Photo Münsingen: Der Award ist in Frauenhand

Fünf Frauen sind die einzigen Mitglieder des Fotoclubs Artlozärn. Mit ihrer Bilderserie haben sie den Photo-Münsingen-Award gewonnen.

Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ

64 Fotoclubs stellen an der Photo Münsingen aus und haben damit am Clubwettbewerb teilgenommen. Die Bilder sind im Schlossgutsaal ausgestellt. Den Photo-Münsingen-Award gewonnen hat der Fotoclub Artlozärn. Dessen Mitglieder, fünf Frauen, gestalteten je ein Bild. Jedes zeigt – passend zum Thema Schweiz - ein Schweizer Kreuz. Aber nicht weiss auf rot, sondern bunt und verspielt. Jede Fotografie zeigt streng grafisch angeordnete Gegenstände, die in der Mitte ein Kreuz darstellen, beispielsweise «Schüfeli und Bäseli», «Erbsli und Rüebli», «Füfi und Weggli».

 

Sie hätten viel diskutiert und auch viel gelacht und sich dann für diese grafischen Bilder entschieden. «Wir sind überrascht, dass wir damit gewonnen haben», wundert sich Marianne Huwiler.

 

Rudolf Mäusli, Präsident des organisierenden Fotoclubs Münsingen, freute sich über die Vielfalt der eingereichten Clubfotos. «Ich hatte befürchtet, dass zum Thema Schweiz viele ähnliche Sujets kommen», sagte er bei der Preisverleihung. Die Vielfalt der Bilder habe ihn aber überrascht. «Es kamen nicht nur Käse, Kühe, Uhren und Schweizer Kreuze.» Auf den ausgestellten Clubfotografien sind zwar etliche rote Schweizer Taschenmesser, gelbe Wanderwegweiser, Uhren und Kühe zu sehen. Die Wettbewerbsbeiträge bestechen aber durchwegs durch Originalität und Perfektion. Auch eine gewisse Ironie sticht hervor. Etwa wenn eine Fünferserie fünf Männer in währschaften Schweizer Unterhosen zeigt.

 

Die Wettbewerbsgewinner: 1. Fotoclub Artlozärn. 2. Fotoclub Hinterthurgau. 3. Focus ’93 Nebikon. 4. Photographische Gesellschaft Bern. 5. Syndikat klassischer Fotografen Bern. 6. Foto-Club Dreisamtal (D).

Die Ausstellung: 18. bis 20. Mai. Schlossgutareal, Münsingen. Heute von 10 bis 21 Uhr. Sa von 10 bis 18 Uhr. So von 10 bis 17 Uhr. www.photomuensingen.ch

 

Daisy Gilardini


Die Südländerin, die die Kälte liebt


Ihre südländische Lebhaftigkeit konnte sich Daisy Gilardini bewahren, obschon sie seit langem einen Viertel des Jahres in der Kälte verbringt. «Für mich gehören fotografieren und extreme Abenteuer einfach zusammen», sagt die 43-jährige Tessinerin und Wahl-Kanadierin.

 

Ernsthaft zu fotografieren begann Gilardini auf ihrer ersten Indien-Reise vor über 20 Jahren. Seither hat sie mit der Kamera über 65 Länder bereist.

 

Geradezu besessen sei sie von den polaren Regionen. «Ich kann mir das selber nicht erklären. Aber ich liebe es, aus dem normalen Leben in extrem abenteuerliche Situationen katapultiert zu werden.» In der polaren Kälte ergibt sie sich dem dortigen Lebensrhythmus und fotografiert mit Geduld, Leidenschaft und Ausdauer. Dabei erlebe sie äusserst bewegende, aber auch frustrierende Momente.

 

Sie publiziert ihre Bilder in den renommiertesten Magazinen der Welt wie National Geographic, BBC Magazin und The Times News International. Erstmals sind Daisy Gilardinis berührende Bilder an der Photo Münsingen zu sehen – verbunden mit der Botschaft, unseren fragilen Planeten zu respektieren und zu schützen.lfc

 

Daisy Gilardini Polar Wonders: Photographs from the Ends of the Earth. Füürwehrsaal. Vortrag am Sonntag, 20. Mai, 11 Uhr.

 

Rolf Neeser


Der Schweizer, der den Grenzen folgt


«Photografien eines Grenzgängers» titelt Rolf Neeser seine Ausstellung. Seine analogen, schwarzweissen Bilder zeigen Orte, die irgendwo zwischen Jura und Genfersee, Bodensee und Wallis an der Schweizer Grenze liegen. Dass sie thematisch zur Photo Münsingen passen, sei reiner Zufall, sagt der Fotograf.

 

Bei seinen Wanderungen begleitete Neeser oft Grenzwächter mit ihren Hunden. Von den Hunderten, wenn nicht Tausenden von Fotografien sind dreizehn im Keller des Schlosses zu sehen. Die Bildkompositionen wirken unangestrengt und witzig. Wie etwa der hässliche Strassenköter, der beim Rheinfall die Grenze überschreitet, beobachtet von einem anderen Hund. Oder die sauber gepützelten, eingezäunten Gärten über der Grenze zu Deutschland, wo ein Mann den Rasen mäht. Auch das Titelbild des Prospektes der Photo Münsingen stammt von Neeser: Ein Grenzwächter sitzt auf einem alten Grenzstein, lüftet den Hut und wischt sich den Schweiss von der Stirn. Trotz grau in grau scheint das weisse Schweizer Kreuz zu leuchten. Neeser fotografiert in der Werbung, für Zeitschriften, hat Bücher herausgegeben und an nationalen und internationalen Ausstellungen teilgenommen.lfc

 

Rolf Neeser Photografien eines Grenzgängers. Keller Schloss Münsingen. www.rolfneeser.ch

 

Pascal Corbat


Der Freiburger, der Musik inszeniert

 

Während zweier Jahre hat Pascal Corbat Songs als Bilder inszeniert und fotografiert. An der Photo Münsingen zeigt er eine Auswahl. Die Texte sind Teil der Fotografien. Models halten Schilder in den Händen, Textfragmente kleben irgendwo, an einem Gegenstand, auf einem Körper. Der in Düdingen wohnhafte, 32-jährige Freelance-Fotograf arbeitet zu 90 Prozent als Entwicklungsingenieur und träumt davon, die Fotografie zum Beruf zu machen. «Musik und Bilder begleiten mich mein Leben lang», sagt Corbat. Deshalb hat er in unzähligen Stunden Ton und Wort in Bilder umgesetzt. Beispielsweise «Uprising» von Muse. Auf diesem Bild sind Andrey Bykow und Adrian Lauper von Fribourg-Gottéron in der Eishalle zu sehen. Auf den kämpferisch ausgestreckten Armen prangen die Worte «they will not control us, we will be victorious». Dies ist beispielhaft für Pascal Corbat, der mit seinen Bildern Botschaften überbringen will. Er rät, wie die Eishockeyspieler persönliche Grenzen auszuloten, um alle Möglichkeiten zu erfahren. «Manche Lieder wecken Gefühle, Gedanken und Inspiration für unseren Alltag», sagt Corbat. Er stellt im Keller des Schlosses 15 Bilder aus. Wer die dazugehörigen Songs nicht kennt, kann sie sich anhören.lfc

 

Pascal Corbat The song! Schloss Münsingen. www.pascalcorbat.ch


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Erstellt: 18.05.2012
Geändert: 18.05.2012
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