Petition für ÖV in allen Dorfteilen: SVP Bolligen gegen "Autoflut"

Die SVP Bolligen hat eine Petition gestartet für eine bessere ÖV-Erschliessung in den abgelegenen Dorfteilen. Dabei argumentiert sie eher parteiuntypisch mit "Chancengleichheit" und "Verkehrssicherheit".

pd/abu, info@bern-ost.ch

Bolligen liegt an mehreren ÖV-Linien und wird von Bern aus alle paar Minuten angefahren. Allerdings erstreckt sich die Gemeinde über mehr als 16 Quadratkilometer und mehrere, zum Teil abgelegene Dorfteile, die nur mit dem Auto erreichbar sind.

 

Das hat Folgen für die Bevölkerung. So muss ein Schulbus täglich seine Runden drehen und die Kinder einsammeln. Auch für ältere Leute kann die schlechte Erschliessung ein Problem sein. Sie sind oft auf den öffentlichen Verkehr angewiesen.

 

Dagegen will die SVP Bolligen nun vorgehen. Mit einer Petition fordert sie vom Gemeinderat, ein "gesamtheitliches ÖV-Konzept für das ganze Gemeindegebiet von Bolligen".

 

"Einer Gemeinde wie Bolligen nicht würdig"

In ihrer Medienmitteilung argumentiert die Partei dabei mit mangelnden Perspektiven für ältere Bewohner*innen, Autoflut und Wildparkiererei und dem überlasteten Schulbus, auf den die Schulkinder oft lange warten müssten. "Dies ist einer Gemeinde wie Bolligen, notabene neustens Energiestadt, nicht würdig."

  

Die Forderung nach einem Ausbau des öffentlichen Verkehrs, zumal unter Berufung auf die Umweltproblematik, ist eher untypisch für die SVP. Dazu sagt Michael Christen, Präsident der SVP Bolligen: "Das mit der Umwelt ist eher ein Nebengedanke. Uns geht es mehr um die Lebensqualität. Das Leben in den entfernteren Dorfschaften hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Früher wurde viel Landwirtschaft betrieben. Heute wohnen Leute da, die für die Arbeit pendeln müssen." Dass sich etwas ändern müsse, sei auch während des Lockdowns deutlich geworden, als man wegen der vielen Ausflügler*innen die Strasse nach Ferenberg habe sperren müssen.

 

Die Petition verlangt, die ÖV-Thematik vertieft und "ohne Scheuklappen" anzugehen. "Dass der RBS eine neue Linie einführt, ist wohl eher unrealistisch", erklärt er. "Wahrscheinlich käme eher ein Postauto alle Stunde in Frage. Oder dass ein privates Transportunternehmen den Schulbusbetrieb übernimmt und das mit einem öffentlichen Angebot kombiniert."

 

Mybuxi: "Für ältere Leute nicht optimal"

Das Angebot von Mybuxi (BERN-OST berichtete), das seit Kurzem auf Ferenberg und Bantigen ausgedehnt wurde, löse das Problem nicht, sagt Christen. Erstens funktioniere Mybuxi mit einer App, was für ältere Leute nicht optimal sei. Zweitens sei damit das Problem mit dem Schüler*innentransport nicht gelöst. Ausserdem existiert das Angebot für Ferenberg und Bantigen, nicht aber für Flugbrunnen und Geristein.

 

Zum überlasteten Schüler*innentransport sagt der zuständige Gemeinderat Thomas Zysset (SP): "Es stimmt, dass der Schulbus sehr gut ausgelastet ist. Je nach Verkehr und Baustellensituation kam es sicher auch schon zu Verspätungen. Aber in der Regel kommen alle Kinder pünktlich in ihrer Schule an." Engpässe werden zurzeit mit einem lokalen Taxiunternehmen überbrückt. "Das war klar die wirtschaftlichste Lösung." Für den Schüler*innentransport brauche es deswegen keine weitere ÖV-Linie.

 

Dass die Petition von der SVP kommt, erstaune ihn zwar. "Aber das Anliegen finde ich legitim, es gibt da wirklich einen Mangel, insbesondere für ältere Leute."

 

Unterschriften sammelt die SVP über die Plattform Open Petition. Am Mittwochnachmittag, fünf Tage nach dem Start, hatten 106 Personen unterschrieben.


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Erstellt: 01.10.2020
Geändert: 01.10.2020
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