Philipp Steiner: Vierter Weltmeistertitel in Serie
Der gehörlose Philipp Steiner (Münsingen) gewinnt an den alpinen Weltmeisterschaften in Nesselwang (D) die vierte Goldmedaille in Serie. Mit über einer Sekunde Vorsprung aus den beiden Riesenslalom-Läufen verwies er den Österreicher Christoph Lebelhuber auf den zweiten Platz.
Aller guten Dinge sind... vier
Philipp Steiner strotzt vor mentaler Stärke und Konzentrationsfähigkeit. Obwohl er nichts zu verlieren hat („Die drei bisherigen Goldmedaillen nimmt mir niemand mehr weg!“) bereitet er sich minutiös auf den Riesenslalom vor. Nüchtern seine Aussage: „Die Endabrechnung folgt nach dem 2. Lauf – und erst, sobald der letzte Fahrer im Ziel ist.“ Auch am Freitagnachmittag ist die Endabrechnung im Ostallgäu (Bayern) schnell gemacht: Steiner siegt! Die Skination Schweiz setzt sich an diesen ersten alpinen Gehörlosen-Weltmeisterschaften nach Belieben durch. Um präzis zu sein: Der 25-jährige Sanitärmonteur aus Münsingen dominierte bisher alle Rennen.
Freizeitsportler ohne Profi-Allüren
Das Engagement im Skirennsport ist für Philipp Steiner, der in Konolfingen aufgewachsen ist und in Münchenbuchsee eine spezielle Schule für Gehörlose besucht hat, eine kostspielige Angelegenheit: Rechnet man alle Kosten zusammen, kommen pro Saison gut 10‘000 Franken zusammen, die Philipp und seine Familie in den Spitzensport investieren. Den Betrag sehen die Eltern von Philipp, Rita und Bernhard Steiner, eher als Investition in eine junge Person, die es verstanden hat, trotz einer einschränkenden Behinderung die Balance zwischen Beruf und sportlicher Laufbahn zu finden. Bernhard Steiner, einer der Betreuer in Nesselwang, verweist mit Stolz auf das, was sein Sohn erreicht hat. Nicht ohne Unterton erwähnt er: „Wäre Philipp für die russische Mannschaft gestartet, hätte er heute nach der 4. Goldmedaille eine Summe von 400‘000 Franken auf dem Konto.“ Womit wieder einmal bewiesen wäre: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Vier Mal Gold bedeuten für Philipp Steiner monetär nichts … wohl aber persönlich. Und das macht den jungen Spitzensportler ohne Allüren so sympathisch!