Oberthal - Nachbarn laufen schon Sturm

Eine Teilparzelle Landwirtschaftsland soll zur Gewerbezone werden. Dies würde Rolf Oswald erlauben, seinen Betrieb zu vergrössern. Die Gemeinde Oberthal ist dafür, einige Nachbarn dagegen. Entscheiden wird die Gemeindeversammlung.

Laura Fehlmann/ Lara Wüst, Berner Zeitung BZ

Die Oswald Cateringtechnik und Support AG hat ihr Domizil in Alterswil, einem Weiler der Gemeinde Oberthal. Das ging lange gut. Aber die Firma wächst, und auch ihre Lastwagen sind grösser geworden (siehe unten). Mittlerweile lagert Material in Bowil, Zäziwil und im Krautberg. Deshalb sind Oswalds Lastwagen oft unterwegs, um Dinge zu holen oder zu bringen. Umgeladen wird auf dem Hausplatz und – aus Platzgründen – manchmal auf der schmalen Strasse, die auch etwa von Zulieferern blockiert wird. Deshalb will Rolf Oswald sein Betriebsareal auf die angrenzende Wiese ausweiten. Vertreter des Gemeinderates und der Ortsplaner orientierten an einem Informationsabend über das Vorhaben und die dafür notwendige Umzonung von gut 3000 Quadratmetern Landwirtschaftsland.
 

Halle geplant
 

Firmenbesitzer Rolf Oswald hat mit den Grundeigentümern der angrenzenden Teilparzelle bereits einen Vorvertrag abgeschlossen. Der Landkauf kommt zustande, wenn das Grundstück umgezont ist. Dann soll am Hang eine 40 mal 20 Meter grosse Halle aufgestellt werden, die  als Lager und Umschlageplatz dient. Damit würden Lärmimmissionen vermindert und auch die Zahl der Lastwagenfahrten, weil die auswärtigen Lager aufgehoben würden. Die Lastwagen könnten ebenerdig von der Gemeindestrasse her in die Halle fahren, was langwierige Parkiermanöver unnötig machen würde. Das alles bedeute weniger Verkehr und weniger Lärm, wie Rolf Oswald an der Informationsversammlung beteuerte.
 
Nachbarn wehren sich
 

Bereits hat das Büro ANS Architekten aus Worb erste Pläne des Bauvorhabens  angefertigt. Nebst der Halle sind darauf ein zweites, kleineres Gebäude sowie eine Ringstrasse rund um das Grundstück zu sehen. An diesen beiden Objekten entzündete sich die Diskussion unter den zahlreichen Besuchern des Informationsabends. Eine Anwohnerin befürchtet, dass ein zweites Gebäude weitere Lastwagen und damit mehr Lärm mit sich bringen könnte. Sie befürchtet, dass ihr Haus wegen der überbauten Gewerbezone an Wert verlieren und allfällige Kaufinteressenten abschrecken könnte. Für Ärger unter mehreren Anwohnern sorgt aber die Ringstrasse. Sie befürchten Lärm, Mehrverkehr und ein erschwertes Durchkommen zu ihren Liegenschaften. Doch ist die Strasse laut Vizegemeindepräsident Michael Röthlisberger nicht geplant, sondern nur als Möglichkeit auf den Plänen eingezeichnet. Dass sie jemals gebaut wird, sei unwahrscheinlich, da Rolf Oswald sie selber bezahlen müsste.
 

Ambitionierter Zeitplan
 

Derzeit läuft das Mitwirkungsverfahren für die Umzonung. Eingaben können noch bis am 23. August eingereicht werden. Die öffentliche Auflage für die Änderung des Zonenplans ist für Oktober vorgesehen. Der Gemeinderat will an der Gemeindeversammlung vom 7. Dezember über die Umzonung abstimmen lassen. Der ehemalige Gemeindepräsident Hans Jaun rät vorbehaltlos zu einem Ja. «Es ist die letzte Gelegenheit, Gewerbeland einzuzonen. Wir müssen die Abwanderung bremsen und diesem Betrieb Gelegenheit zur Erweiterung geben.» Mit 2,15 Einheiten hat die Gemeinde Oberthal eine der höchsten Steueranlagen des Kantons und ist auf jeden Steuerzahler angewiesen. Ein paar Neuzuzüger sind noch im Möschberg-West zu erwarten, wo vorläufig aber noch nicht gebaut wird.
 
Oswald Cateringtechnik AG
Wachstum in der Abgeschiedenheit
 
Die Firma Oswald Cateringtechnik AG beliefert Restaurants oder Caterer in der Schweiz mit küchentechnischen Geräten. In den vergangenen Jahren ist das Unternehmen stetig gewachsen. Der Besitzer möchte den Standort in Alterswil aber nicht aufgeben, obwohl er abseits der grossen Verkehrswege liegt. «Das Konzept von Oswald Cateringtechnik AG ist einfach», sagt Firmeninhaber Rolf Oswald: Caterer, Partyservices oder auch Restaurants würden bei Grossanlässen oft an ihre Grenzen stossen, wenn es darum gehe, Speisen ohne qualitative Abstriche zu servieren. Zum Teil sei der Koordinationsaufwand zu gross, und zum Teil fehle es schlicht an der nötigen Infrastruktur. «Und dort springen wir ein», sagt der 42-Jährige. Seine Firma beliefert die Veranstalter mit dem nötigen Know-how sowie mit den neusten technischen Geräten wie etwa modernen Steamern. «So kann auch das 1000. Rindsfilet noch à point serviert werden.»
 
«Das Gebäude in  Alterswil war ideal»
 
Die Idee zu diesem Konzept kam Rolf Oswald vor rund 15 Jahren. Damals war er selbst als Caterer im Partyservice tätig. Zu der Zeit war der Markt an Cateringanbietern jedoch übersättigt, immer mehr Veranstalter boten ihre Dienste an. «Um bestehen zu können, musste ich immer schneller und besser werden.»  Und das konnte er nur, indem er seine Technik fortwährend auf den neusten Stand brachte. Dies sprach sich in der Branche herum, und vermehrt wurde er von der Konkurrenz – den heutigen Kunden – angefragt, ob er seine Ausrüstung vermieten würde. Oswald liess sich darauf ein, zog sich aus dem Partyservice zurück und gründete die Oswald Cateringtechnik AG, die er anfangs als Einmannbetrieb führte.  Zu Beginn war der Standort in Alterswil ideal. «Es gab genügend Parkplätze und Lagerraum.»
 

Firma stösst platzmässig an ihre Grenzen

 
Seit der Firmengründung  ist das Unternehmen jedoch  stetig gewachsen. Heute beschäftigt es acht  Festangestellte und, je nach Anlass, acht bis zehn Aushilfen. Zu den Kunden zählen etwa die Veranstalter des Skirennens am Lauberhorn, die Tour de Suisse oder das Orange Cinema in Zürich.  In den heutigen Räumen stösst die Firma deshalb bereits seit längerem an ihre Grenzen. Das hat Folgen: «Damit wir in Alterswil bleiben können, sind wir auf eine neue Logistik- oder Lagerhalle angewiesen», sagt Oswald. Hier bleiben würde er gern: «Wenn wir umziehen, müssen wir das Geschäft von Grund auf neu bauen. In Alterswil könnten wir dieses jedoch einfach erweitern.»  Und dies würde ihn weniger teuer zu stehen kommen – für die Erweiterung müsste er halb so viel Lande erwerben wie für einen Neubau.  Eine angrenzende Parzelle soll nun in Gewerbeland umgezont werden.

Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 15.08.2013
Geändert: 15.08.2013
Klicks heute:
Klicks total: