Pensionskasse: Schweigen ums Millionenloch

Die Behörden von Bolligen, Ittigen und Ostermundigen wollten den desolaten Zustand ihrer Pensionskasse nicht öffentlich machen. Das finanzielle Loch von 36 Millionen Franken hat die politischen Kreise überrascht und teils verärgert.

Herbert Rentsch, Berner Zeitung BZ

«Es ist eine traurige Geschichte.» Lucia Müller, Präsidentin der SVP Ostermundigen, spricht aus, was viele denken. In politischen Kreisen ist man alarmiert über die Situation der Pensionskasse der Gemeinden Bolligen, Ittigen und Ostermundigen (BIO). Man habe zwar von der schlechten Finanzlage gewusst, sagt Lucia Müller, «aber vom Ausmass war ich überrascht.» Die Fakten lassen tatsächlich aufhorchen: In der Pensionskasse klafft ein Loch von 36 Millionen Franken, und der Deckungsgrad ist mit 78,7 Prozent desolat tief (siehe Ausgabe vom Samstag).

Andreas Thomann, SP-Präsident von Ostermundigen, bedauert, «dass man von den Problemen erst nach so langer Zeit erfährt». Schliesslich habe es andere Pensionskassendebakel gegeben. «Dort wurden aber Massnahmen ergriffen.» Thomann und Müller erwarten jetzt vom Gemeinderat, dass er Antworten auf die Fragen liefert.

«Zu schwarz gemalt»

Dass das Loch in der Pensionskasse BIO so gross ist, überrascht auch Helene Blatter, FDP-Präsidentin von Ittigen. «Man hatte schon einiges mitbekommen, aber über das Thema ist kaum gesprochen worden.» Helene Blatter glaubt allerdings, dass jetzt «etwas zu schwarz gemalt» wird. Man werde es erst wissen, wenn Vorschläge zur Sanierung vorlägen.

Bolligen: GPK machte Druck

Dies dürfte aber noch einige Zeit dauern. Denn in Bolligen ist die Geschäftsprüfungskommission schon vor einiger Zeit auf die brenzlige Situation der Pensionskasse aufmerksam geworden und stellte dem Gemeinderat kritische Fragen dazu. Die Antworten seien aber unbefriedigend ausgefallen, sagt GPK-Präsident Hans Flury (SP). «Es hiess, dass bis Mitte 2015 nicht informiert werde, weil noch keine Lösung vorliege.» Dies habe in der GPK zu Ärger und Resignation geführt. «Man muss doch ein Problem kommunizieren, wenn man es erfasst hat», sagt Flury. Der Druck der GPK führte immerhin dazu, dass der Gemeinderat einen Betrag von 400 000 Franken für die Sanierung der Pensionskasse ins Bolliger Budget 2015 aufnahm. Allerdings in der Investitionsrechnung.

Hans Flury, früher Finanzchef der BLS und drei Jahre als Stiftungsrat der Pensionskasse Symova tätig, ist über die Anlagestrategie der BIO erstaunt. Die Kasse sei von einer erwarteten Rendite von über 5 Prozent ausgegangen. «Keine andere Kasse hat eine solche Rendite», sagt er. Normalerweise liege der Erwartungswert zwischen 2,5 und 3,5 Prozent.

Nicht übereilt sanieren

Klar ist: Die Pensionskasse der drei Gemeinden muss saniert werden. Doch wie dringend ist es? Martin C. Kaufmann, Präsident der BDP Bolligen, sagt, die Renten der nächsten Jahre müssten zwar sichergestellt werden. Er warnt aber vor einer übereilten Sanierung auf Kosten der Steuerzahler. «Über einen grösseren Zeithorizont betrachtet ist nicht klar, ob sofort saniert werden muss. Es ist möglich, dass sich die Geldpolitik ändert und damit auch die Erträge steigen.»

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Erstellt: 04.11.2014
Geändert: 04.11.2014
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