Philipp Steiner: Bronze im WM-Slalom
Knappe 1.5 Sekunden fehlten - ansonsten wäre die Sensation vom fünffachen Gold perfekt gewesen. Im 5. Rennen der alpinen Gehörlosen-Weltmeisterschaften in Nesselwang (D) gewann Philipp Steiner aus Münsingen seine 5. Medaille: Im Slalom liess er sich nach zwei anspruchsvollen Läufen die Bronzemedaille umhängen.
Geschlagen wurde er von zwei Franzosen, mit denen er schon die ganze Woche ein Kopf-an-Kopf-Rennen ausgefochten hatte. Nach dem ersten Lauf führten die beiden Franzosen mit 2 bzw. 3 Zehntelsekunden auf Steiner, der aber im zweiten Slalom am Samstagnachmittag im weichen Schnee zu viel Zeit verlor, um sich nochmals an der Spitze des Klassements zu postieren.
Trotzdem: Philipp Steiner zeigte sich ob der gewonnen Bronze-Medaille überglücklich. „Ich bin ein ausgesprochener Speed-Fahrer. Eng gesteckte Slalom-Läufe liegen mir nicht. Aber weil ich am heutigen Abschlussrennen nichts zu verlieren hatte, konnte ich ungeachtet der schwierigen Bedingungen voll auf Angriff fahren.“ Mit der Option, doch noch Gold zu gewinnen? „Nein!“ – winkt er dezidiert ab. „Ich wollte mir und allen anderen beweisen, dass ich nicht nur ‚Tempobolzer‘ bin, sondern auch in einer technischen Disziplin mit der richtigen Skiführung ein gutes Resultat erzielen kann.“
Eine emotionale WM-Woche
Philipp Steiner, der gelernte Sanitärmonteur, wird in den nächsten Tagen wieder seiner Arbeit nachgehen. Aber die Erfahrungen der letzten Tage im Ost-Allgäu sind auch für ihn prägend. „Man darf nicht vergessen, dass viele andere Nationen mit ganz anderen Voraussetzungen angereist sind und halbe Profi-Mannschaften am Start hatten. Der Gehörlosen-Sport ist und bleibt innerhalb des Behindertensportes eine Randsportart, weil er von den Paralympics ausgeschlossen ist. Vier Gold- und eine Bronzemedaille sollten für alle Verantwortlichen Grund genug sein, die Strukturen zu überdenken und Möglichkeiten zu schaffen, damit alle Behindertensportler gleiche Bedingungen antreffen.
Philipp Steiner ist realistisch: „Ich geniesse den Moment und freue mich auf die Heimkehr in die Schweiz und den Empfang vom Sonntagabend durch die Gemeinde Münsingen. Was die Zukunft bringt, wird sich erst noch weisen. Aber ich hoffe, dass meine Medaillen für alle Ansporn genug sind, gute Voraussetzungen für die Zukunft zu schaffen.“ Für ihn ist der eigene Erfolg fast sekundär – immer wieder betont er, wie froh er über die Unterstützung seiner Trainer, des Betreuungsstabes und der Service-Leute sei. „Sie sind Teil des Erfolges, ihnen bin ich unendlich dankbar.“
Ehre, wem Ehre gebührt
Am Sonntagabend werden der Gemeinderat und die Bevölkerung von Münsingen den 5fachen WM-Medaillengewinner um 18 Uhr im Schlossgut empfangen und ehren (siehe BERN-OST-Newsmeldung). Nach den Vorfällen vom Freitag auf dem Sozialdienst von Münsingen ist es dem Gemeindepräsidenten und der Verwaltung hoch anzurechnen, dass sie sich kurzfristig zu dieser besonderen Würdigung entschlossen haben.
„Ich werde wohl etwas nervös sein – den Rummel um meine Person mag ich gar nicht so sehr. Aber ich bin stolz, dass mich meine Wohngemeinde mit offenen Armen empfängt“ hält Philipp Steiner fest. Heute Abend will er noch mit den Athleten aus den 13 Teilnehmerländern ausgiebig feiern, bevor morgen die 350 km lange Rückreise ansteht.
Ob er noch einen Wunsch offen habe…? Bitte! „Ich würde mich riesig freuen, wenn möglichst viele Konolfinger, Münsinger und Skisportfreunde mir ihre Stimme zum BÄRNCHAMPION 2012 geben würden. Das Voting läuft noch bis am Montag…!“ i Ehre, wem Ehre gebührt! In diesem Falle ist Eigenwerbung wohl mehr als angebracht!