Oberthal - Kind und Hund beschnuppern sich

Besuch im Schulhaus: Vier Hundeteams der Organisation Kind & Hund besuchten die Unterstufe. Die Kinder lernten den Umgang mit den Vierbeinern.

Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ

«Wollt ihr gerne einen Hund streicheln?», fragt Steffi Burri. Die Antwort kommt aus 17 Kehlen: «Jaaaa!», rufen die 17 Kinder der 1. bis 3. Klasse in Oberthal. Sie sitzen im Halbkreis auf dem Pausenplatz. Steffi Burri, Moderatorin der Organisation Kind & Hund macht vor, wie die Streichelübung geht: Sie begrüsst Hundeführer Peter Gehri und fragt, ob sie Hündin Amira streicheln darf. Diese beschnuppert Burris Hand und lässt sich danach gerne streicheln. «Schön seitlich am Hals, am Rücken und am Bauch. Nie von hinten, nie ohne zu fragen und nie davonrennen», erklärt die Moderatorin.

 

Körpersprache lernen

 

Vor den praktischen Übungen haben die Kinder schon viel über die Nachfahren des Wolfs gelernt. Zuerst mit der Lehrerin Ann Kathrin Eggenberger, dann mit Steffi Burri. Sie üben, mit den vier Hunden, die heute an der Schule sind, Kontakt aufzunehmen, versuchen es mit lautem Bellen, Heulen und Winseln. Auf diese menschlichen Kommunikationsversuche tut keiner der Vierbeiner einen Wank. Wie Remo aber «Balu» ruft, hebt der riesige, französische Hirtenhund den Kopf, während die andern drei Hunde nicht reagieren. «Hunde haben ein sehr feines Gehör», sagt Steffi Burri. Die Moderatorin zeigt Bilder von Hunden mit typischen Körperhaltungen. Macht er sich gross, stellt die Nackenhaare und den Schwanz, sollte es für Menschen klar sein, dem Tier auszuweichen. Erst recht, wenn es die Zähne sehen lässt oder gar knurrt. «Das heisst klar: Lass mich, sonst muss ich schnappen», sagt Steffi Burri. Im Gegenzug beobachten auch Hunde die Körpersprache der Zweibeiner und reagieren entsprechend. Deshalb müssen sich die Kinder mehrere Regeln merken: langsam gehen, statt rennen, denn das weckt im Hund die Lust, den Rennenden zu verfolgen. Sollte das trotzdem vorkommen, rät die Moderatorin: «Stehen bleiben und wegschauen.» Denn: Einem Hund fest in die Augen zu blicken, ist falsch und kann seinen Kampfgeist wecken. Zwei Buben starren einander in die Augen und merken: Das ist unangenehm. Deshalb üben die Kinder, langsam und mit gebührendem Abstand am angeleinten Tier vorbeizugehen, ohne es zu beachten. Tatsächlich bleibt der Hund ruhig liegen.

 

Das Tier respektieren

 

Viele der Oberthaler Kinder haben zu Hause einen Hund. Trotzdem fühlen sich einige unsicher und fürchten sich, vor allem vor grossen Tieren. Die Lektion von Kind & Hund will den Kindern die Angst nehmen und hat auch das Ziel, Respekt vor dem Tier zu lehren (siehe Kasten). Das heisst, es in Ruhe fressen lassen, nicht stören, wenn es schlafen will, und niemals mit hektischen Bewegungen oder von hinten berühren. Das wird geübt. Im Gänsemarsch gehen die Kinder, eins nach dem andern, auf einen Hund zu, lassen ihre Hand beschnuppern und kraulen ihn am Hals. Das klappt. Die Vierbeiner der Kind&Hund-Teams sind an Kinderhände gewöhnt und belohnen die Streicheleinheiten mit freundlichem Schwanzwedeln. Laura Fehlmann

 

 

Kind & Hund - Prävention

 

Die Kommission Kind & Hund ist ein Präventionsprojekt der Interessengemeinschaft Kynologischer Organisationen im Kanton Bern. Acht Teams – neun weitere sind in Ausbildung – besuchen Kindergärten und Schulklassen im Kanton Bern, um Kindern den richtigen Umgang mit Hunden zu vermitteln. Das Ziel ist, bei den Kindern den Respekt gegenüber Hunden aufzubauen, Ängste abzubauen und damit Unfälle zu verhindern. Bei den Einsätzen an Schulen wird darauf geachtet, dass mit einem Hundeteam nicht mehr als 5 Kinder arbeiten. Das bedeutet, dass oft fünf Teams gleichzeitig im Einsatz sind und die Kosten mit den 200 Franken, welche die Schulen bezahlen, nicht gedeckt sind. So müssen die IG und Sponsoren in die Bresche springen

 

www.kindundhund.ch


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Erstellt: 05.06.2014
Geändert: 05.06.2014
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