Obstgarten Rubigen: "Es ist ein Ohnmachtsgefühl aufgetreten"
Letzte Woche fand der Mitwirkungsanlass der Gemeinde Rubigen zum Areal Obstgarten statt, wie BERN-OST berichtete. Es ist der zweite Anlauf für das Bauprojekt im Zentrum des Dorfs. Die Bevölkerung hatte in einer ersten Abstimmung eine Zone mit Planungspflicht (ZPP) mit Referenzprojekt abgelehnt. Nun schlug der Gemeinderat erneut eine ZPP vor, diesmal aber ohne Referenzprojekt. Véronique und Urs Stoupa von der IG "Anwohner Obstgarten" verstehen dies nicht.
Die Stimmung am Mitwirkungsanlass sei geladen und emotional gewesen, sagt Véronique Stoupa. Unter den rund 80 Anwesenden sei auch von ihnen unbekannten Leuten ähnliche Kritik gekommen. "Die Wenigsten haben mit einer neuen, nur leicht abgeänderten ZPP gerechnet." Gemäss dem Demokratieverständnis der IG stimme man nicht nochmals über das Gleiche ab. "Wir haben mit der ersten ZPP alles abgelehnt. Wenn man es nochmals macht, dann muss man auch etwas Neues präsentieren."
Fehlen von Referenzprojekt irritiert
Die neue ZPP kommt ohne Referenzprojekt daher. "Damit man sich nichts vorstellen kann", sagt Véronique Stoupa. Bei der ersten ZPP seien mit dem verbindlichen Projekt die Gebäudemasse genau definiert gewesen. Jetzt seien die Zahlen generell gehalten. "So kann ein Gebäude auch einen Meter höher oder tiefer werden." Im unteren Sektor des Areals könne man mit der neuen ZPP sogar höher und länger bauen als beim Referenzprojekt.
Nach der Ablehnung der ersten ZPP irritiert dies die IG. "Es ist ein gewisses Ohnmachtsgefühl aufgetreten", sagt Urs Stoupa. Beim ersten Mal sei die Bevölkerung nämlich zwar zur Mitwirkung aufgefordert worden, aber ihre Punkte nur marginal eingeflossen. "Unsere Angst ist es, dass es bei der zweiten ZPP auch so ist." Und Véronique Stoupa sagt: "Auf dem Papier sieht die neue ZPP gut aus. Es könnte damit aber ein noch grösseres Projekt kommen als vorher."
"Leute können es sich nicht vorstellen und haben Angst"
Dass der Gemeinderat die Zahlen der zweiten ZPP mit jenen der ersten und nicht mit denen des Referenzprojekts vergleiche, verunsichere die Leute. "Sie können sich das nicht vorstellen und haben Angst, dass die Gebäude nicht ins Dorfbild passen", sagt Urs Stoupa. Sie hätten diesen Punkt am Anlass beanstandet. "Der Gemeindepräsident hat uns gegenüber gesagt, der Fehler bei der ersten ZPP sei gewesen, diese an ein Referenzprojekt zu binden. So war es möglich das Bauprojekt zu visualisieren, weshalb das Projekt seiner Meinung nach abgelehnt worden sei. Deshalb werde die neue ZPP ohne Referenzprojekt vorgelegt."
Gemeindepräsident Daniel Ott Fröhlicher (SP) fand, das Gespräch sei im Verlauf des Abends "auf eine andere Basis gekommen", wie BERN-OST kürzlich berichtete. Er wertete den Dialog trotz allem als konstruktiv, bedauerte aber, dass die Vorteile der ZPP für die Gesamtbevölkerung nicht mehr zur Sprache gekommen seien. "Wir haben den Eindruck, dass der Abend nicht ganz so verlaufen ist, wie es sich der Gemeinderat erhofft hatte", sagt Véronique Stoupa. Sie hätte nicht das Gefühl gehabt, dass das Gespräch auf eine andere Ebene gekommen sei. Urs Stoupa sagt, er habe nicht gespürt, dass der Gemeinderat sie verstanden hätte. "Ich versuche dem Ganzen aber doch einen positiven Aspekt abzugewinnen und hoffe, dass in der Mitwirkung auf unsere Anliegen eingegangen wird", sagt er.
Wieder dieselben Eingaben
Die Mitwirkung dauert noch bis zum 4. April. "Wir werden wieder dieselben Eingaben machen wie bei der ersten ZPP. Nämlich, dass die Dimensionen nicht ins Dorfbild passen", so Véronique Stoupa.