Oppligen - Bald soll Trottoir auch Velofahrern gehören
Auf der Dorfstrasse im Zentrum kommt es wegen der engen Platzverhältnisse regelmässig zu brenzligen Situationen. Um Velofahrer besser vor dem motorisierten Verkehr zu schützen, sollen sie künftig legal aufs Trottoir ausweichen dürfen.
Was der Oppliger Gemeindepräsident Christian Tschanz vor einigen Wochen beobachtete, gab ihm zu denken. «Ein Sattelschlepper versuchte auf der Dorfstrasse – trotz Gegenverkehr – einen Velofahrer zu überholen», erzählt Tschanz. «Die Kantonsstrasse ist an dieser Stelle sehr eng. Ein solches Manöver ist eigentlich unmöglich.» Dennoch ereignen sich solche Szenen immer wieder, wie Tschanz aus eigener Erfahrung weiss. Er lebt selber an der Dorfstrasse und hat bereits «viele brenzlige Situationen» mitbekommen. Zum Glück sei bis heute nie etwas Schlimmeres passiert.
Vorschlag stiess beimKanton auf offene Ohren
Im Bereich des Dorfzentrums von Oppligen hat es auf beiden Seiten je ein Trottoir. «Die allermeiste Zeit sind sie leer, da fast keine Fussgänger mehr im Dorf unterwegs sind», sagt Tschanz. «Gleichzeitig werden Velofahrer regelmässig von der Polizei gebüsst, wenn sie zur eigenen Sicherheit auf die Trottoirs ausweichen.» All diese Umstände brachten den Gemeindepräsidenten auf die Idee, die Trottoirs auch für Velofahrer freizugeben. Er besprach sich mit seinen Gemeinderatskollegen, die ihn darin unterstützten, den Vorschlag dem zuständigen Oberingenieurkreis II zu unterbreiten. Auch dort stiess Tschanz mit seinem Anliegen auf offene Ohren.
Innert kurzer Zeit fand eine Besichtigung vor Ort statt, kurz darauf begann die Umsetzung. Vergangene Woche liess das kantonale Tiefbauamt im Amtsblatt die Verfügung publizieren, dass auf den Trottoirs künftig auch Velos gestattet sein sollen. Konkret geht es um die Abschnitte vom Neumattweg Nr. 14 bis zur Abzweigung Brenzikofenstrasse in Fahrtrichtung Herbligen und von der Dorfstrasse Nr. 5 bis zur Abzweigung Schmittenstrasse in Fahrtrichtung Kiesen.
Für Mittellinien sinddie Trottoirs zu schmal
Anders als beispielsweise an der Allmendstrasse in Thun sollen die zwei Trottoirs in Oppligen nicht etwa mit einer gestrichelten Mittellinie zweigeteilt werden – dies, weil sie dafür mit je 1,4 Meter schlicht zu schmal sind. «Auf den Trottoirs wird auf den publizierten Abschnitten zu Beginn das Signal Fussweg mit dem Hinweis ‹Velo gestattet› angebracht und am Ende mit einem weiteren Signal die Velobenutzung aufgehoben», sagt Ueli Weber, Kreisoberingenieur im Kreis II Bern-Mittelland, auf Anfrage. Abgesehen davon werde nichts signalisiert oder markiert.
Aktuell läuft gegen die Verfügung des Tiefbauamts eine 30-tägige Beschwerdefrist. Die Benutzung des Trottoirs durch Velofahrer ist also noch nicht gestattet. Christian Tschanz glaubt jedoch nicht daran, dass die Verfügung angefochten wird: Im Vorwort des neusten Gemeindeblatts wünscht der Gemeindepräsident den verschiedenen Trottoirbenutzern bereits ein «friedliches und rücksichtsvolles Mit- und Nebeneinander».