sicher fühlen.

 

Eine Rückkehr in eine zertifikatslose Zeit würde unser Seminargeschäft kastrieren. Es gäbe keine Firmenessen und Weihnachtsessen mehr, wir hätten Einbussen von 60-70 Prozent.

 

Kritiker sagen, das Zertifikat spalte die Gesellschaft.

Auf Schloss Hünigen betrachtet sehe ich das nicht. Die Gäste zeigen das Zertifikat und sind gleichgestellt. Auch ein Impfgegner kann ein Zertifikat haben und zu uns kommen. Durch das Zertifikat findet eben grad keine Ausgrenzung statt. Ausgrenzung gibt es erst ab 2-G.

 

Was würde für Sie ein weiterer Lockdown bedeuteten?

Das wäre ein sehr herber Rückschlag.

 

Rechnen Sie mit noch einem Lockdown?

Ja, wenn das Covid-Gesetz am 28. November abgelehnt wird. Dann gehen wir zurück in die Unsicherheit.

 

Haben Sie noch Kurzarbeit?

Nein.

 

Wie stimmen Sie bei der Abstimmung am 28. November?

Ja.

 

[i] Mario und seine Frau Nicole Bucher führen das Schloss Hünigen in Konolfingen seit 2017 mit einem Unterbruch von einem Jahr. Das Boutique Hotel mit Bar, Restaurant, Wellness beschäftigt 68 Angestellte.

 

[i] 3-G bedeutet: geimpft, genesen, getestet. 2-G: geimpft und genesen.


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Erstellt: 15.11.2021
Geändert: 15.11.2021
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