Oberthal - Soll die Firma Oswald bauen dürfen? Nicht alle Oberthaler sehen dies gleich

Sollen im beschaulichen Weiler Alterswil zwei Industriehallen gebaut werden dürfen? Die Interessen in dieser Sache sind unterschiedlich.

Jakob Hofstetter, Wochen-Zeitung
Im Herbst 2011 genehmigten die Oberthalerinnen und Oberthaler ihre Ortsplanung. Nun, zwei Jahre später, stimmen sie bereits über eine Änderung des Zonenplans ab. Der Grund:  In der Zwischenzeit haben sich die Bedürfnisse in der Gemeinde geändert. Die Oswald Cateringtechnik AG möchte das benachbarte Landstück erwerben und darauf vorerst ein Betriebsgebäude stellen – später bei Bedarf allenfalls eine weitere Halle. Der Gemeinderat – und wie sich während der Vernehmlassung zeigte, auch zahlreiche Bürgerinnen und Bürger – stellen sich hinter das Vorhaben des Gewerbebetriebes. Man sei interessiert, das Unternehmen in der Gemeinde zu behalten, sagt Gemeindeschreiberin Cornelia Wegmüller.

Unterschiedliche Interessen

Die beabsichtigte Zonenplanänderung stösst in Oberthal jedoch nicht nur auf Begeisterung. Zu den Kritikern gehören Doris und Walter Bachmann. Sie haben Einsprache erhoben. Das künftige Gewerbeland würde an ihr Anwesen grenzen; zudem führt das Strässchen zu ihrem Haus durch dieses Land. Dieses schöne Landwirtschaftsland in eine Gewerbezone zu überführen sei Raubbau am Kulturland und stehe im Widerspruch zum neuen Raumplanungsgesetz, sagt Walter Bachmann. «So grosse Industriehallen kann man vielerorts aufstellen, aber ganz sicher nicht ins Wohn- und Landwirtschaftsgebiet Alterswil», ergänzt Doris Bachmann. Die grössere Halle ist mit 40 mal 20 Metern in den Plänen aufgeführt, bei einer Höhe von neun Metern. «Diese Hallen würden völlig quer in der Landschaft stehen und wie eine Faust auf das Auge wirken», schreiben die Bachmanns in der Einsprache. Sie fordern deshalb, dass für die Beurteilung der Umzonung auch die Kantonale Kommission zur Pflege der Orts- und Landschaftsbilder beigezogen werden. Dies hat der Gemeinderat jedoch nicht im Sinn. «Wir wissen zwar nicht, inwiefern das AGR auf diese Forderung eingeht, der Gemeinderat hat aber keinen Anlass, die besagte Kommission beizuziehen, da es sich nicht um landschafts- oder ortsbildgeschütztes Gebiet handelt», sagt Cornelia Wegmüller.

Doris und Walter Bachmann sehen auch die Verkehrssicherheit der Kinder gefährdet, wenn zunehmend mehr Lastwagen über das schmale Strässchen fahren würden. Und schliesslich würde auch ihre Liegenschaft, die sie in den nächsten Jahren verkaufen möchten, an Wert einbüssen, sagt Walter Bachmann. «Dass uns dieses Argument als Einzelinteresse ausgelegt wird, ist nicht ganz fair. Immerhin kommt die Abstimmung über die Zonenplanänderung auch nur aufgrund des Einzelinteressens der Firma Oswald zustande.»

«Wir platzen aus allen Nähten»

Die Oswald Cateringtechnik AG ist in den letzten Jahren stark gewachsen (siehe Kasten). «Wir platzen aus allen Nähten», sagt Geschäftsinhaber Rolf Oswald. Bis unter das Dach sind alle Räume mit Material vollgestopft. Dazu haben wir Aussenlager in Bowil, Zäziwil und in einem Bauernhaus hier in Oberthal», schildert Oswald die Platznot.

In den letzten Jahren habe er sich intensiv um einen neuen Standort bemüht. Beispielsweise hätte er gerne in der Eyweid, Zäziwil, zusammen mit der Käserei ein Projekt realisiert. Dies habe der Kanton nicht erlaubt. Auch ums Zeughausareal in Langnau habe er sich beworben. «Aber dort hatte die Gemeinde das Vorkaufsrecht, und diese wollte nicht fremdes Gewerbe haben.» Nach etlichen gescheiterten Versuchen auch in Bowil, Uetendorf und Rubigen habe er sich entschieden, in Oberthal zu investieren. Bezüglich Lärmbelastung bringe der Bau auch Vorteile, da künftig in der Halle verladen werden könne.

Welche Argumente die Oberthalerinnen und Oberthaler als Einzel- respektive als Allgemeininteressen  einstufen und wie sie diese gewichten, können sie an der Gemeinde­versammlung vom 7. Dezember kundtun.

In kurzer Zeit viel grösser geworden

Die Oswald Cateringtechnik AG ist seit 2001 in Oberthal ansässig. Vorher führte die Familie Oswald das Restaurant «Bärli» in Häutligen. Das Catering baute Rolf Oswald zu seinem zweiten Standbein aus, später widmete er sich ganz diesem Geschäft.

Heute bereitet die Firma nicht mehr selber Mahlzeiten zu, sondern unterstützt lokale Metzger, Gastronomen und weitere Catering-Anbieter in ihrem Job. Kochgeräte aller Art und Einrichtungen zum Abwaschen stellt die Firma Oswald den Caterern zur Verfügung und auch Stromaggregate, die selbst bei Grossanlässen mit 5000 Gästen genügend Energie für den Verpflegungsbetrieb produzieren können. Zudem richtet die Oswald Catering­technik AG auch provisorische Industrieküchen ein, die bei Umbauten von Spital-, Heim- und Gastroküchen zum Einsatz kommen.

Als Rolf Oswald vor fast 13 Jahren mit seinem Geschäft nach Oberthal in die einstige Schreinerei im Weiler Alterswil zog, waren sie zwei Leute. Heute arbeiten – je nach Saison – neun bis 15 Personen im Betrieb mit.

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Erstellt: 28.11.2013
Geändert: 28.11.2013
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